Vom Dreschpflegel und der Öchslebahn

Familienurlaub in Oberschwaben

Drei Kinder stehen zusammen und pusten aus ihren Handflächen die Weizenkörner heraus.
Zeitreise durch Oberschwaben

BW Story - Stefan Kuhn

Zeitreise durch Oberschwaben

„Kraut“ ruft der Neunjährige, „und“ seine Zwillingsschwester, „Speck“ der große Bruder! Und wieder: „Kraut und Speck! Kraut und Speck!“ Die Kinder sind ganz versunken in ihre Arbeit. In regelmäßigem Rhythmus schlagen sie abwechselnd mit DreschPlegeln auf das in der Mitte liegende Getreide. Ganz ernsthaft, immer wieder: „Kraut und Speck, Kraut und Speck.“ Die Köpfe sind schon ganz rot vor Anstrengung. „Puh, ist das mühsam“, stöhnt meine Tochter. Und auch die beiden Jungs sind froh über eine Pause. Rasch wird das Dreschgut eingesammelt.

Ein Junge und ein Mädchen stehen in einer Scheune und dreschen mit einem alten Werkzeug das Stroh.

Im Museumsdorf Kürnbach tauchen Gäste in 600 Jahre oberschwäbische Geschichte ein. | © Stefan Kuhn

Drei Kinder schlagen mit einem Dreschflegel auf das ausgebreitete Stroh am Boden.

Mit dem Dreschflegel wurde früher die Spreu vom Weizen getrennt. | © Stefan Kuhn

Eine Person hält ihre zwei Hände offen vor sich. Auf ihren Handflächen liegen Weizenkörner.

Ausbeute der Dreschflegelaktion im Museumsdorf Kürnbach. | © Stefan Kuhn

Drei Kinder stehen zusammen und pusten aus ihren Handflächen die Weizenkörner heraus.

Wer Mehl wollte musste kräftig zupacken. | © Stefan Kuhn

Dorfleben von anno dazumal

Dorfleben von anno dazumal

„Jetzt blast mal vorsichtig in eure Hände“, sagt Christina McMullin, die uns durch das Museumsdorf Kürnbach führt. „So trennt ihr die Spreu vom Weizen.“ Gesagt, getan oder besser geblasen. Übrig bleiben ein paar Körner, die zwar gut und süß schmecken, die aber noch nicht einmal für ein kleines Brötchen reichen würden. Die drei Scheunendrescher sind froh, dass das Mehl, mit dem sie danach die typisch oberschwäbischen Dinette machen, schon in der alten Backstube parat steht. Auch hier im Backhäusle von 1886 geraten die drei ins Schwitzen; schließlich hat Bäcker Dietmar Neltner schon ordentlich eingeheizt. Geduldig erklärt er den Kindern, wie ihre Ururgroßeltern gebacken haben und lässt sie auch selbst die schweren Bleche in den Holzofen schieben. In Kürnbach tauchen sie ein in 600 Jahre oberschwäbische Geschichte und lernen das DorPleben von anno dazumal kennen: Sie bestaunen original eingerichtete Stuben und Werkstätten, haben Spaß auf der historischen Kegelbahn. Und sehen doch auch, wie hart das Leben früher war.

Zwei Jungen und ein Mädchen sitzen auf einem alten Traktor und grinsen.
Strahlende Kinderaugen gibt es im Museumsdorf Kürnbach inklusive. | © Stefan Kuhn
Ein Junge hebt mit einer Heugabel Heu auf einen Traktoranhänger.

Im Museumsdorf Kürnbach darf mit angepackt werden. | © Stefan Kuhn

Ein Mädchen steht an einem Tisch vor einem Backblech und streut Hagelzucker auf Gebäckteile.

Im Museumsdorf Kürnbach werden in der alten Backstube noch immer Köstlichkeiten hergestellt. | © Stefan Kuhn

Eine Frau steht mit ihren drei Kindern hinter einem großen Tisch in einer alten Backstube. Alle halten ihre selbstgemachten Gebäckteile in die Höhe.
Leckeres von Bäcker Dietmar Nelter im Museumsdorf Kürnback. | © Stefan Kuhn
Ein Junge steht vor einer alten Kegelbahn und lässt gerade eine Kugel auf die Kegel zurollen.
Auf der historischen Kegelbahn im Museumsdorf Kürnbach ist Spaß vorprogrammiert. | © Stefan Kuhn
Eine Kuh streckt ihre Zunge heraus. Vor der Kuh steht ein Holzzaun.
Geschichte zum Anfassen - auch die Kühe im Museumsdorf Kürnbach brauchen Zuneigung. | © Stefan Kuhn
Zwei Jungen springen über Strohballen.

In Oberschwaben finden Abenteuerlustige ein wahres Outdoor-Paradies. | © Stefan Kuhn

Öchslebahn

Mit der Öchslebahn unterwegs

Geschichte zum Anfassen gibt es auch ein paar Kilometer weiter östlich. Hier fährt in den Sommermonaten die Öchslebahn zweimal pro Tag von Ochsenhausen nach Warthausen. Während in den liebevoll restaurierten Waggons der Schmalspurbahn, die zum Teil noch aus dem 19. Jahrhundert stammen, schwäbische Eisenbahnromantik zu erleben ist, dürfen meine Kinder einen Teil der Strecke in der alten Lok mitfahren. Die dicke „Berta“
schnauft und dampft durch die hügelige Landschaft. Doch das tut sie nicht einfach so; dafür braucht sie jede Menge Kohlen, die per Hand und Schaufel in den glühend heißen Ofen geschoben werden müssen. „800 Kilo sind es etwa pro Tag“, weiß Lokführer Frank Rebholz und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „ICE-Fahrer haben es da leichter“, stellt mein Sohn nüchtern fest. Und da wir dann schon einmal in Ochsenhausen sind, statten wir auch dem ehemaligen Benediktinerkloster einen Besuch ab: Der prächtige Barockbau sieht aus wie ein Schloss und beherbergt eine der berühmtesten Orgeln Süddeutschlands in seiner Klosterkirche. Wir haben leider keine Zeit, sie in Aktion zu hören, aber allein die Optik ist beeindruckend.

Eine große schwarze Dampflokomotive vor der viele Menschen stehen.
Schwäbische Eisenbahnromantik erleben Gäste mit der Öchslebahn. | © Stefan Kuhn
Eine Frau sitzt mit ihren drei Kindern im Inneren der Öchslebahn auf Holzbänken.
Nostalgische Fahrt mit der Öchslebahn von Ochsenhausen nach Warthausen. | © Stefan Kuhn
Der Zugführer steht im vorderen Abteil der Lok an den vielen Schaltern und Hebeln.
Geschichte zum Anfassen gibt es bei der Öchslebahn. | © Stefan Kuhn
Drei Kinder stehen mit dem Lokführer im Steuerabteil der Lok.
Drei Kinder stehen mit dem Lokführer im Steuerabteil der Lok. | © Stefan Kuhn
Am Federsee...

Ausflug an den Federsee ...

Am nächsten Tag reisen wir noch weiter zurück in die Vergangenheit: ins Jahr 4000 v. Chr., in die Jungsteinzeit. Meine Tochter hockt vor dem Mahlstein und rollt einen kleinen Stein, den sogenannten Läufer, über die Körner, vor und zurück. „Ganz schön anstrengend“, Pindet sie wieder und ahnt, dass auch in den ersten Dörfern am Federsee vor dem Genuss einer Scheibe Brot harte Arbeit stand. Davon zeugen die Reste der steinzeitlichen Lager, die im Federseemuseum Bad Buchau nicht nur angeschaut, sondern angefasst und ausprobiert werden dürfen. Die Kinder sind begeistert. Auch von der Fahrt im Einbaum, die wir – anders als die Menschen damals – einfach zum Vergnügen unternehmen dürfen.

Eine Frau springt mit ihren drei Kindern auf einem Naturtrampolin auf einem Waldboden herum.
Groß und klein haben Spaß auf dem Naturtrampolin im Wackelwald am Federsee. | © Stefan Kuhn
Eine Frau steht mit ihren drei Kindern auf einem Waldweg. In der Hand halten sie Utensilien die sie für die Entdeckerreise brauchen.

Im Wackelwald am Federsee wartet eine Entdeckerreise auf die Gäste. | © Stefan Kuhn

Eine Frau steht mit ihren Kindern vor einer Informationstafel in einem Wald. Eine andere Frau zeigt auf die Tafel und erklärt ihnen etwas.

Kerstin Wernecke vom NABU-Naturschutzzentrum gibt  interessante Führungen am Federsee. | © Stefan Kuhn

Fünf Personen laufen über einen Holzsteg über den Federsee.

Über den Federseesteg geht es zu der Plattform über dem See. | © Stefan Kuhn

Eine Frau und ein Kind stehen vor einem Fernglas. Der Junge schaut durch das Fernglas und die Frau zeigt mit ihrem Finger auf etwas in der Landschaft.
Am Federsee lassen sich viele Vogelarten beobachten. | © Stefan Kuhn

Großen Spaß haben die drei dann auch im Wackelwald, der nur ein paar Schritte weiter zu Pinden ist. Wie bei einem riesigen Naturtrampolin wackelt das Moor hier wie ein Pudding. Leider lieben auch Bremsen und Mücken ihn sehr, so dass wir nicht alle Stationen der Entdeckungsreise voll genießen können. „Wer herkommt, sollte besser eine lange Hose und einen Pulli anziehen“, empPiehlt der Älteste und wehrt die nächste Attacke ab.


Direkt nebenan wartet mit über 30 Quadradkilometer und ohne nennenswerte Belästigung durch Blutsauger das Federseemoor auf uns. Kerstin Wernecke vom zugehörigen NABUNaturschutzzentrum führt uns gut gelaunt über den 1,5 km langen Federseesteg durch dieses Eldorado für Tiere und PPlanzen. Was sie alles weiß, ist faszinierend. Sie erzählt uns, dass der Feldschwirl minutenlang singen kann, ohne Luft zu holen, wie das Braunkehlchen mit seiner Nachbarin Plirtet und warum es dafür hohes Gras braucht. Und warum man sagt: „Der schimpft wie ein Rohrspatz“ verstehen wir sofort, als wir den Teichrohrsänger hören. Mit einem großen Fernrohr entdeckt Johan die seltene Rohrweihe und einen Turmfalken, und auch Schmetterlingsfan Mieke kommt mit über 70 Tagschmetterlingsarten, die hier leben, voll auf ihre Kosten.

Aktiv in der Natur

Aktiv in der Natur

Als wir abends vor unserem Wohnwagen sitzen, der für die Tage hier auf dem Campingplatz am Badsee steht, lassen wir das Erlebte Revue passieren und freuen uns schon auf den nächsten Tag. Neben soviel Geschichte und Geschichten ist die Region Oberschwaben nämlich auch für Outdoor-Fans ein Paradies. Radler Pinden hier über 500 km abwechslungsreiche und lückenlos ausgeschilderte Routen. Wir radeln zum Beispiel von Leutkirch durch welliges Wald- und Wiesenland, vorbei an idyllischen Dörfern und
kristallklaren Bächen bis Isny. In dem fast 1000 Jahre alten Städtchen mit den hohen Mauern, Türmen und Toren gibt es dann ein dickes Eis und ein kühlendes Fußbad. 

Eine Frau steht mit ihren drei Kindern vor dem Schloss Kisslegg auf einer Wiese. Zwei Personen haben einen Federballschläger in der Hand und klatschen sich ab.

Familien verbringen gerne Zeit beim Schloss Kisslegg. | © Stefan Kuhn

Vor dem Schloss Kisslegg sitzt eine Frau mit ihren Kindern auf einer Decke und picknicken.
Im Garten von Schloss Kisslegg darf gepicknickt werden. | © Stefan Kuhn
Drei Kinder rennen fröhlich in einen See.

Der Naturbadesee bei Kisslegg ist der Inbegriff von perfektem Urlaub.| © Stefan Kuhn

In einem See schwimmen einige Menschen. Ein Mädchen hebt ihre Arme freudig in die Höhe.

Im Strandbad am Obersee kann man unter hohen, alten Bäumen chillen, während die Kinder im Wasser toben.| © Stefan Kuhn

Drei Kinder klammern sich in einem See an den Rand eines Tretbootes.

Eine erfrischende Abwechlsung bietet ein Badetag im Strandbad am Obersee. | © Stefan Kuhn

In der Mitte des Sees liegt eine große Schwimmmatratze in Form einer Krake. Ein Mädchen springt darauf in die Höhe.

Im Strandbad am Obersee gibt es eine Riesenkrake für den ultimativen Wasserspass.| © Stefan Kuhn

Eine Frau und drei Kinder rennen fröhlich vom See ans Ufer.

Der Naturbadesee ist nur einen kurzen Fußmarsch vom Schloss Kisslegg entfernt.| © Stefan Kuhn

Und da Wasser überhaupt meiner Kinder liebstes Element ist, darf bei unserem Oberschwaben-Urlaub auch ein Bad im See nicht fehlen. Dafür fahren wir nach Kisslegg, wo wir aber zunächst am Schloss Halt machen. Für eine Besichtigung kann ich die Kinder, die rasch ins kühle Nass wollen, nicht mehr begeistern, aber ein Picknick im romantischen Schlossgarten ist sehr nach ihrem Geschmack. Von dort ist es auch nur noch ein kurzer Fußmarsch zum Strandbad am Obersee. Der malerisch gelegene Naturbadesee ist für meine drei seitdem der Inbegriff von perfektem Urlaub: Chillen unter den hohen, alten Bäumen, toben im Wasser des Moorsees und Salti vollführen auf der Sprungturm-Plattform und sie sind glücklich. Und am Ende eines weiteren wunderbaren Urlaubstages sagt meine Tochter: „Ich hab’ schon wieder Hunger wie ein Scheunendrescher!“

 

Mehr zur Tour

Übersicht

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Historisches Museum Bad Schussenried

Oberschwäbisches Museumsdorf Kürnbach

Oechsle Bahn 99 788 20130905 043090 Wald Wenned

Nostalgie-/Freizeitbahn Warthausen

Öchsle - Die Museumsbahn

TMBW OTG Family Federseesteg Wackelwald 182

See Bad Buchau

Federseesteg

  • WELTOFFEN
119 IRZ 7829

Naturschutzgebiet Bad Buchau

Naturerlebnis Federsee

Wackelwald Bad Buchau

Wald Bad Buchau

Wackelwald

  • WELTOFFEN
MUSEUM FORSCHNER copyright Lilian Gl sle

Heimatmuseum Bad Buchau

Federseemuseum Bad Buchau

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