Urbanes Flair
Städte-Hopping an der Donau
© TMBW, Foto: Joachim Negwer
BW-Story - Hirsch & Greif
3 Genussstädte an der Donau in BaWü
Hier haben die Menschen eine besondere Beziehung zur Donau. Sie wachsen mit ihr auf, finden an ihrem Ufer Ruhe, Abkühlung, Inspiration und Spaß. Drei Donau-Städte stellen wir vor.
Wenn sich das Tor des Golems öffnet, ist der Morgen längst bereit für eine Mittagspause. Nicht selten hat sich dann schon eine kleine Schlange auf dem schmalen Gehweg vor dem Tuttlinger Café gebildet. Das Golem ist ein echter Publikumsmagnet, und das zu Recht! Auf der Speisekarte stehen Pizza, Pasta und Risotto. Es werden hausgemachte Eistees angeboten. Den freien Blick auf die Donau gibt es gratis dazu. Langsam und gemächlich fließt sie am Café vorbei, unter einer Brücke hindurch und verschwindet ein paar Meter weiter hinter einer Kurve. Schnell haben sich die Gäste auf dem weitläufigen Gelände verteilt. Einige haben es sich auf den Liegestühlen im Sand bequem gemacht. Eine Gruppe Jugendlicher fläzt auf niedrigen Loungestühlen ganz in der Nähe der Bar – dort, wo die Musik am lautesten ist. Und ein Pärchen sitzt auf einer großen hölzernen Sitzplattform und studiert die Speisekarte. Hier findet jeder seinen Lieblingsplatz.
Der zweitlängste Fluss Europas beginnt ganz klein
Die Donau entsteht in Baden-Württemberg aus den beiden kleinen Flüssen Brigach und Breg. Sie vereinigen sich in Donaueschingen und machen sich auf eine 2.857 Kilometer lange Reise bis zur rumänischen Hafenstadt Sulina am Schwarzen Meer. Auf ihrem Weg durchquert die Donau landschaftlich reizvolle Gegenden wie das felsenreiche Obere Donautal. Sie durchfließt zehn Länder, so viele wie kein anderer Fluss der Erde - und sieht Großstadtschönheiten wie Wien und Budapest.
Charme der Tuttlinger Innenstadt
Vom Café bis zum Marktplatz des Städtchens sind es nur wenige Gehminuten. Ein Bummel lohnt sich. Das geschichtsträchtige Tuttlingen wirkt einladend. Auf dem Marktplatz plätschert der markante Pyramidenbrunnen. Es gibt viele Cafés, die jetzt im Sommer gut besucht sind, und in der Ferne läuten die Glocken der Stadtkirche. In einer Ecke gegenüber dem Brunnen hält ein älterer Herr prüfend eine Pinzette gegen das Licht - und das schon seit 36 Jahren. Die gut zwei Meter hohe Skulptur „Der Instrumentenmacher“ ist ein Denkmal für die Medizintechnik, die am Hightech-Standort Tuttlingen eine lange Tradition hat.
Hoch über Tuttlingen, auf dem Hausberg der Stadt, liegen die Reste der Festungsanlage Honberg. Die einst mächtige Gipfelburg wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und erst im 19. Jahrhundert teilweise wieder aufgebaut. Heute kann man den Zinnenturm besteigen und den Blick über die Stadt und das Donautal genießen. Wer die Ruine im Sommer besuchen möchte, sollte sich vorher über die Termine des Honberg-Sommers informieren. Das zweiwöchige Festival auf dem Ruinengelände zieht Menschen aus ganz Deutschland an.
Lust, die Donau wunderbar natürlich und wild zu erleben? Dann empfehlen wir die DonauWellen. Damit ist nicht der Kuchen gemeint, sondern sechs Premiumwanderwege, von denen drei entlang des Flusses führen. Das Konzept der Wanderwege orentiert sich an der namensgebenden Süßspeise. So werden die Highlights etwa als Schokoguss bezeichnet. Und sogar der Kalorienverbrauch der Wanderung wird in Donauwellen angegeben. Wer die relativ anspruchsvolle Donaufelsen-Tour bei Fridingen erwandert, hat die Kalorien von vier Donauwellen (dem Kuchen) verbrannt.
Die Mittelalterstadt Ehingen
127 Kilometer flussabwärts liegt Ehingen. Hier fließt die Donau nicht durch die Stadt, sondern umfließt die Ausläufer in einem großen Bogen. Dennoch ist die Innenstadt nicht wasserlos. Hier plätschert die Schmiech, ein Flüsschen, das wenige Kilometer nördlich von Ehingen entspringt. Sie durchquert die Kernstadt, bevor sie in die Donau mündet. Im Vergleich zur Donau ist die Schmiech zwar winzig, aber auch sie zieht in den warmen Monaten die Menschen magisch an. Besonders im Stadtgarten, wo man ihr ganz nah kommen kann. Dort fließt die Schmiech neben dem flachen Groggensee durch eine angelegte Flussschleife. Hier kann man kneippen, sich erfrischen oder ein Picknick genießen. Für Reisende bieten einige Gastgeber in der mittelalterlichen Stadt reich gefüllte Picknickkörbe an. Diese genießt man dann an seinem persönlichen Lieblingsplatz, zum Beispiel im Stadtgarten direkt an der Schmiech.
Dem Bier hinterher
Und wer doch die Donau sehen möchte, kann das auf dem 14 Kilometer langen Bierwanderweg. Der führt auch an den fünf Brauereien der Stadt vorbei, von denen manche schon seit hunderten Jahren brauen. Der Wanderweg beginnt an dem mit Figuren geschmückten Theodul-Brunnen am Marktplatz und führt unter anderem zum Wolfertturm im Wolfertpark. Wer die 126 Stufen auf den 30 Meter hohen Turm hinaufsteigt, hat eine grandiose Aussicht über die Stadt und bei klarem Himmel – und mit guten Augen – sogar bis zu den Alpen.
Wer mit dem Kanu auf der Donau unterwegs ist, landet in den Sommermonaten zwischen Immendingen und Möhringen möglicherweise auf dem Trockenen. Denn an etwa 155 Tagen im Jahr, wenn die Donau wenig Wasser führt, verlässt sie ihre gewohnten Bahnen und verschwindet. Sie taucht vollständig ab und fließt durch unterirdische Kanäle in den Aachtopf, um von dort in den Bodensee zu gelangen und als Rhein in die Nordsee zu fließen. Führt die Donau viel Wasser, fließt natürlich trotzdem ein Teil des Wassers zum Aachtopf – der Rest überfließt die Ritzen und Spalten einfach und strömt weiter Richtung Schwarzes Meer.
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Ulm: Die Stadt am Strom
Wer Ulm in seiner vollen Pracht sehen will, geht am besten an das Donau-Ufer. Dort, auf der Höhe des Edwin-Scharff-Hauses, liegt die Uferbar. Ein waldgrün gestrichener Kiosk, aus dem leckere Sommerdrinks, Wein, Bier und Kaffeespezialitäten verkauft werden. Mit der Erfrischung im Glas kann man an einem freien Tisch oder in einem Liegestuhl Platz nehmen und den Ausblick genießen. Genauer gesagt den Anblick, und der ist wirklich etwas Besonderes. An heißen Tagen treiben und fahren zahlreiche Schlauchboote und Kajakfahrer auf der Donau. Auf der langen Uferpromenade gegenüber sind Joggerinnen und Radfahrer unterwegs. Das Ulmer Münster mit dem welthöchsten Kirchturm ragt über den Häusern hervor. Und man sieht die Spitze der außergewöhnlichen, gläsernen Pyramide, in der die Stadtbibliothek untergebracht ist.
Das Fischerviertel
Gleich geht’s noch auf einen Bummel durch die mittelalterliche Stadt. Ins überaus hübsche Fischerviertel zum Beispiel, das am Flüsschen Blau liegt. In den zum Teil krummen und schiefen Fachwerkhäusern lebten und arbeiteten bis ins 19. Jahrhundert Fischer, Gerber und Schiffsleute. Heute haben sich hier viele besondere Geschäfte, Restaurants und Bars eingemietet, die dem Viertel das besondere Etwas verleihen.
Auf der Stadtmauer zum Berblinger Turm
Die nächsten Highlights sind nicht weit entfernt, denn auch die Stadtmauer gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Sie beginnt am Fischerviertel und erstreckt sich über die Herdbrücke bis kurz vor den Aussichtsturm. Die Mauer wurde im Jahr 1480 errichtet und lag damals auf Wasserhöhe. Heute fließt die Donau einige Meter tiefer und hat Platz für einen hübschen Grünstreifen und einen Rad- und Gehweg gemacht. Am Berblinger Turm heißt es Kräfte und Mut zusammennehmen, denn es geht schräg hinauf: 71 Stufen führen auf die Aussichtsplattform des rot-weißen Eisenturms, der nicht gerade, sondern im 10 Grad schrägen Winkel nach oben verläuft. Er wurde zu Ehren des Schneiders und Erfinders Albrecht Ludwig Berblinger errichtet, auch bekannt als der Schneider von Ulm. Der unternahm 1811 einen Flugversuch mit einem selbstgebauten Hängegleiter von einem 20 Meter hohen Podest der Stadtmauer – der im kalten Donauwasser endete. Von der 20 Meter hohen Plattform hat man einen tollen Blick über die Stadt und auf die Donau, die hier zügig vorbeifließt. Die Donau fasziniert aus jeder Perspektive – von hier oben kann man ihr wunderbar lange hinterherblicken.
Übersicht
Städte-Hopping an der Donau im Süden
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