Im Einklang mit der Natur

Nachhaltige Ferien am Bodensee

Die MS Insel Mainau ist der erste vollelektrisch angetriebene Katamaran der Bodensee-Schiffsbetriebe.
Reisen mit einem grüneren Gewissen

BW-Story - Hirsch & Greif

Reisen mit einem grüneren Gewissen

Auf dem Weg zu einem respektvollen Tourismus:
Wir besuchen Betriebe und Ausflugsziele der Marke “ECHT nachhaltig Bodensee” und fahren mit der neuen Elektrofähre. Entdeckt interessante Tipps für einen umweltfreundlicheren Urlaub am Bodensee.

Das Elektroschiff MS Insel Mainau fährt CO2-neutral von Uhldingen über Meersburg zur Insel Mainau.
Das Elektroschiff MS Insel Mainau fährt CO2-neutral von Uhldingen über Meersburg zur Insel Mainau. | © TMBW, Foto: Gregor Lengler

Noch liegt ein zarter Dunst über dem Bodensee. Aber die Sonne hat trotz des Schleiers schon Kraft und hüllt die Wasserlandschaft in ein warmes Morgenlicht. Wir sind in Uhldingen an Bord gegangen und warten nun auf die Abfahrt. Pünktlich geht’s los – ganz ohne Getucker und ohne Dieselgeruch in der Nase. Die MS Insel Mainau legt leise ab, dreht sich ganz soft in Fahrtrichtung und pflügt durch den an diesem Morgen türkisfarben leuchtenden Bodensee in Richtung Blumeninsel Mainau. Seit 2022 verkehrt das E-Schiff der Bodensee-Schiffsbetriebe zwischen Uhldingen, der Mainau und Meersburg. Und mit dem Schattendach aus Solarpaneelen sammelt der Katamaran unterwegs Sonnenlicht ein. Wir sind am Bodensee unterwegs – wollen die Region vom Wasser aus erleben – und einige “ECHT nachhaltig”-Partner besuchen.

Die Marke “Der Bodensee – ECHT nachhaltig”

Die Marke “Der Bodensee – ECHT nachhaltig”

Meersburg bezaubert auf dem Wasserweg mit dem Blick über die Weinberge auf das prächtige Schloss.
Meersburg bezaubert auf dem Wasserweg mit dem Blick über die Weinberge auf das prächtige Schloss. | © TMBW, Foto: Gregor Lengler

Unter der Federführung der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) hat sich nämlich hier ein Zusammenschluss von Betrieben und Projekten gebildet, die sich in besonderem Maß für den Erhalt der einzigartigen Kulturregion einsetzen. Das Ziel der Kooperation „Der Bodensee – ECHT nachhaltig“: sich vernetzen und den See „als Lebensraum für Einheimische und als intakte Urlaubsregion für Gäste langfristig bewahren.“ Mittlerweile gehören schon über 60 Übernachtungsbetriebe, Restaurants und Cafés, Manufakturen und Ausflugsziele zu den Partnern. Mit der MS Insel Mainau kann man (die meisten) noch nicht besuchen, weil es nur eine kleine Strecke bedient – aber mit den anderen Schiffen der Bodensee-Schiffsbetriebe geht das prima. Am besten nimmt man das Fahrrad mit, um vor Ort flexibler zu sein. Bald soll übrigens auch schon ein zweites E-Schiff in Betrieb gehen. Denn schon 2019 hat die Stadt Konstanz den Klimanotstand ausgerufen. Bis 2035 soll daher auch die Flotte der Bodensee-Schiffsbetriebe dekarbonisiert werden.

Den Überlinger Weltacker entdecken

Den Überlinger Weltacker entdecken

Der Überlinger Weltacker entstand in Anlehnung an das Projekt 2000m² in Berlin.
Der Überlinger Weltacker entstand in Anlehnung an das Projekt 2000m² in Berlin. | © TMBW, Foto: Gegor Lengler
Der Überlinger Weltacker zeigt auf einer Fläche von 2000 m², was derzeit auf den Ackerflächen der Welt wächst.
Der Überlinger Weltacker zeigt auf einer Fläche von 2000 m², was derzeit auf den Ackerflächen der Welt wächst. | © TMBW, Foto: Christiane Würtenberger
Die Bepflanzung des Überlinger Weltackers orientiert sich an der aktuellen weltweiten Anbausituation - hier wird z.B. Gerste angebaut.
Die Bepflanzung des Überlinger Weltackers orientiert sich an der aktuellen weltweiten Anbausituation - hier wird z.B. Gerste angebaut. | © TMBW, Foto: Gregor Lengler
Anette Wilkening erntet Erbsen auf dem Überlinger Weltacker.
Anette Wilkening erntet Erbsen auf dem Überlinger Weltacker. | © TMBW, Foto: Gregor Lengler

Wir haben uns entschlossen, drei ganz unterschiedliche “ECHT nachhaltig”-Partner zu besuchen und starten mit dem Überlinger Weltacker. Dort ist bald der Weizen reif. Anette Wilkening kniet in einem der Beete und zupft hier und da ein Kraut heraus. Sieht friedlich hier aus, ein grünes Bio-Idyll unweit des Bodensees. Doch eigentlich geht es auf dem Überlinger Weltacker um viel mehr: um internationale Zusammenhänge in der Landwirtschaft, um Ressourcen, um Wasser, Macht und Gerechtigkeit. Die Idee, die ursprünglich aus Berlin stammt, wurde vor einigen Jahren zur Landesgartenschau in Überlingen umgesetzt und ist nur auf den ersten Blick kompliziert: 2.000  Quadratmeter stehen jedem Menschen auf der Erde rein rechnerisch an fruchtbarem Ackerboden zu. Also hat man in Überlingen ein Grundstück abgemessen, das exakt so groß ist.

Globale Landwirtschaft im Kleinen

Dort wird aber nun nicht kultiviert, was die Agrarfrau Anette Wilkening toll und richtig findet. Der Acker spiegelt vielmehr, was auf der Welt angebaut wird und in welchen Mengenverhältnissen das geschieht. Ein Bildungsprojekt, das mittlerweile von der „BiNELa gUG (Bildung, Nachhaltigkeit, Ernährung, Landwirtschaft)“ getragen wird, weil es viele wichtige Fragen aufwirft: Was ist Gerechtigkeit? Was Solidarität? Ist es in Ordnung, dass eiweißreiches Soja auf Platz vier der meist angebauten Sorten liegt, aber 90 Prozent der Erträge an Tiere verfüttert werden? Oder auch ganz schlicht: Was würde ich auf 2.000 Quadratmetern anbauen? Könnte ich davon leben? „Reicht locker“, sagt Anette Wilkening lachend, „wenn man’s richtig anstellt.“

Jeder kann einen Unterschied machen

Sie selbst sei immer wieder fasziniert, berichtet sie weiter, wie groß so ein Feld ist, wenn man mittendrin steht. Wilkening hat als Lehrerin gearbeitet und später aus Interesse Ökologischen Landbau studiert. Der Weltacker ist ihr Herzensprojekt. Ihre Mission, die Mission des Weltackers, ist eigentlich ganz einfach: „Ich wünsche mir, dass unsere Gäste mit Zuversicht und Freude vom Acker gehen. Davon brauchen wir viel mehr. Dass sie spüren: Mit allem, was ich tue, trage ich in jedem Moment meines Lebens eine Haltung in die Welt. Das heißt nicht, dass man immer alles richtig machen soll. Aber es bedeutet, dass jede und jeder einen Unterschied machen kann.“ Spricht’s und ist schon wieder unterwegs, Erbsen ernten, bevor der Regen kommt.

Bei Windstärke 10 bis 12 auf dem Bodensee

Bei Windstärke 10 bis 12 auf dem Bodensee

Auf dem barrierefreien Elektroschiff MS Insel Mainau finden bis zu 300 Fahrgäste Platz.
Auf dem barrierefreien Elektroschiff MS Insel Mainau finden bis zu 300 Fahrgäste Platz. | © TMBW, Foto: Gregor Lengler

Und der kommt heute wirklich noch – ein reinigendes Sommergewitter zieht auf, als wir mit dem Schiff nach Friedrichshafen fahren. Gerade war der Himmel noch blau, doch jetzt fegt plötzlich ein ruppiger Wind übers Wasser; dunkle Wolken ziehen bedrohlich schnell am Horizont entlang und die orangefarbenen Lichter des Sturmwarndienstes blitzen am Ufer auf. Wir genießen gebannt das gewaltige Schauspiel – und sind dennoch ziemlich froh, als das Schiff sicher in Friedrichshafen anlegt, kurz bevor es so richtig losgeht.

Bodensee-Gin aus der Organic Distillery

Bodensee-Gin aus der Organic Distillery

In der kleinen Familienbrennerei Organic Distillery am Bodensee verbindet Christine Brugger ihr sensorisches Wissen mit Brennereihandwerk.
In der kleinen Familienbrennerei Organic Distillery am Bodensee verbindet Christine Brugger ihr sensorisches Wissen mit Brennereihandwerk. | © TMBW, Foto: Frank Bauer
Der Garten von Christine Brugger bietet wunderbare Zutaten für das Experimentieren mit ihren feinen Bränden.
Der Garten von Christine Brugger bietet wunderbare Zutaten für das Experimentieren mit ihren feinen Bränden. | © TMBW, Foto: Frank Bauer
Christine Brugger lebt die Partnerschaft mit "ECHT nachhaltig" aus tiefer Überzeugung.
Christine Brugger lebt die Partnerschaft mit "ECHT nachhaltig" aus tiefer Überzeugung. | © TMBW, Frank Bauer
Für ihre Gin-Destillate verwendet Christine Brugger ausschließlich Früchte, Pflanzen und Kräuter aus kontrolliert biologischem und nachhaltigem Anbau.
Für ihre Gin-Destillate verwendet Christine Brugger ausschließlich Früchte, Pflanzen und Kräuter aus kontrolliert biologischem und nachhaltigem Anbau. | © TMBW, Foto: Frank Bauer

Unser Ziel: Die Organic Distillery von Christine Brugger vom Hof Brugger in Friedrichshafen. Die Sensorikwissenschaftlerin stellt aus heimischen Kräutern feinen Bodensee-Gin her. Der Duft von Äpfeln, Birnen und würzigen Kräutern begleitet sie von klein auf. Mit 30 möchte sie gerne Parfümeurin werden, aber dann entschließt sie sich, auf dem familiengeführten Demeterhof Gin und feine Essenzen herzustellen und nennt ihre Manufaktur Organic Distillery. „Keine andere Alkoholspezialität ist so vielseitig wie Gin“, findet die Sensorik-Expertin. Nur der Wacholder und Wasser stehen als Zutat fest – der Rest ist für Brugger ein wunderbares Experimentierfeld geworden: Silberwermut, Zitronenverbene und Rosenmonarde aus eigenem Anbau kommen ebenso in ihre feinen Brände wie etwa Schafgarbe von den Blühstreifen der umliegenden Felder. „Meine Destillate sind ungefiltert, sodass die wertvollen Aromen erhalten bleiben“, erzählt Christine Brugger weiter.

Wo Bio eine lange Tradition hat

Dass sie nur Biozutaten verwendet, hat auf dem Hof Tradition. Schon 1973 haben ihre Eltern auf Biolandwirtschaft umgestellt, seit 1983 ist der Hof Demeter-zertifiziert. Ökologischer Anbau geschieht hier, wie die Partnerschaft mit „ECHT nachhaltig“, aus tiefer Überzeugung. Ihre beiden Ginspezialitäten heißen übrigens Ginn und Ginnie und leben nicht nur von unterschiedlichen Aromen. Der erste – holzig-harzig – schmeichelt zudem Gaumenmenschen. Ginnie hingegen ist blumig-würzig und richtet sich vorrangig an Nasenmenschen. Als Wissenschaftlerin weiß die Expertin, dass Männer oft intensiver über den Gaumen, Frauen über die Nase Aromen wahrnehmen. Beidem trägt sie mit ihren Gin-Destillaten Rechnung. Wir kaufen einen “weiblichen” und einen “männlichen” Gin und radeln weiter – so allmählich sind wir auch ganz schön hungrig geworden. 

Auf geht’s daher zum nahe gelegenen Slow-Food-Restaurant “Die Speiserei” im Hotel Maier in Friedrichshafen.

Die Speiserei – Slow Food vom Feinsten

Die Speiserei – Slow Food vom Feinsten

Küchenchef Philipp Heid von der Speiserei im Hotel Maier verwendet für seine Gerichte regionale Zutaten, wie z.B. frischen Bodenseefisch.
Küchenchef Philipp Heid von der Speiserei im Hotel Maier verwendet für seine Gerichte regionale Zutaten, wie z.B. frischen Bodenseefisch. | © TMBW, Foto: Gregor Lengler
Das Restaurant "Die Speiserei" im Hotel Maier lebt ganz nach Saison, Natur und Verfügbarkeit.
Das Restaurant "Die Speiserei" im Hotel Maier lebt ganz nach Saison, Natur und Verfügbarkeit. | © TMBW, Foto: Gregor Lengler
Im Sommer bezieht "Die Speiserei" im Hotel Maier fast ausschließlich Zutaten aus einem Umkreis von 30 Kilometern.
Im Sommer bezieht "Die Speiserei" im Hotel Maier fast ausschließlich Zutaten aus einem Umkreis von 30 Kilometern. | © TMBW, Foto: Gregor Lengler
Gaumenschmaus aus der Speiserei im Hotel Maier: Ceviche vom Bodensee-Rotauge mit vier verschiedenen Tomatensorten aus der Region und frischen Kräutern aus dem Garten.
Gaumenschmaus aus der Speiserei im Hotel Maier: Ceviche vom Bodensee-Rotauge mit vier verschiedenen Tomatensorten aus der Region und frischen Kräutern aus dem Garten. | © TMBW: Foto: Gregor Lengler

Philipp Heid richtet im Hotel Maier gerade sein Ceviche aus Rotaugen vom See an. Vier verschiedene Tomatensorten aus der Region und frische Kräuter aus dem Garten serviert er dazu. Sein Credo: „Wir leben hier ganz nach Saison, Natur und Verfügbarkeit.“ Deshalb wird man auf der Speisekarte auch nicht immer Fisch finden, denn der Bodensee ist so nährstoffarm, dass die Fänge immer kleiner werden. Und daher steht auf der Speisekarte auch eher „regionales Gemüse“ als „mit Brokkoli“. Heid weiter: „Ich koche, was die Produzenten aus der Umgebung liefern. Wenn der eine etwas nicht hat, frage ich bei einem anderen nach. Kann der auch nicht liefern, koche ich etwas anderes.“ Geprägt wurde Heid vom großen Garten seiner Großmutter, in dem so viel Essbares wuchs, dass der kleine Philipp bei ihr auch das Einkochen und Einwecken gelernt hat. Regional ist bis heute seine Leidenschaft geblieben: Im Sommer versorgt sich „Die Speiserei“ im Hotel Maier fast ausschließlich mit Zutaten, die aus einem Umkreis von 30 Kilometern kommen.

Nachhaltig bedeutet auch sozial

Hendrik Fennel, der das Hotel Maier in Friedrichshafen-Fischbach gemeinsam mit seiner Frau leitet, findet das richtig so. Er kam vor zehn Jahren vom Rheinland an den Bodensee. Schon damals setzten die beiden auf Slow Food und Nachhaltigkeit – und darunter versteht das Paar nicht nur, nachhaltig produzierte Speisen zu servieren, sondern auch einen respektvollen Umgang mit dem eigenen Umfeld. „Egal, ob es um Mitarbeiter oder Kredite geht“, erzählt Fennel, „wir haben immer versucht, sozial verträglich zu agieren.“ Klar, dass auch er dabei ist bei der Kooperation „Der Bodensee – ECHT nachhaltig“.

Closure

Für uns geht’s nach einem sehr feinen Essen zurück nach Uhldingen. Ab Meersburg hoffentlich wieder mit der superleisen MS Insel Mainau. Dafür steigen wir gerne noch mal um. Das Wetter? Heiter, blau, sommerlich warm, es weht nur ein leichtes Lüftchen. So als hätte es nie einen Sturm gegeben. Nur die Farben, die sind etwas frischer und intensiver als heute Vormittag.

„ECHT nachhaltig“: Eine Reise zu nachhaltigen Betrieben am Bodensee
Bodensee - Echt nachhaltig

Übersicht

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Extra Tipps für euren Aufenthalt:

Trinkwasser aus dem Bodensee

Der Bodensee versorgt Millionen von Menschen in Baden-Württemberg mit Trinkwasser. Hier gibt’s mehr Infos dazu – und eine Karte mit Trinkbrunnen und Refill-Stationen in den Seegemeinden. Sehr praktisch und erfrischend, nicht nur beim Radeln oder Wandern:

echt-bodensee.de/bodenseewasser

Gästekarte Echt Bodensee Card

ECHT BODENSEE CARD (EBC)

Die Gästekarte bietet in teilnehmenden Gemeinden am deutschen Bodenseeufer Inklusivleistungen, exklusive Präsente, Preisvorteile und die kostenfreie Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Mehr Infos gibt es unter echt-bodensee.de/card.

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Restaurant Friedrichshafen

Die Speiserei im Maier

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