Kostprobe gefällig?
Mineralwasser aus dem Schwarzwald
© TMBW, Foto: Andreas Weise
BW-Story - Hirsch & Greif
Verkostung mit dem Wassersommelier
Jedes Mineralwasser ist einzigartig. Wie groß die Unterschiede sind und welche Rolle dabei Mineralien spielen, erfuhr unsere Redakteurin bei einer Wasserverkostung mit Reiner Häberle.
Es ist still an unserem Tisch. Reiner Häberle blickt lächelnd in die Runde. Susanne hat beim Trinken konzentriert die Augen geschlossen. Und Axel starrt in sein Glas, als könnte er auf dem Boden die Antwort auf Häberles Frage lesen: Welches Mineralwasser ist das? „Peterstaler”, schlägt Axel vor. Als der Blick des Wassersommeliers auf mich fällt, sage ich schnell „Schwarzwald-Sprudel”, obwohl ich, seit wir zu den Sorten mit Kohlensäure übergangen sind, kaum noch einen Unterschied schmecken kann. Susanne zuckt die Schultern und isst, anstatt eine Antwort zu geben, einen Löffel von ihrem Linsensalat. Dann macht sie mit den Probierschlucken weiter. „Peterstaler ist richtig”, sagt Reiner Häberle und greift zur nächsten Flasche. Jetzt werden die Classic-Versionen probiert. Wir nehmen an einem Mineralwassertasting in Bad Peterstal-Griesbach teil.
Wasserreiches Bad Peterstal-Griesbach
Der Kurort, der im oberen Renchtal im Schwarzwald liegt, ist der Wasserort schlechthin. Aus drei Brunnen sprudelt dort feinstes Mineralwasser in ganz unterschiedlicher mineralischer Zusammensetzung. Das Griesbacher Mineralwasser etwa hat einen Gesamt- Mineraliengehalt von 2.265 Milligramm pro Liter. Ein äußerst hoher Wert, der dem Wasser viel Geschmack verleiht. Und auch das Black Forest, ein ganz weiches und Deutschlands kochsalzärmstes Wasser, wird nur wenige Kilometer entfernt in die Höhe gepumpt. Der Ursprung der großen Unterschiede sind die Gesteinsschichten, die das Regenwasser auf seiner Reise zu dem unterirdischen Wasservorkommen durchfließt. Auf dem Weg wird das Wasser gereinigt und nimmt in den verschiedenen Schichten unterschiedliche Mineralien auf. Extra hinzugefügt werden dürfen sie beim Abfüllen nämlich nicht.
Hat Wasser wirklich einen Geschmack?
Vor meinen Wassertasting war ich der Überzeugung, dass Wasser keinen eigenen Geschmack hat. Da ich selten zwei verschiedene Wässer nebeneinander trinke, war ich mir der unterschiedlichen Geschmacksnuancen nicht bewusst. Wasser schmeckt, für ungeübte Gaumen wie meinen, einfach wie Wasser. Trinkt man es aber, wie beim Tasting, im direkten Vergleich und in der richtigen Temperatur, schmeckt man große Unterschiede. Hinter dem Wassersommelier sind unsere Test-Mineralwässer aufgereiht: Peterstaler, Schwarzwald-Sprudel, Black Forest und Griesbacher. Soweit vorhanden in den Ausführungen still, medium und classic, denn wie wir heute lernen, hat nicht nur die Mineralisierung, sondern auch die Kohlensäure Einfluss auf den Geschmack.
Der Ablauf des Tastings
Bevor es losgeht, erklärt Häberle den Ablauf des Tastings. Wir arbeiten uns von still über medium zu classic hoch, probieren die Wässer parallel und neutralisieren zwischendrin unsere Zungen mit feinen Kleinigkeiten aus der Küche des Hotels Kimmig. So werden zum Mediumwasser etwa kleine Schälchen mit schwäbischem Kartoffelsalat gereicht, damit wir den Mineralien immer wieder mit offenen Geschmacksknospen begegnen können. Während wir uns durch die verschiedenen Wasser-Gänge und auch die Kleinigkeiten probieren, vermischen sich Tasting und Genuss.
Bei den stillen Wässern habe ich noch deutlich die Unterschiede herausschmecken können. Das eine Wasser hat für mich kühl geschmeckt, das nächste ganz weich und das dritte fast erdig und leicht salzig. Bei den Medium- und den Classic-Sorten fiel es mir schon schwerer, genaue Geschmacksnuancen zu deuten. Das, erklärt Reiner, liege daran, dass die Kohlensäure den Geschmack der Wässer etwas neutralisiere. „Früher”, verrät er, „gab es häufig nur Mineralwasser mit viel Kohlensäure, da dadurch etwaige schlechte Geschmäcker überdeckt wurden.” Deswegen wird heute Wasser mit viel Kohlensäure auch Classic genannt.
Kohlensäure macht den Unterschied
Und wirklich, ein Griesbacher still schmeckt ganz anders als ein Griesbacher classic, obwohl die gleichen Mineralien in dem Wasser stecken. Eine spannende Erkenntnis. Und auch das, was ich zum Wasser esse, hat einen Einfluss auf mein Erlebnis. „Alles beeinflusst sich gegenseitig”, sagt der Wassersommelier begeistert und schenkt uns nach. Auch wenn für mich, die Wasserbanausin, ab einem bestimmten Zeitpunkt doch eher das Essen im Vordergrund stand, habe ich doch eine wichtige Erkenntnis mitgenommen: Ich werde nun öfter mehrere Wässer miteinander vergleichen und entscheiden, welches Mineralwasser mir denn im Vergleich wirklich besser schmeckt.
Übersicht
In diesen Wasserorten kannst du dich durchprobieren
Neben Bad Peterstal-Griesbach kannst du weitere Orte entdecken, die eine starke Mineralwasser-Tradition haben.
Willkommen in Bad Cannstatt, dem ältesten Bezirk Stuttgarts: sage und schreibe 19 Brunnen liegen in dem schönen Stadtteil, darunter 13 staatlich anerkannte Heilquellen. Bad Cannstatt hat nach Budapest das größte Mineralwasser-Vorkommen Europas! Die Bädergeschichte des Stadtteils reicht bis zu den Römern zurück, die die heilende Wirkung des Wassers zu schätzen wussten und sich hier ansiedelten. Tauche ein in die Entspannungskultur von Bad Cannstatt. Besuche das SoleBad, Stuttgarts einzige Thermalsole, spaziere durch den Kurpark und nimm einen Becher oder eine Trinkflasche mit; denn aus dem Lautenschlägerbrunnen am Rande des Kurparks sprudelt staatlich anerkanntes Heilwasser. Beim entspannten Schlendern lohnt es sich auch, einen genauen Blick in die Baumkronen zu werfen. Dort tummeln sich die grün gefiederten Gelbkopfamazonen, eine Papageienart, die seit einigen Jahrzehnten in Stuttgart eine neue Heimat gefunden hat.
Am Rand des Schwarzwalds, unweit der Schwäbischen Alb, liegt das Städtchen Bad Dürrheim. Ein Besuch ist gleich mehrfach gesund: Bad Dürrheim ist Kneipp-Kurort, Sole-Heilbad, Heilklimatischer Kurort und Mineral- und Heilwasserbrunnen. Ein Wahrzeichen von Bad Dürrheim ist das imposante Sole-Gradierwerk, das früher zur Salzgewinnung diente. An der 108 Meter langen und vier Meter hohen Holzkonstruktion rieselt die Sole herunter und verdunstet, dadurch entsteht eine gesundheitsfördernde, salzhaltige Luft. Direkt am Kurpark liegt die Solemar-Therme, eine 13.500 m² große Wellness- und Gesundheitslandschaft mit solehaltigem Wasser. Aus sieben Quellen sprudelt in Bad Dürrheim feines Trinkwasser, das unter der Marke Bad Dürrheimer vertrieben wird.
Von Wäldern umgeben, windgeschützt im Tal der Teinach, liegt das kleinste Heilbad Baden-Württembergs: Bad Teinach. Hier sprudelt die Hirschquelle aus den Tiefen, die seit Langem für ihre heilenden Eigenschaften geschätzt wird. Sogar so sehr, dass die Heilquelle im 17. und 18. Jahrhundert von Adeligen aus nah und fern aufgesucht wurde. Im 19. Jahrhundert ließ König Wilhelm I. von Württemberg direkt an der Quelle am Ortseingang von Bad Teinach ein Badehaus, ein Hotel und eine Trinkhalle errichten. Das Hotel und das Badehaus stehen heute immer noch und sind nach wie vor ein beliebter Ort zum Entspannen. Hinzugekommen ist die große Mineralwasserfirma Teinacher, direkt daneben, in der das Teinacher Mineralwasser und das Heilwasser Hirschquelle abgefüllt werden. Du hast Lust auf eine etwas andere Wanderung? Die zwei Kilometer lange Zavelsteiner Brunnentour stellt an 19 Stationen die besondere Wasserversorgung des Städtchens vor. Wasserflasche mitbringen, aus 15 Brunnen sprudelt frisches Quellwasser.
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