Im Zeichen der Freundschaft
Schlossbeleuchtung in Heidelberg
© Heidelberg Marketing GmbH, Tobias Schwerdt
BW Story - Hirsch & Greif
Illumination zum Zeichen der dt.-franz. Freundschaft
In der Stadt am Neckar liegt die romantischste Ruine Deutschlands. Die Geschichte des Schlosses und der Stadt ist aber auch stark vom wechselvollen Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich geprägt, woran unter anderem die Schlossbeleuchtung in Heidelberg dreimal im Jahr erinnert
„Ich sah Heidelberg an einem völlig klaren Morgen, der durch eine angenehme Luft zugleich kühl und erquicklich war. Die Stadt in ihrer Lage und mit ihrer ganzen Umgebung hat, man darf sagen, etwas Ideales.“ So beschrieb der Dichter Johann Wolfgang von Goethe die am Neckar gelegene Stadt. Damals war die Schlossanlage der Pfälzer Kurfürsten schon eine Ruine. Sie wurde bei zwei Angriffen 1689 und 1693 auf Befehl des französischen Königs Ludwig XIV. zerstört. Dieser ließ entlang der deutsch-französischen Grenze viele Städte vernichten, um seinen Einfluss zu steigern.
Eine Ruine mit vielen Verehrern
Oft standen sich Deutsche und Franzosen in den vergangenen Jahrhunderten feindlich gegenüber. Nach mehreren verlustreichen Kriegen ist insbesondere seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs auch viel Gutes passiert. Die Länder sind einander näher gerückt und haben Frieden geschlossen. Offiziell besiegelt wurde er 1963 im deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. Insgesamt ist Europa zusammengewachsen. Heidelberg ist eine international geprägte Studentenstadt geworden, in der man viele unterschiedliche Sprachen hört.
Auf dem Treppenweg zwischen Altstadt und Schlossruine herrscht auch an diesem Nachmittag im Juli ein reges Treiben. Im Gänsemarsch steigen die Besucherinnen und Besucher hinauf zum Schloss. Nach einer Besichtigung strömen die meisten jetzt hinunter zum Neckar, um sich einen guten Platz für die bevorstehende Schlossbeleuchtung zu sichern.
Heidelberg hat eine besondere Vergangenheit. Denn es waren nicht nur die Franzosen, die das Schloss sprengten. Es war auch ein Franzose, der Künstler und Denkmalpfleger Graf Charles de Graimberg, der sich als Erster für den Erhalt des Schlosses als Denkmal einsetzte.
Schwer romantisch
Anfang des 19. Jahrhunderts kam er nach Heidelberg, um die Ruine zu zeichnen. Der junge Mann war bald so vernarrt in den Ort, dass er sich auf dem Schloss einmietete. Mit ihm begann die romantische Verehrung der Ruine. Nicht nur die deutschen Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine und Kurt Tucholsky, sondern auch internationale Autoren wie Victor Hugo und Mark Twain haben das Heidelberger Schloss in ihren Texten gewürdigt und es so zur berühmtesten Ruine Deutschlands gemacht.
“Heidelberg wieder zu sehen, muss ganz wunderbar sein.“
– Heinrich Heine
Das Schloss besichtigen
Heute hat Schloss Heidelberg mit seinen weitläufigen Außenterrassen über dem Neckar jedes Jahr etwa 1,2 Millionen Gäste. Schon im 13. Jahrhundert bauten die Pfalzgrafen bei Rhein – die späteren Kurfürsten – hier ihre erste Residenz. Aus der Burg wurde im Laufe der Jahrhunderte ein repräsentatives Schloss mit einem Mix aus vielen Architekturstilen, denn die jeweiligen Schlossherren bauten ihren Wohnsitz aus Notwendigkeit und nach den neuesten Baurichtungen weiter aus. Schloss Heidelberg zählt mit seinen Renaissance-Palästen zu den bedeutendsten Kulturdenkmalen in Deutschland.
Der Schlossstreit
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts brach der sogenannte Schlossstreit aus. Man diskutierte, ob die Ruine wieder aufgebaut werden sollte. Es fanden nämlich viele Zeitgenossinnen und -genossen reizvoll, das prachtvolle Schloss aus dem Dornröschenschlaf zu holen. Am Ende entschied man sich jedoch für den Denkmalschutz und für den Erhalt des Schlosses als Ruine. Nur der Friedrichsbau wurde im Stile des Historismus aufgebaut und neu eingerichtet. Eintritt kosten heute der Zugang zum Hof und ein Besuch der Innenräume. Dieser ist nur im Rahmen einer Führung möglich. Beim Rundgang können Gäste unter anderem den Königssaal, in dem einst die Kurfürsten feierten, sowie den Friedrichsbau besichtigen.
Übrigens: der Königssaal kann heute für Feierlichkeiten gemietet werden.
Fassaden aus Neckartäler Sandstein
Nun bei Sonnenuntergang, wenn der rote Buntsandstein im Abendlicht warm leuchtet, bringen sich am Neckarufer Tausende von Zuschauerinnen und Zuschauer mit Handys und Kameras auf Stativen in Position. Manche haben ein Picknick mitgebracht. Auch auf dem Philosophenweg am Hang warten viele Schaulustige. Auf dem Neckar ankern jetzt Ausflugsdampfer, Schlauchboote und Jachten. Heidelberg ist in Feierlaune.
Das Schloss brennt
Pünktlich um 22:15 Uhr gehen rund um das Schloss die Lichter aus. Dafür kriechen bengalische Feuer an der Schlossfassade empor und lassen diese orangerot flackern – es sieht schön, aber auch ein wenig gespenstisch aus. Die Beleuchtung erinnert nämlich dreimal im Jahr an jenen Tiefpunkt der deutsch-französischen Beziehungen, als Truppen unter Feldmarschall Ezéchiel de Mélac Stadt und Schloss zerstörten. Das darauf folgende Feuerwerk über dem Neckar hat einen erfreulicheren Anlass, da es die Prunkhochzeit von 1613 feiert, als Friedrich V. Elisabeth Stuart heiratete.
Tipp: An drei Sommerabenden finden jeweils die Feierlichkeiten statt. Diese fallen in aller Regel auf das erste Wochenende im Juni, das zweite Wochenende im Juli und das erste Wochenende im September, immer um ca. 22:00 Uhr.
Ein Fenster mehr
„Das ist eine große Beziehungsgeschichte hier im Süden“, meint Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten. „Viele Ruinen haben die Franzosen als Verursacher. Aber unsere Schlösser sind auch von französischer Architektur geprägt.“ 1720 verloren die Pfälzer Kurfürsten schließlich ihr Interesse an Heidelberg und bauten sich in Mannheim ein neues Schloss. Das Vorbild war natürlich Versailles, die Prunkanlage von Ludwig XIV. Das Mannheimer Schloss wurde eines der größten Barockschlösser Europas und besitzt, das war den Kurfürsten dann doch ziemlich wichtig, exakt ein Fenster mehr als Versailles.
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