Monumente und ihre Weingeschichte(n)

Recherche-Anregungen rund um Baden-Württembergs Burgen, Klöster und Schlösser im Weinsüden

Klosterweinberg Elfingerhof Maulbronn

Weinberge in Maulbronn | © Stadt Maulbronn

Prachtvolle Schlösser, geschichtsträchtige Burgen, beeindruckende Klöster – in ganz Baden-Württemberg geben zahlreiche Monumente nicht nur Einblick in vergangene Zeiten und Traditionen. Vielerorts sind diese eng mit dem Weinbau verbunden, der damals wie heute dort anzutreffen ist. Kuriose Anekdoten, besondere Weinerlebnisse oder jahrhundertealter Rebenanbau: In Baden-Württembergs Kulturdenkmälern lässt sich Weingeschichte hautnah erleben.

Von St. Gallen nach Messkirch: Wein aus dem Kloster

Im Mittelalter waren es vor allem Klöster, die Weine anbauten und die Technik des Weinbaus über die Jahrhunderte tradierten. Als Messwein und als Grundnahrungsmittel waren die Mönche auf den Rebensaft angewiesen. Eine grenzübergreifende Weinbaugeschichte erzählt der St. Galler Klosterplan, der als ältester Bauplan des Mittelalters weltweit berühmt ist. Er entstand auf der badischen Bodenseeinsel Reichenau, wird in der Stiftsbibliothek des schweizerischen St. Gallen verwahrt und derzeit im schwäbischen Meßkirch als mittelalterliche Klosterstadt erstmals gebaut. Die Idee ist ambitioniert: Mit den Werkzeugen und Techniken des frühen Mittelalters soll der Idealplan aus dem 9. Jahrhundert bei einer geschätzten Bauzeit von 40 Jahren realisiert werden. Dazu gehören auch die Weinfässer, die bereits auf dem alten Plan eingezeichnet sind. Auf der Reichenau lässt sich der Weinbau übrigens seit dem Jahr 818 nachweisen. Der Inselwein wird dort bis heute angebaut.
campus-galli.de

Weinbautradition mit Welterbe-Status: Kloster Maulbronn

Um sich selbst versorgen zu können, schufen die Zisterziensermönche des Klosters Maulbronn eine einmalige Kulturlandschaft, die wirtschaftlich wie kulturell die Region prägte. Neben Ackerbau, Handwerk und Viehzucht zählte dazu auch der Weinbau. Der Komplex gilt als am vollständigsten erhaltene mittelalterliche Klosteranlage der Zisterzienser nördlich der Alpen. Nicht ohne Grund zählt er deswegen zum UNESCO-Weltkulturerbe. An den Weingenuss der Mönche erinnert im Herrenrefektorium, dem früheren Speisesaal, eine Säule mit einer eigenartigen Rinne. Der Legende nach soll hier einst der Klosterwein geflossen sein. Auf dem „Closterweinberg“ wachsen heute wieder Reben, von deren Wein bei Sonderführungen gekostet werden darf. Für die weintouristischen Angebote erhält das Kloster im Rahmen des Weintourismus-Preises Baden-Württemberg 2016 einen Anerkennungspreis.
kloster-maulbronn.de

Weinvielfalt im Taubertal: Kloster Bronnbach

20 Winzer aus drei Anbaugebieten im Taubertal: In der Vinothek des Klosters Bronnbach sind Weine aus Württemberg, Baden und Franken unter einem Dach vereint. Im 12. Jahrhundert gegründet, war der Weinanbau früh fester Bestandteil des Klosterlebens der Zisterzienser. 1803 übernahm das Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg die gesamte Anlage, die seit 1986 dem Main-Tauber-Kreis gehört und zu einer geistlich-kulturellen Begegnungsstätte ausgebaut wurde. Aus dem ehemaligen Cellarium entstand die Vinothek, die eine große Vielfalt an Weinen von Wertheim bis Rothenburg anbietet. Heute werden auch wieder verschiedene Weinsorten innerhalb der Klostermauern angebaut und zu besonderen Ereignissen ausgeschenkt.
kloster-bronnbach.de

Eines der ältesten Weingüter Deutschlands: Burg Hornberg

Wer Wein auf Burg Hornberg am Neckar genießt, atmet gleichzeitig die weitreichende Geschichte der Burg und des Weinguts. Erstmals 1184 erwähnt, gilt das Weingut der Burg als eines der ältesten in Deutschland. Römische Funde lassen gar vermuten, dass dort schon viel früher Weinbau betrieben wurde. Geschichtsträchtig ist auch der Reichsritter Götz von Berlichingen, berühmt geworden durch Goethes Drama, der die Burg 1517 kaufte. Er trieb die Weinproduktion auf der Burg weiter voran. Offenbar so gut, dass er seinen Neckarwein bis nach Wien an den Hof des Kaisers verkaufen konnte. Der heutige Burgherr, Baron Dajo von Gemmingen-Hornberg, ist Önologe und führt die Weinbautradition bereits in zwölfter Generation fort.
burg-hornberg.de

Wein statt Wasser: Weinlage unter der Y-Burg

Der Name hat mit dem Inhalt glücklicherweise nichts zu tun: „Brotwasser“ nennt sich eine Weinlage direkt unter der Y-Burg bei Stetten im Remstal. Sie ist gleichzeitig Namensgeber des Rieslings, der aus den Trauben produziert wird. Seine etwas ungewöhnliche Bezeichnung erhielt der Wein der Legende nach von einer gewieften Herzogin. Sybilla Magdalena, die im 17. Jahrhundert im Schloss Stetten unweit der Y-Burg wohnte, soll einst das sogenannte Brotwasser mit Wein vertauscht haben. Dank dieser List tunkte sie ihr hartes Brot zum Aufweichen nicht in gewöhnliches Wasser, sondern in besten Wein. So konnte sich die Herzogin immer wieder einen unauffälligen Schluck gönnen, ohne zu viel Aufmerksamkeit auf ihren Weinkonsum zu lenken. Die Weinlage gehört zum Weingut Herzog von Württemberg, das den Riesling als „Stettener Brotwasser“ vertreibt.
weingut-wuerttemberg.de

Weinbau mit Aussicht: Festung Hohentwiel

In fast 700 Metern Höhe thront die Festungsruine Hohentwiel auf dem gleichnamigen Berg, einem ehemaligen Vulkankegel bei Singen. Diese Lage macht auch das Weinanbaugebiet unterhalb der Burg zu etwas Besonderem: Die Reben reichen bis in eine Höhe von über 562 Metern und sind damit die höchstgelegenen Deutschlands. Mit der Aussicht auf Wein nahmen früher viele Besucher den langen Aufstieg zur Burg in Kauf. Allerdings gab es den Rebensaft nur für den, der mindestens 20 Kilogramm Steine für den Ausbau der Anlage auf die Burg schleppte. Dokumentiert ist dieser Brauch, der im 16. Jahrhundert unter Herzog Ulrich seinen Anfang nahm, in einem „Willkommbuch“, in dem sich im Laufe der Zeit mehr als 900 Gäste verewigten.
festungsruine-hohentwiel.de

Wein als Grundpfeiler des Wohlstands: Schloss Bruchsal

80 Jahre lang war Schloss Bruchsal Zentrum der Herrschaft des Hochstifts Speyer. Anfang des 18. Jahrhunderts ließ Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn die neue barocke Residenz bauen. Unter seinem Nachfolger Franz Christoph von Hutten entstand das Obergeschoss im Rokoko-Stil. Imposante Deckengemälde repräsentieren in der Beletage Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Hochstifts. Im Fürstensaal werden die Grundpfeiler des Speyerischen Wohlstandes verherrlicht: Neben Salzgewinnung, Landwirtschaft und Jagdwesen gehörte dazu auch der Wein. Abgebildet ist der Weingott Bacchus, der dort stellvertretend für den ertragreichen Weinanbau im Hochstift Speyer steht. Auch heute ist der Kraichgau, der teilweise zum Hochstift Speyer gehörte, ein bekanntes Weinanbaugebiet. Eindrucksvoll ist der Umstand, dass das Schloss Bruchsal im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde, heute aber wieder in voller Pracht erstrahlt. Anhand von Fotografien konnten die Deckengemälde und Fresken detailgetreu rekonstruiert werden.
schloss-bruchsal.de

Von saurem Wein zu edlem Burgunder: Kloster und Schloss Salem

Wenige Jahre nach der Gründung des Klosters Salem begannen die Zisterzienser dort mit dem Weinanbau. Der Seewein, der in den Anfängen aus den Reben gewonnen wurde, war nicht gerade beliebt und galt als sauer. Schwung in den Weinbau des Klosters brachte Abt Anselm II. im 18. Jahrhundert. Dabei war allerdings auch der Zufall im Spiel. Zur Förderung der Künste im Kloster beauftragte er einen Orgelbauer aus Dijon, in Salem ein neues Instrument zu errichten. Mit dem Material für die Orgel kamen auch die ersten Reben aus dem Burgund nach Salem und legten dort den Grundstein für einen der besten Spätburgunder aus der Bodenseeregion. Heute gehört das Weinbaugebiet zum Weingut Markgraf von Baden, das seinen Sitz im Schloss hat. Mehr Weingeschichten lassen sich bei regelmäßigen Führungen im Schloss und Kloster Salem entdecken. Dafür gab es 2015 im Rahmen des Weintourismus-Preises Baden-Württemberg einen Anerkennungspreis.
salem.de
markgraf-von-baden.de

Wein in rauen Mengen: Schloss Heidelberg

Knapp 220.000 Liter Wein fasste einst das Große Fass im Heidelberger Schloss – damit zählt es zu den größten Weinfässern der Welt. Mit einer Länge von etwa acht und einem Durchmesser von sechseinhalb Metern erreicht es Dimensionen, die auf der Oberseite sogar Raum für einen Tanzboden geben. Fertiggestellt 1751 unter der Herrschaft von Kurfürst Carl Theodor, diente es zur Aufbewahrung des Zehntweins aus der Pfalz. Diesem Wein wenig abgeneigt war der Legende nach der kurfürstliche Hofnarr und Mundschenk Perkeo. Auf die Frage, ob er das Fass in einem Zug austrinken könne, soll er „Perché no?“ – Italienisch für „Warum nicht?“ – geantwortet haben. Auf diese Antwort soll auch sein Name zurückzuführen sein. So ist es kaum verwunderlich, dass später ein Glas Wasser angeblich sein Ende war. Als Fasswächter blickt er heute noch in Form einer Holzfigur auf das Große Fass und seine Besucher.
schloss-heidelberg.de

Weinkeller mit Blick auf den Bodensee: Schloss Meersburg

Im Weinkeller neben großen Holzfässern stehen – und dabei den Blick über den Bodensee schweifen lassen. Diesen besonderen Ausblick bietet das Staatsweingut Meersburg, das im ehemaligen Reithof von Schloss Meersburg untergebracht ist. Fürstbischof Johann Franz von Stauffenberg ließ den Weinkeller im ehemaligen Stadtgraben im frühen 18. Jahrhundert errichten. Bis zur Säkularisation 1802 waren die Burg und später das neu errichtete Schloss in Meersburg der Sitz des Fürstbistums Konstanz. So fiel das fürstbischöfliche Weingut an das damalige Großherzogtum Baden und wurde zur ersten Weinbaudomäne Deutschlands. Heute gehört das Staatsweingut Meersburg dem Land Baden-Württemberg und besitzt mehrere Weinlagen am Bodensee.
staatsweingut-meersburg.de

Wein in der Bierstadt: Neues Schloss Tettnang

Tettnang ist weithin bekannt für seinen Hopfenanbau. Drei Prozent der weltweiten Hopfenflächen liegen rund um die Stadt am Bodensee, wo 150 Betriebe feinsten Tettnanger Aromahopfen produzieren. Bekannt ist die Hopfenmetropole aber auch als Montfortstadt. Das einflussreiche Adelsgeschlecht der Montfort baute sich hier einst ein Schloss. Bis heute veranschaulicht das prachtvolle Barockschloss mit seinen luxuriösen Räumen das herrschaftliche Selbstverständnis der Familie. Dazu gehörte auch ein ordentlicher Saal zum Feiern: der Bacchussaal, benannt nach dem Gott des Weines. Prominent im Saal platziert, ist der Weingott als plastische Figur präsent – natürlich auf einem Fass sitzend. Der Clou: Eigentlich handelt es sich dabei um einen Ofen, der vom rückwärtigen Raum aus beheizt werden kann. Ein Beispiel für die verspielte Zeit des Barock: Der Weingott selbst soll beim Feiern einheizen.
schloss-tettnang.de

Wein-Kleinod am Bodensee: Schloss Freudental

Unweit des Bodensees thront auf dem Bodanrück das Barockschlösschen Freudental. Schon beim Bau des Schlosses im Jahr 1698 spielte Wein eine Rolle. Die Handwerker klagten über hohe Lebenshaltungskosten und darüber, dass in der Gegend kein Bier erhältlich sei. Deswegen musste der Bauherr sich verpflichten, für den Wein der Arbeiter aufzukommen. Die Bedeutung des Weins spiegelt sich auch im Innern des Schlosses wider. Prachtvoller Stuck in Form von Weinreben, Ranken und aufwändigem Blattwerk verziert die Decke des Festsaals. Heute kann man in Schloss Freudental stilvoll übernachten. Das zu einem Hotel umgebaute Anwesen gehört einem Schweizer Weinkenner, der dort die Tradition des Rebensafts weiterführt.
schloss-freudental.de

Adel verpflichtet: Weine aus den Häusern Baden und Württemberg

Ihre Vorfahren herrschten einst über die historischen Territorien, die im heutigen Bundesland Baden-Württemberg vereint sind. Doch zu ihrem Erbe gehören weitaus mehr als schöne Schlösser und große Namen. Seit Generationen bewirtschaften die Markgrafen von Baden und die Herzöge von Württemberg Weinberge. Ihre Reben stehen in einigen der schönsten Lagen, die das Land zu bieten hat – in der Ortenau und am Bodensee, im Remstal und am Neckar. Ihre Weine verbinden jahrhundertealte Tradition mit höchsten Ansprüchen an zeitgemäßen Genuss. Und natürlich kann man sie auch direkt im Schloss probieren und erwerben, unweit des Bodensees in Salem und Friedrichshafen.
markgraf-von-baden.de
weingut-wuerttemberg.de

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Dr. Martin Knauer

Leiter Stabsstelle Kommunikation &
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