Genussbotschafterin 2021 aus Südbaden
Sommelière Natalie Lumpp
Natalie Lumpp im Portrait
Das Lächeln der Sommelière
Emotion und Expertise. Natalie Lumpp schmeckt, fühlt und versteht die Qualitäten des Weines. Eine Multiplikatorin der feinen Lebensart. Die Top-Sommelière ist in der Sternen-Gastronomie groß geworden. Man trifft sie überall zwischen Hohenlohe und in Südbaden. In Straußenwirtschaften und Sterne-Restaurants. Bei Weinfesten, Kochkursen und im Fernsehen. Warum sind die Weine des Landes so erlebenswert?
Gute Stimmung verstärkt den Genuss
Der wichtigste Tourismus-Tipp von Natalie Lumpp vorweg: Man soll am besten dorthin reisen, wo der Wein wächst. Dort trifft man immer sympathische Leute. Das weiß die Top-Sommelière aus eigener Erfahrung. Die Wein-Dozentin sagt: „Genießerinnen und Genießer sind stets entspannt und sehr gesellig.“ Lumpp erlebt es fast täglich, wie die richtige Stimmung den Genuss zusätzlich verstärkt. Und das geht am leichtesten, wenn die Umgebung passt. „Wein ist sehr von Emotionen geprägt. Wenn Du in einer entspannten Stimmung bist und die Sonne scheint, dann schmeckt der Wein dreimal besser als zuhause an einem mittelmäßigen Tag.“ Die Wein-Expertin verrät gerne, wie sie sich einen überdurchschnittlichen Tag vorstellt, zum Beispiel in Südbaden: „Selbst an einem normalen Sommerabend hat man nach der Dämmerung noch 30 Grad, eine warme südländische Luft. Dazu ein Wein aus der Region, einfach wundervoll!“
Aha-Effekte. Made in Baden-Württemberg.
Natalie Lumpp ist in Südbaden geboren – im Hexental, wie sie stolz ergänzt. Heimvorteil könnte man sagen. Tatsächlich hat sie die Erfolgsgeschichte des Badischen Weines vor Ort seit ihrer Jugend hautnah mitverfolgt. Sie erinnert sich an die Zeiten, als die Leute von Baden zum Probieren ins Elsass fuhren. Aber das sei längst vorbei. Elsässer geben heute achtmal so viel Geld in Baden aus als andersrum Badener im Elsass. Die Zeiten haben sich gewandelt. Natürlich kann der Badische Wein den französischen Einfluss nicht verleugnen. Doch Baden hat längst ein eigenes Profil entwickelt. Profil ist wichtig, wenn man wie Natalie Lumpp tausendundeinen Tropfen kennt. Dann liegt die Betonung auf dem Besonderen: dem unverwechselbaren Charakter. Ecken und Kanten inklusive. Auch das gehört zu einem markanten Profil.
Natalie Lumpp schätzt die Tropfen, die die Beliebigkeit hinter sich gelassen haben. Mainstream gibt es genug im Supermarkt des Lebens. Sie schätzt die Weine, die Gaumen gefangen nehmen, die unverwechselbar sind und die den Mut der Erzeugerinnen und Erzeuger aufscheinen lassen. Genau aus diesem Grund liebt die Sommelière ihren Beruf so sehr: weil der Wein stets Aha-Erlebnisse bereithält – und sogar diejenigen überrascht, die meinen, alles zu kennen. Ein solches Aha fühlt man in dem Moment, in dem sich ein ganz besonderes Aroma entfaltet. Wenn es „Bähm“ oder „Boom“ macht. Ein Feuerwerk hinter den Lippen! Wenn Genussmenschen einige Sekunden sprachlos bleiben vor lauter Glück und tiefer Zufriedenheit mit den Sinneseindrücken, die Zunge und Nase soeben wahrnehmen.
Großes Lob aus berufenem Munde
Gerade die Kombination von Baden und Württemberg erzeuge eine besondere Spannung, findet Natalie Lumpp. Ein Mix aus Gemeinsamkeiten und Besonderheiten. Die Südbadnerin lobt die Weinregion Württemberg über den grünen Klee. Dann muss was dran sein. Die TV-Sommelière spricht mit Hochachtung über junge schwäbische Winzerinnen und Winzer, die sich in der ganzen Welt umgeschaut haben, um mit ihren eigenen Mitteln neue Qualitäten zu entwickeln. Dieses Selbstbewusstsein habe sich in den letzten Jahren enorm ausgezahlt, schwärmt die erklärte Baden-Württembergerin.
Sie führt ein weiteres Erfolgsgeheimnis an: „Diese junge Winzer-Generation ist enorm akribisch und tauscht sich stark untereinander aus. Vorbei die Zeiten, in denen der Eine dem Anderen die Butter auf dem Brot nicht gegönnt hat.“ Die Expertin berichtet von großen nationalen Präsentationen der letzten Jahre: „Heute ist in der Fachwelt bekannt: Die Württemberger machen so gute Rotweine. Da musst du hin, die darf man nicht verpassen.“
Bekenntnis zum Liebling
Hat man als Sommelière eigentlich eine Lieblingsrebsorte? Natalie Lumpp macht daraus kein Geheimnis: „Der Riesling!“ Keine andere Rebsorte würde den Boden und das Klima so in sich aufnehmen wie der Riesling. In Baden fällt er fruchtiger aus, in Württemberg karger, zurückhaltender, was auf der Zunge genauso spannend sein kann. Womit sie ebenfalls andeutet, warum Weinreisen im Land so abwechslungsreich sind: weil die feinen Nuancen von Baden und Württemberg die Sinne schärfen.
Die kulinarische Landschaft
Ein gewisses Harmoniebedürfnis kann man der Spitzensommelière nicht absprechen. Das bringt der Beruf mit sich. Wenn Essen und Wein harmonieren, entsteht dabei ein Ganzes, das noch besser schmeckt als die Summe seiner Teile. Lumpp nennt konkrete Beispiele: Zum schwäbischen Zwiebelrostbraten empfiehlt sie einen kraftvollen Lemberger, während der spritzige Riesling der fangfrischen Forelle das i-Tüpfelchen aufsetzt. Die ausgezeichnete Feinschmeckerin betont, wie sich die jeweiligen Landschaften auf natürliche Weise ergänzen. Jede auf seine eigene Weise. Auf der badischen Seite führt sie die typische Schneckensuppe und ein eingemachtes Kalbfleisch an. Dazu wiederum ein Chardonnay oder Weissburgunder aus der Region. Ein Träumchen.
Weiter wachsend: das internationale Renommee.
Was die Gäste des Landes in Weinregionen selbst erleben, macht inzwischen international gehörig Furore. Natalie Lumpp trägt gerne dazu bei. Mit leuchtenden Augen erzählt sie von ihren eigenen Weinproben: “Ich liebe es Blindverkostungen zu machen, wo ich internationale Weine gegen unsere anstelle. Keine Württembergerin und kein Badener muss sich da verstecken. Das öffnet den Menschen die Augen und weitet den Horizont.“
Tipps von der Expertin
Natalie Lumpp empfiehlt:
☀ Neudeutsch würde man Pop-up-Kneipen dazu sagen. In Baden heißen sie Straußenwirtschaften. Man findet sie zum Beispiel in Staufen, Heitersheim und Bahlingen. Natalie Lumpp: „Ist kein Platz da, dann wird eben Platz geschaffen und man kommt sofort mit den Leuten ins Gespräch.“
☀ In Württemberg werden sie Besenwirtschaften genannt. Viele davon im Remstal, im Kraichgau und im Heilbronner Land. Spezielle Führer für Straußen- und Besenwirtschaften stehen zur Verfügung. Natalie Lumpp: „Beim Weintrinken kommt man immer mit gleichgesinnten und sympathischen Leuten zusammen.“
☀ Hohenloher Weindorf in Öhringen. „Das ist der Traum. Wundervolle Kulisse mit Fachwerkhäuser. Das ist sehr, sehr kultig.“
☀ Pfaffenweiler Schnecke-Fescht. „Wie der gesamte Ort Pfaffenweiler sein Schnecke-Fescht feiert – das ist schon absolut einmalig.“
☀ Heilbronner Weindorf „Da ist richtig was los. Das Weindorf hat eine lange Tradition – und so viele junge Gäste. Beeindruckend.“
☀ Off the record: Burgheimer Weihnachtsmarkt „Alles wunderbar mit Feuer und Fackeln beleuchtet. Da bekomme ich fast Gänsehaut, so schön ist das.“
☀ Durbach „Den Schlossberg kann man nicht schöner malen. Oben das Schloss des Markgrafen von Baden. Darum herum elf exzellente Weingüter im Dorf verteilt. Das sollte man sich anschauen.“
☀ Remstal „In Württemberg vielleicht das Epizentrum des önologischen Fortschritts. So viele exzellente Weingüter. Aldinger, Wörwag, Schnaidtmann, Moritz Haidle – um nur einige zu nennen.“
☀ Bodensee „Eine traumhafte Urlaubsregion. Dort gibt es diese wunderbaren Moränen-Schotterböden. Da wachsen bezaubernde Müller-Thurgau und wahnsinnig florale Rivaner. Die schmecken fast wie ein Lilienstrauß riecht.“
☀ Weingut Lämmlin-Schindler, Schliengen-Mauchen: „Ein kleines, familiäres Weingut, das sehr kunstaffin ist.“
☀ Weingut Bihlmaier, Löwenstein: „Junge Schwestern machen irre gute Weine. Toll ausgebautes Weingut inklusive einer spektakulären Terrasse mit 360-Grad-Blick.“
☀ Weingut Blankenhorn, Schliengen: „Bestens ausgebaut. Das Alte erhalten und das Neue mit Stahlbeton modernisiert“
Mit Herz und Leidenschaft
Genussbotschafter aus Baden-Württemberg
Ravensburg feierte 2022 das 10-jährige Jubiläum des Genussgipfels. Jochen Baier sowie Simone und Thomas Merkle wurden als Genussbotschafter ausgezeichnet. Im Fokus stand die Gestaltung einer zukunftsfähigen Lebensmittelkultur angesichts aktueller politischer Entwicklungen und deren Auswirkungen.
Im November 2021 fand der 9. Genussgipfel in Offenburg statt. Unter dem Motto „Genuss zwischen digital und analog - Neustart aus der Krise!?“ wurden Rolf Berlin, die Vereinigung "Schmeck den Süden" und Natalie Lumpp als Genussbotschafter ausgezeichnet.
Beim 8. Genussgipfel 2020 unter dem Titel „Im Kühlschrank und Einkaufskorb – Die Gesellschaft is(s)t gespalten!? wurde Markus Kaiser vom Goldbachhof in Bernau und Familie Rombach vom Hotel & Restaurant Sonne in Kirchzarten als Genussbotschafter ausgezeichnet.
Der 7. Genussgipfel fand 2019 in Münsingen statt. Unter dem Motto „Essen als Religion – Moral als Würze“ wurden Heiner Beck und die Meistervereinigung Gastronom Baden-Württemberg als Genussbotschafter ausgezeichnet.
Hier erfährst du mehr:
Noch mehr Lust zu stöbern?
Das könnte dich auch interessieren
Tipps und Geschichten aus dem Urlaubsland Baden-Württemberg