Das städtebauliche Ensemble der
Obertorstraße mit den geschlossenen Häuserfronten und den steilen
Haustreppen, die von Gitterwerk gesäumt sind, führt zum Obertor mit dem
spitzbogigen Torbogen, einem beachtlichen Relikt städtebaulicher
Fertigkeit aus der Hochgotik (1250).
Bei gutem Wetter lohnt es sich ein Blick vom Kanonenbühl zum See:
bewaldete Endmoränenhügel als Erinnerung an die Eiszeit, dazwischen
Riedstreifen, Obstbaumkulturen und Ortschaften zum See hin. Bei Föhn
genießen Sie von hier aus eine der Bilderbuchseiten der bevorzugten Lage
Markdorfs: Sie sehen die Schneefeldreste am Säntis und die Häuserzeilen
am Schweizer Bodenseeufer. Nur wenige Meter von uns entfernt steht die
evangelische Kirche mit dem Turm im neugotischen Stil, 1887 fertig
gestellt.
Links vor dem Obertor steht ein steinerner Tisch, der
"Scheublinstisch". Die Inschrift entlang des Tischrandes berichtet von
einer Markdorfer Bruderschaft. Sie feierte alljährlich im Bischofschloss
mit einem großen Mahl die Herrenfasnacht. Seitlich des Obertores stand
bis zur Brandkatastrophe von 1842 der Blaserturm an der höchsten Stelle
der Oberstadt.
Von hier aus beobachteten Wächter in unruhigen Zeiten ringsum die
Landschaft. Vorwächter hatten vom Turm aus einen vorzüglichen Blick
nach Westen bis zum Galgenbühl und zu den Rebhalden am Buchberg
(Bermatingen). Von dort oben hat wohl der Wächter am Abend des 2. Aprils
1525 den Bermatinger Bauernhaufen beobachtet. Er belagerte unter der
Führung von Eitelhans Ziegelmüller erfolgreich die Stadt Markdorf, die
am 3. April dem Bauernführer huldigte.