06.10.2020
Wie Corona den Tourismus verändert
Branchenexperten diskutieren den Wandel des Reisens in Zeiten der Pandemie
STUTTGART – Wege aus der Krise und der Wandel des Reisens standen im Mittelpunkt des Tourismustags, zu dem die Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) am heutigen Dienstag eingeladen hatte. Vor dem Hintergrund der massiven Auswirkungen auf den Tourismus diskutierten Branchenvertreter, wie die Corona-Pandemie das Reisen verändert und was Tourismusanbieter jetzt tun müssen, um auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren. Der Tourismustag fand als hybrides Veranstaltungsformat statt und konnte via Internet-Stream verfolgt werden.
„Die Corona-Krise ist für den Tourismus eine Zäsur, wie es sie vorher noch nie gegeben hat“, sagte Baden-Württembergs Tourismusminister Guido Wolf. Niemals zuvor in den vergangenen Jahrzehnten habe die Reisebranche vor vergleichbaren Herausforderungen gestanden. Das Urlaubsland Baden-Württemberg sei vor allem wegen des bislang hohen Anteils an Geschäftsreisenden und internationalen Gästen massiv von den Auswirkungen der Krise betroffen.
Dennoch gebe es auch Grund für Optimismus, so der Minister: „In den zurückliegenden Monaten haben unsere Tourismusakteure in hohem Maße ihre Kreativität, Solidarität und Innovationskraft bewiesen. Was hier in kürzester Zeit an Initiativen und Kampagnen zur Rettung der Branche auf die Beine gestellt wurde, hat mich zutiefst beeindruckt. Ich bin daher zuversichtlich, dass wir mit guten Ideen und kreativen Lösungen auch in einer gewandelten Reisewelt erfolgreich sein können.“
Eine Vorstellung davon, wie sich das Reisen und der Tourismus mit und nach Corona entwickeln könnten, skizzierte im Anschluss der Soziologe und Zukunftsforscher Andreas Reiter in seiner Keynote. Er unterteilt die Zukunft des Reisens in zwei Phasen, die gegenwärtige Transitphase und eine post-pandemische Phase.
„In der Transitphase regiert die Reduktion“, so Reiter. Reise-Radius und Erwartungshaltung der Gäste seien überschaubar, ausschlaggebend für die Reise-Entscheidung seien Basismotive wie Freiheit, Natur und Sicherheit, „kleine, überschaubare Welten“. Gleichzeitig bringe die Transitphase einen Schub an digitalen Innovationen, die einen Urlaub mit Abstand sowie geregelte Zeitfenster für Erlebnisse ohne Menschenmassen ermöglichen.
Für die post-pandemische Phase erwartet Reiter einen neuen Wachstumsschub für den Tourismus: „Das pralle Leben kehrt zurück und damit die ungebändigte Reiselust.“ Smarte Besucherlenkung, die während der Pandemie erprobt wurde, werde aber auch danach beibehalten. An die Stelle von Social Distancing tritt eine neue Sehnsucht nach haptischen Erfahrungen, gemeinschaftlichen Erlebnissen und außergewöhnlichen Erfahrungen. „Man sucht Orte, die das Unvorhersehbare, das Überraschende und das Magische als Urlaubsversprechen in sich tragen – ein kostbares Narrativ in einer durch Algorithmen und Künstliche Intelligenz vorhersehbaren und damit langweilig gewordenen Welt“, so Reiter.
Hintergrundinformation
Eine Kurzfassung seiner Keynote „Was kommt, was bleibt, was geht?“ hat der Zukunftsforscher Andreas Reiter in der jüngsten Ausgabe des TMBW-Magazins „Tourismus Aktuell“ veröffentlicht. Eine digitale Ausgabe steht unter folgendem Link zur Verfügung: Tourismus Aktuell
Pressekontakt
Dr. Martin Knauer
Leiter Stabsstelle Kommunikation &
Koordination / Pressesprecher
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