04.07.2024
Welchen Tourismus wollen wir?
Tourismusbranche diskutiert über Qualitätstourismus in Baden-Württemberg
STUTTGART/HEIDELBERG, 4. Juli 2024 – Der Tourismustag der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) am 4. Juli in Heidelberg stand ganz im Zeichen des Themas Qualitätstourismus im Süden. Im neu eröffneten Heidelberg Congress Center (HCC) diskutierten mehr als 300 Tourismusschaffende über die qualitative Weiterentwicklung der Branche und über die Frage, wie Einheimische, Gäste und die Tourismuswirtschaft künftig davon profitieren können.
„Wenn im Tourismus die reine Steigerung von Gäste- und Übernachtungszahlen nicht mehr länger das Maß aller Dinge ist, rückt zwangsläufig die Qualität stärker in den Mittelpunkt“, sagte Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und zudem Präsident des Tourismus-Verbandes Baden-Württemberg, im Rahmen der Veranstaltung. Dabei gehe es nun darum, als Branche zu definieren, welchen Tourismus man in Zukunft wolle und wie der Begriff Qualitätstourismus mit Leben gefüllt werden könne. „Ein moderner Qualitätstourismus konzentriert sich nicht nur auf die Gäste, sondern bezieht auch die Interessen von Einheimischen und Mitarbeitenden ein“, so Rapp.
Der renommierte Tourismusforscher Harald Pechlaner ordnete in seiner Keynote den Begriff und die zuletzt gestiegene Bedeutung von Qualitätstourismus ein. Auch für ihn geht es bei dem Thema in Zukunft um das „Lebensgefühl einer gesamten Region“. Zur reinen Gästeperspektive kommen nun die Belange der Umwelt, der Leistungsträger und der Bevölkerung, der Begriff erhält somit eine neue nachhaltige und ganzheitliche Ausrichtung.
Positives Lebensgefühl für Gäste und Einheimische
Ein Qualitätstourismus, der das Lebensgefühl einer ganzen Region im Blick hat, ist nach Ansicht des Tourismusforschers letztlich auch für Gäste besonders attraktiv: „Urlaubsgäste von heute sind auf der Suche nach tiefgreifenden Erfahrungen. Nicht nur Spaß und Erholung sind gefragt, sondern zunehmend sinnstiftende Aktivitäten und persönliche Begegnungen.“ Das lasse sich nur erreichen, wenn auch Mitarbeiterinnen, Anwohner und Betriebe zufrieden sind und ein positives Lebensgefühl verkörpern.
Neben dem veränderten Verständnis von Qualitätstourismus wurde bei dem Branchentreffen auch die Frage diskutiert, wie Qualität im Tourismus künftig ausgeweitet werden kann. Die Antworten waren so vielfältig wie die umfassende Definition des Themas. So hat sich etwa die Bedeutung von Siegeln und Klassifizierungen im Zeitalter von Online-Bewertungen gewandelt: Labels und Zertifikate bleiben weiterhin wichtig, auch wenn sie nicht automatisch zu mehr Buchungen führen. Sie können aber dazu beitragen, die Qualität des Angebots kontinuierlich zu verbessern und an neue Bedürfnisse anzupassen.
Wie lässt sich Qualität messen?
Die Frage, wie sich Qualität und Erfolg im Tourismus künftig messen lassen, wurde auf dem TMBW-Tourismustag als eine der Aufgaben für die kommenden Jahre beschrieben. „Klassische Kennzahlen wie Gäste- und Übernachtungszahlen spielen weiterhin eine Rolle“, sagte dazu TMBW-Geschäftsführer Andreas Braun, „sie reichen aber nicht mehr aus und müssen durch neue Kennzahlen ergänzt werden.“
Wenn Qualität wichtiger wird als Quantität, kann zum Beispiel die Gästezufriedenheit ein neuer Maßstab werden. Vor allem auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit zeichnen sich außerdem mögliche neue Kennzahlen ab: „Wir stehen noch ganz am Anfang, aber die große Triebfeder neuer Kennzahlen ist das Thema Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Sinn“, so Harald Pechlaner. Dabei gehe es um das gute Leben, Ressourcenverbrauch, Klimaschutzmaßnahmen oder anderes. Es wird immer klarer, dass es in Zukunft nicht mehr ausreicht, den Erfolg des Tourismus mit wenigen Einzelzahlen zu messen: Vielmehr wird sich ein Bündel an unterschiedlichen Messgrößen etablieren, das uns verrät, welchen Beitrag der Tourismus und seine verschiedenen Akteure für Wirtschaft und Gesellschaft leisten.
Pressekontakt
Dr. Martin Knauer
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