28.03.2022
Alte Gemäuer und neue Quartiere
Im Wandel der Zeit durch die Städte in Baden-Württemberg
STUTTGART – Jede Stadt in Baden-Württemberg erzählt ihre eigene Geschichte. Während so manche jugendlichen Charme versprüht, schauen andere auf ein reiches Erbe zurück. Die neun kreisfreien Städte im Land haben alle prägende Zeiten erlebt, ob architektonisch, kulturell, dank visionärer Ideen oder Geschenken des Himmels. Das beschert dem deutschen Süden eine große Vielfalt. Doch was die Städte zwischen Kurpfalz und Breisgau eint, ist der Wille, Traditionelles zu bewahren und die Zukunft zu gestalten.
Mannheim: Von einem Quadrat zum nächsten
Der Slogan der Stadt verrät, was Mannheim bis heute wesentlich prägt: Mannheim² – Mannheim im Quadrat. Bei der Grundsteinlegung 1606 griff Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz entsprechend den Idealen der Renaissance mit dem Schachbrettmuster auf ein antikes Stadtplanungsprinzip zurück, das schon die Griechen anwandten. Bis heute besitzen die 144 Quadrate Adressen wie E4, 6, die streng dem rationalen Stadtbild folgen. An dieses lehnt sich das angrenzende Schloss in seiner Form noch an und beschritt einem neuen Zeitgeist folgend dennoch eigene Wege. Die zweitgrößte Barockschlossanlage Europas ist in ihrer Pracht die Vollendung der Mannheimer Planstadt.
Heidelberg: Romantische Wissenschaftsstadt
Romantik kann Heidelberg: Majestätisch thront die Schlossruine über dem Neckar, an dem sich die idyllische Altstadt entlangzieht. Heidelberg ist aber auch ein bedeutender Wissenschaftsstandort. Hier wurde 1386 Deutschlands erste Universität gegründet und über die Jahrhunderte akademischer Austausch gepflegt. In der forschungsorientierten Bahnstadt, die auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs entsteht, findet die Wissenschaft eine neue Heimat. Ab nächstem Jahr bietet das „Heidelberg Congress Center“ Raum für wegweisende Konferenzen. Unter dem Motto „Modern tagen, romantisch feiern“ lädt die altehrwürdige Stadthalle ergänzend zu abendlichen Empfängen ins Herz der Stadt ein.
Heilbronn: Wo Lemberger und Riesling fließen
500 Hektar oder umgerechnet 700 Fußballfelder Rebfläche prägen das Stadtbild Heilbronns. In der Stadt am Neckar wird bereits seit 1.250 Jahren Wein angebaut, was ihr den Titel der ältesten Weinstadt Württembergs einbrachte. Zeit genug also für die Reben, sich Heilbronn einzuverleiben und es zum Zentrum des Württemberger Weinbaus zu machen. Zahlreiche Weinfeste, nicht zuletzt das elftägige Weindorf mit 400 verschiedenen Weinen, laden über das ganze Jahr zum Verkosten ein. Thematische Stadtführungen und Weinwanderungen verstehen sich von selbst: Der nächste Weinberg ist nicht weit.
Karlsruhe: Reich an Ideen
Das „K“ in Karlsruhe steht für Kreation. Die Stadt entsprang 1715 der Vision des Namensgebers Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach, eine „in Anlage und Geist offene Stadt“ zu bauen. Den offenen Geist hat sich die Fächerstadt bis heute bewahrt und in der globalen Kunst- und Kulturszene einen Namen gemacht. Das Zentrum für Kunst und Medien gehört zu den wichtigsten Kulturinstitutionen weltweit. 2019 wurde Karlsruhe als „City of Media Arts“ in das „Creative Cities Network“ der UNESCO aufgenommen, dessen Mitglieder sich in ihrer Stadtentwicklung der Kreativwirtschaft und Medienkunst verschreiben. Exemplarisch dafür entsteht im Quartier „Alter Schlachthof“ über die Jahre ein neues, inspirierendes Umfeld für Kultur- und Kreativschaffende.
Pforzheim: Vom Flussübergang zur Großstadt
Pforzheim ist eine der ältesten Gründungen im heutigen Baden-Württemberg. Der historische Name „Portus“ bezeichnet den Ursprung der Siedlung, die die Römer etwa 90 n. Chr. errichteten: Eine Furt durch die Enz ermöglichte vom Legionslager in Straßburg ausgehend den weiteren Weg zum Limes nach Cannstatt. Funde aus jener Zeit können heute im Archäologischen Museum Pforzheim besichtigt werden. Das Landgut „Villa Rustica“ gilt als eine der am besten erhaltenen römischen Anlagen in Baden. Der neu angelegte „Römerweg“ führt zu der Fundstätte und macht die römische Vergangenheit der Stadt erfahrbar.
Stuttgart: Auf den Spuren des Stutengartens
Bei allem Wandel im Stadtbild lassen sich auch heute noch Spuren des alten Stuttgarts im Zentrum finden. Mit dem Schillerplatz etwa hat sich eine der bedeutendsten historischen Platzanlagen erhalten. Vor etwa 1.000 Jahren befand sich an dieser Stelle ein Teil des Pferdegestüts „Stutengarten“, das der Stadt ihren Namen gab. Eine der ersten Wohnanlagen Stuttgarts musste im 16. Jahrhundert zugunsten eines repräsentativen Platzes für das angrenzende Alte Schloss weichen. Seit 1839 überwacht das erste Schillerdenkmal Deutschlands die mittelalterliche Anlage. Noch heute überwacht der Dichter das bunte Treiben auf Wochen- und Weihnachtsmarkt und beim alljährlichen Weindorf.
Baden-Baden: Die kleinste Metropole der Welt
Der Doppelname verpflichtet: In Baden-Baden genießt man nicht weniger als „The good-good life.“ Immerhin ist das Erbe der Kultur- und Bäderstadt so prägend, dass sie seit dem vergangenen Jahr zum UNESCO-Welterbe „Bedeutende Kurstädte Europas“ zählt. Die Ursprünge dieser Auszeichnung liegen in ferner Vergangenheit: Vor 2.000 Jahren wussten bereits die Römer die Heilkraft der zwölf Thermalquellen in „Aquae“ zu schätzen. Mit dem Aufblühen der europäischen Bäderkultur entwickelte sich Baden-Baden ab dem 18. Jahrhundert zur Stadt von Weltrang und Sommerhauptstadt Europas. Friedrichsbad, Casino oder Festspielhaus – das größte Opernhaus Deutschlands – locken noch heute ein internationales Publikum an die Oos. Wohl nirgends sonst liegt so viel Metropole auf so engem Raum.
Ulm: Ein Eid wird Kulturerbe
Einmal im Jahr ist Ulm außer Rand und Band. Am Schwörmontag versammeln sich Bürgerinnen und Bürger am Weinhof, dem ältesten Platz der Stadt, vor dem Balkon des Schwörhauses. Hier legt das Stadtoberhaupt Rechenschaft ab und gelobt, „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein“. Der Verfassungseid geht auf die Machtkämpfe zwischen Patriziern und Zünften im 14. Jahrhundert zurück. Der Bürgermeister – stets ein Patrizier – versprach Gleichbehandlung. Ist der Schwur einmal abgelegt, feiert die ganze Stadt, unter anderem beim „Nabada“, der Wasserparade auf der Donau. Die Schwörtagstradition gehört seit 2021 zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO.
Freiburg: Green City Life
Grün, grüner, Freiburg. Mit dem Widerstand gegen den Bau des Kernkraftwerks Wyhl in den 1970er-Jahren entwickelte sich in Freiburg ein ökologisches Denken, das sich bis heute in zahlreichen Initiativen, Bauten und Gründungen wiederfindet. 2010 ernannte die Deutsche Umwelthilfe die „Green City“ gar zur „Bundeshauptstadt im Klimaschutz“. Gäste in Deutschlands südlichster Großstadt können sich speziell zu den Nachhaltigkeits-Hotspots führen lassen. Beispielsweise in den Ende der 1990er-Jahre entstandenen Stadtteil Vauban, der als Modellprojekt für eine nachhaltige und an ökologischen Zielen ausgerichtete Stadtentwicklung gilt. In ausgewiesenen Hotels ist sogar klimaneutrales Übernachten möglich.
Pressekontakt
Sannah Mattes
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