Licht und Schatten

Baden-Württembergs Lichterfeste und Feuerbräuche

Altensteiger Weihnachtsfackeln

Altensteiger Weihnachtsfackeln | © Stadt Altensteig, Foto: Ulrike Klumpp

STUTTGART – Wo glimmende Scheiben fliegen, Lichtbäche fließen und Feuerräder rollen: Der Süden Deutschlands ist bekannt für sein altes Brauchtum und seine gelebten Traditionen, die sich oft um Licht und Feuer drehen. Für die Einheimischen sind es feste Termine im Jahreskalender, Gästen bieten sie unvergessliche Erlebnisse. Wir stellen die schönsten Lichtfeste und Feuerbräuche vor.

 

Scheibenschlagen in Bernau

„Schiibi, Schiibo! Wem söll die Schiibe goh? Sie söll ‚der Liebsten‘ goh! Goht sie it, no gilt sie it. Schiibi, Schiibo!“ – Liebeserklärungen, Glückwünsche oder Spottverse sind eng verbunden mit der jahrhundertealten Tradition des Scheibenschlagens. Zusammen mit den glimmenden Holzscheiben werden sie vom Schläger ins Tal geschickt. Dabei fliegen die Funken und die Scheiben zeichnen im Flug leuchtende Feuermuster in den Abendhimmel. Anders als in anderen Schwarzwaldgemeinden, findet das Scheibenschlagen in Bernau über die ganze Fastnachtswoche statt – so bleibt genügend Zeit für einen Besuch. 
schwarzwald-tourismus.info 

 

Freilaufendes Feuerrad in Brombach

Jedes Jahr am Fastnachtsdienstag sorgt in Brombach bei Eberbach im Odenwald ein riesiges brennendes Rad für ein wahres Feuerspektakel. Das „Feuerrad“ ist ein alter Brauch, den bereits die Germanen zum Winteraustreiben zelebrierten. In Brombach wird dafür ein Rad mit getrockneten Strohzöpfen gestopft, die den Brennstoff bilden. Den Antrieb übernimmt eine etwa 10 Meter lange, gewässerte Buchenholzstange. Das letzte Stück den Hang hinab meistert das brennende Rad freilaufend und kommt in einer Senke selbstständig zum Stehen. Eingeheizt wird aber auch schon vorab: mit dem Feuerspringen, einer Mutprobe für die jungen Männer.
eberbach.de

 

Funkenfeuer zwischen Bodensee und Oberschwaben

Am „Funkensonntag“, vier Tage nach Aschermittwoch, lodern auf vielen Anhöhen am Bodensee, in Oberschwaben und vielen weiteren Gegenden im Süden die Funkenfeuer und kündigen das Ende des Winters an. Oft sind es die ausgedienten Christbäume, die dafür aufgeschichtet und entzündet werden. Obenauf eine „Funkenhexe“ oder eine andere mit Stroh gefüllte Symbolfigur, die mit verbrannt wird. In Wilflingen, nahe der Fastnachtshochburg Rottweil, ist es der „Fideli“, der bereits am Aschermittwoch, begleitet vom Weinen und Klagen der Fastnachtsgemeinde, dem Feuer übergeben wird. Mit ihm wird die närrische Zeit für ein Jahr beerdigt, bis der ewige Kreislauf an Dreikönig wieder seinen Anfang nimmt.
narrenzunft-wilflingen.de

 

Lichterschwimmen in Wurmlingen

In Wurmlingen im Donaubergland lassen die Kinder am Abend des 19. März, dem sogenannten Josefstag, kleine selbstgebastelte Schiffchen mit brennenden Lichtern an Leinen auf dem Faulenbach schwimmen. Die schon in der alten Ortschronik belegte Tradition des „De bach abi schwimma“ oder „Liachtliabischwimma“ soll symbolisieren, wie Eis und Schnee ins Meer geschwemmt werden und mit dem Frühling das Tageslicht zurückkehrt. Der Schwäbische Albverein pflegt das traditionsreiche Erbe und verstärkt den Lichterstrom mit Brettern voller Lichter, die vom örtlichen „Kindlebrunnen“ aus in den Faulenbach schwimmen und ihn in ein Lichtermeer verwandeln.   
wurmlingen.de

 

Rübengeistern in Denkingen

Wie in den USA die Kürbisse, so werden an Allerheiligen hierzulande Futterüben von den Kindern ausgehöhlt und mit einem fratzenartigen Gesicht versehen, um sie dann nach altem Volksbrauch beleuchtet ins Fenster zu stellen oder durch die Straßen zu tragen. In Denkingen, am Fuße der Schwäbischen Alb, veranstaltet die Narrenzunft jedes Jahr nach der „Runkelrüben“-Ernte zwischen September und Oktober einen Rübengeister-Umzug, bei dem sogar ein eigenes Rübengeister-Lied gesungen wird. Im wenige Kilometer entfernten Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck werden dann traditionell vor Allerheiligen gemeinsam Rübengeister geschnitzt und beleuchtet durchs Museumsdorf getragen.
narrenzunft-denkingen.de; freilichtmuseum-neuhausen.de

 

Nikolausfeuer in Hirrlingen

Eine außergewöhnliche Interpretation der Feierlichkeiten zum Nikolaustag wird in Hirrlingen gepflegt. In der Gemeinde bei Tübingen weisen die Einwohner dem Heiligen den Weg durch ein Feuer. Am 5. Dezember wird an einem Hang in der Nähe des Dorfes ein großes Feuer aufgeschichtet. Sobald das Feuer brennt, warten die Teilnehmenden auf die Ankunft des Nikolaus. Neben dem Feuer zaubern die „Harzfackeln“ der Kinder eine ganz besondere Stimmung. Dabei handelt es sich um selbst gemachte Laternen, die mit Kerzen beleuchtet sind und von den Kindern umhergetragen werden. Im Anschluss kehrt der Nikolaus mit seinem Begleiter Knecht Ruprecht in einige Häuser ein.
hirrlingen.de

 

Weihnachtsfackeln in Altensteig

Ein beeindruckendes Schauspiel ist das jährliche Altensteiger Weihnachtsfackeln. Die Altensteiger „Fackler“ schichten an Heiligabend oberhalb der Stadt im Schwarzwald ab 6 Uhr morgens zwei runde Türme aus Holzscheiten auf. Sie sind bis zu zwölf Meter hoch und an der Spitze von einer Tanne geschmückt. Mit dem Abendläuten nach dem Gottesdienst werden die Holzstöße zum Brennen gebracht. Wenn die Flammen zum Himmel lodern, entfachen die „Fackler“ daran ihre bis zu fünf Meter langen Fackeln und postieren sich auf den Bergwiesen. Nach und nach zünden auch die Zuschauer hunderte von Handfackeln an und schwenken sie zusammen mit den „Facklern“, bis ein ganzes Lichtermeer über dem Nagoldtal wogt.
altensteig.de

 

Osterschwammtragen in St. Peter

Ein in ganz Baden-Württemberg verbreiteter Osterbrauch ist das Osterfeuer. Entzündet wird es traditionell auf Feldern oder Bergkämmen am Karfreitag oder Ostersonntag. Eine besondere Form des Osterfeuers ist in St. Peter im Hochschwarzwald beheimatet: Hier sammeln Jugendliche im Wald „Zunderschwämme“. Die Baumpilze, die früher schon als Feuerspeicher und Lichtquelle verwendet wurden, bekommen am Ostersonntag im Gottesdient eine Segnung und werden anschließend in einem Feuer zum Glühen gebracht. Mit den glimmenden „Osterschwämmen“ ziehen die Jugendlichen dann von Haus zu Haus und verteilen Stücke davon als segenbringendes Osterfeuer.   
klosterdoerfer.de

 

„Z’Licht go“ und „Stubede“ im Hochschwarzwald

Wenn der Winter Einzug hält, die Tage kürzer werden und der kalte Wind um die Häuser pfeift, rückt man in den Schwarzwaldhöfen schon seit Generationen näher zusammen. Familie, Freunde und Nachbarn versammeln sich dann zur „Stubede“ in der guten Stube, wo im Kachelofen das Feuer knistert, spielen gemeinsam Karten, musizieren, erzählen, schnitzen, sticken und schnabulieren. Entstanden ist die gemütliche Tradition einst aber nicht nur aus dem Wunsch nach Geselligkeit: Das Versammeln in der Stube eines Hofes sparte außerdem Brennholz und Energie. Deswegen nennt man den alten Brauch des Zusammenkommens auch „Z’Licht go“: miteinander zum Licht gehen.
hochschwarzwald.de

Pressekontakt

Sannah Mattes

Stellvertretende Pressesprecherin / Public Relations

Telefonnumer +49 711 23858-16 E-Mail Adresse s.mattes@tourismus-bw.de

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