Wogende Lichter und dunkle Gestalten

In der Advents- und Weihnachtszeit lässt sich Baden-Württembergs Fülle an Traditionen und Bräuchen besonders eindrucksvoll erleben

Altensteiger Weihnachtsfackeln entzünden

Das Altensteiger Weihnachtsfackeln ist für jeden ein Erlebnis | © Stadt Altensteig

STUTTGART – In langen und kalten Wintern entwickelten sich in vielen Teilen Baden-Württembergs Bräuche und Traditionen, die seit Jahrhunderten gepflegt, zelebriert und weiterentwickelt werden. In der Advents- und Weihnachtszeit lassen sich diese Bräuche nicht nur auf einem der zahllosen Weihnachtsmärkte erleben. Vielerorts werden der heilige Nikolaus und das Christkind gefeiert, aber auch Figuren wie der „Biggeresel“ oder das „Pelzmärtle“ bevölkern die Straßen und Gassen. Überregional bekannte Bräuche werden von Region zu Region unterschiedlich interpretiert und individuell zum Leben erweckt. Andernorts entstanden ganz eigene Traditionen, die in dieser Form nur hier gefeiert werden.

Gengenbach: Größter Adventskalender der Welt

Was wäre die Weihnachtszeit ohne Adventskalender? Das Rathaus der Stadt Gengenbach im Schwarzwald verwandelt sich Jahr für Jahr in den „größten Adventskalender der Welt“. Die 24 Fenster des klassizistischen Baus aus dem 18. Jahrhundert werden erleuchtet und geben jeden Abend ein anderes Motiv frei. Werke bedeutender Künstler, wie beispielsweise Tomi Ungerer, Otmar Alt oder Marc Chagall, konnten dort bereits bewundert werden. Der Weihnachtsmarkt am Rathaus im historischen Zentrum Gengenbachs rundet die besondere Atmosphäre ab.
stadt-gengenbach.de

Hirrlingen: Ein Feuer für den heiligen Nikolaus

Eine außergewöhnliche Interpretation der Feierlichkeiten zum Nikolaustag wird in Hirrlingen gepflegt. In der Gemeinde bei Tübingen weisen die Einwohner dem Heiligen den Weg durch ein Feuer. Am 5. Dezember wird an einem Hang nahe des Dorfes ein großes Feuer aufgeschichtet. Sobald das Feuer brennt, warten die Teilnehmer auf die Ankunft des Nikolaus. Neben dem Feuer zaubern die „Harzfackeln“ der Kinder eine ganz besondere Stimmung. Dabei handelt es sich um selbst gemachte, mit Kerzen beleuchtete Laternen, die die Kinder um sich schwingen. Im Anschluss kehrt der Nikolaus mit seinem Begleiter Knecht Ruprecht in einige Häuser ein.
hirrlingen.de

Kinzigtal: Nikolaus und sein schauriges Gefolge

Eine Gruppe finsterer Gestalten ist rund um den 6. Dezember gemeinsam mit dem heiligen Nikolaus in einigen Orten des Kinzigtals anzutreffen. In den Straßen machen Gestalten wie „Rubelez“, „Klausenbigger“ oder „Biggeresel“ lautstark auf sich aufmerksam, erschrecken dort Mitbürger und verschaffen sich Zutritt zu den Häusern der Bewohner. Die Kinder haben die Anzahl ihrer Gebete und guten Taten in Kerbhölzer geschnitzt, an denen Nikolaus die Mühen der Kinder ablesen kann. Der Respekt der Kinder ist der eigenwilligen Gruppe gewiss: Symbolische Kinderbeine am Tragekorb des Nikolaus unterstreichen ihre schaurige Wirkung. Schlussendlich ist alle Furcht vorbei, wenn Nikolaus seinen Sack öffnet und die Kinder mit Süßem belohnt.
schwarzwald-kinzigtal.info

Hohenlohe: Wo die „Rollebuawe“ das Christkind ankündigen

In einigen Gemeinden Hohenlohes verkörpern junge Männer an Heiligabend den „Rollesel“ oder „Rollebuawe“. Diese Figuren kündigen die Ankunft des Christkindes lautstark an. Je nach Region und Auslegung des Brauchs unterscheiden sich die Verkleidungen: Sie reichen von großen, spitz zulaufenden Hüten mit Papierstreifen aus zerschnittenen Schulheften über mit Ruß geschwärzte Gesichter bis hin zu schwarzen Ledermasken. Aber immer tragen die Figuren weiße, knielange Nachthemden sowie „Rollriemen“. Diese Lederriemen sind mit Glocken und Schellen versehen und werden von den Jugendlichen über die Schulter geschnallt. Das Ritual ist ein Zeichen für den Abschied von der Kindheit. Deswegen dürfen die Teilnehmer die „Rollebuawe“ nur bis zur Konfirmation verkörpern.
hohenlohe.de

Altensteig: Ein Lichtermeer aus Feuern und Fackeln

Ein beeindruckendes Schauspiel ist das jährliche Altensteiger Weihnachtsfackeln am Ostrand des Schwarzwaldes. Die Altensteiger „Fackler“ schichten an Heiligabend oberhalb der Stadt am Hällesberg und am Schlossberg ab 6:00 Uhr morgens zwei runde Türme aus Holzscheiten auf. Sie sind bis zu zwölf Meter hoch und an der Spitze von einer Tanne geschmückt. Mit dem Abendläuten nach dem Gottesdienst werden die Holzstöße zum Brennen gebracht. Wenn die Flammen zum Himmel lodern, entfachen die „Fackler“ daran ihre bis zu fünf Meter langen Fackeln und postieren sich auf den Bergwiesen. Nach und nach zünden auch die Zuschauer Hunderte von Handfackeln an und schwenken die Fackeln zusammen mit den „Facklern“, bis ein ganzes Lichtermeer über dem Nagoldtal wogt.
altensteig.de

Nordschwarzwald: Das „Pelzmärtle“ zieht von Haus zu Haus

Sie gehören zusammen und sind doch grundverschieden: das Christkind und das „Pelzmärtle“. Letzteres erinnert auf den ersten Blick an einen Strohbären der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Das „Pelzmärtle“ wird von einem jungen Mann verkörpert. Das Ankleiden mit Strohseilen und Schellenkränzen kann bis zu vier Stunden dauern. In der Region um Bad Wildbad und Bad Herrenalb im nördlichen Schwarzwald zieht das ungleiche Duo an Heiligabend von Haus zu Haus. Das weiß gekleidete Christkind huscht verschleiert und in Begleitung von zwei jungen Frauen durch die Straßen. Dagegen wird das „Pelzmärtle“ von lautstarken jungen Männern geführt und mit knallenden Peitschen angekündigt. Während das Christkind Geschenke verteilt, soll das „Pelzmärtle“ unartige Kinder erschrecken. Beide sammeln Geld- und Sachspenden für einen guten Zweck.
bad-wildbad.de

Argenbühl: Eine Reiterprozession zu Ehren des heiligen Stephanus

Eine Kapelle in Argenbühl im Allgäu steht einmal im Jahr im Mittelpunkt. Die Stephanskapelle aus dem 16. Jahrhundert ist am zweiten Weihnachtstag, an dem an den heiligen Stephanus erinnert wird, Anziehungspunkt für Reiter und unzählige Schaulustige. Bereits seit 80 Jahren wird dieser Brauch regelmäßig gefeiert, die Ursprünge sind weitaus älter und lassen sich bis zum Entstehungszeitpunkt der Kapelle zurückdatieren. Der Ritt um die Kapelle und der anschließende Segen sollte Mensch und Tier vor der Pest schützen. Heute stehen eher die Versammlung von unzähligen Pferden sowie die Teilnahme an einem lebendigen Brauch im Vordergrund. Dabei kommen bis zu 150 Pferde verschiedenster Größen und Rassen nach Argenbühl, die den Pestbefall glücklicherweise nicht mehr zu fürchten haben.
argenbuehl.de

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Dr. Martin Knauer

Leiter Stabsstelle Kommunikation &
Koordination / Pressesprecher

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