Baden wie vor 2000 Jahren
Historische Thermen und Badetempel in Baden-Württemberg
STUTTGART – Bereits im Namen des Bundeslandes Baden-Württemberg steckt ein eindeutiger Hinweis auf die weit zurückreichende Badekultur in Deutschlands Süden. Es waren einst die Römer, die vor 2.000 Jahren im Zuge ihrer Eroberungen auch ein hoch entwickeltes Bäderwesen in ihre Provinzen mitbrachten. Eine der römischen Siedlungen war die spätere Kurstadt Baden-Baden, die 2021 mit zehn weiteren Orten aus sieben Ländern als „Bedeutende Kurstädte Europas“ zum UNESCO-Welterbe ernannt wurde. Damals wurde sie wegen ihrer Quellen einfach „Aquae“ genannt, zu Deutsch „Bad“. Nach dem Ort nannte sich im Mittelalter die gleichnamige Markgrafschaft Baden, die Jahrhunderte später mit Württemberg zu einem Bundesland vereint wurde. Heute lassen sich hier nicht nur die Ruinen der römischen Thermen besuchen. Noch immer laden historische Badetempel aus dem Zeitalter von Belle Époque und Jugendstil dazu ein, unter Kuppeln und Säulen durchs Wasser zu gleiten und die Seele baumeln zu lassen.
Wohlgefühl im Kuppelsaal:
Friedrichsbad in Baden-Baden
Entspannen wie die Römer vor 2.000 Jahren – Baden-Badens Friedrichsbad macht es möglich. Ganz so alt ist der Badetempel freilich nicht: 1877 wurde er eröffnet – auch, weil der Ort nach dem Verbot des Glücksspiels eine neue Attraktion für seine adeligen und reichen Gäste suchte. Der Architekt Carl Dernfeld nahm sich die römischen Thermenanlagen zum Vorbild, deren Ruinen noch heute gleich nebenan besichtigt werden können. Er schuf einen Palast im Stil der Neorenaissance – mit Badebecken aus Carrara-Marmor, in denen Besucherinnen und Besucher ins mineralreiche Thermalwasser eintauchen. Besonders stilvoll geht das im Kuppelsaal unter der mit Malerei und Stuck reich verzierten, 18 Meter hohen Kuppel. Neben diesem optischen Genuss können Gäste im römisch-irischen Friedrichsbad mit Warmluft-, Dampf-, Sprudel-, Bewegungs- und Kaltwasserbad, mit Seifenbürsten- und Crememassage entspannen.
Im Badepalast der Fürsten:
Palais Thermal in Bad Wildbad
Einst ließen es sich hier die württembergischen Herzöge gut gehen und der Kurort zählte zu den bekanntesten im Lande. Auch das direkt über der Thermalquelle erbaute Bad im klassizistischen Stil nach Plänen des Stuttgarter Hofarchitekten Nikolaus von Thouret zog nach seiner Eröffnung im Jahr 1847 viele Besucherinnen und Besucher an. Und zwar so viele, dass es bald schon erweitert wurde und Ende des 19. Jahrhunderts eine Halle im maurischen Stil hinzubekam, in der Badegäste noch heute um einen Springbrunnen herum Platz nehmen und die Atmosphäre zwischen den reich verzierten Säulen und Bögen genießen können. Jugendstil-Verglasungen, Skulpturen und orientalische Verzierungen entführen in die Zeit von Königen und Fürsten und laden zu einer ganzheitlichen Entspannung ein. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde umfangreich renoviert und 1995 als „Palais Thermal“ wieder eröffnet. Heute liegt im historischen Erdgeschoss der Badebereich mit den Thermalpools, im Stockwerk darüber finden Besucherinnen und Besucher den modernen Wellnessbereich mit sieben verschiedenen Saunen, Dampfbad und einem Außenpool.
Städtisches Juwel:
Vierordtbad in Karlsruhe
Das Bad verdankt Karlsruhe einer Stiftung des Bankiers Heinrich Vierordt. Dank ihr entstand ein Badehaus nach Plänen des Oberbaudirektors Josef Durm, der in Karlsruhe unter anderem auch das Prinz-Max-Palais entworfen hat. Der Bau im Stil der Neorenaissance nach italienischem Vorbild öffnete 1873 seine Türen und zählte zu den schönsten der Stadt mit seinen Freskenmalereien und Landschaftsbildern. Um die Jahrhundertwende kam eine Schwimmhalle dazu. Das Kurbad wurde mehrmals renoviert – zuletzt im Jahr 2021. Heute verfügt es über eine moderne Wellnesslandschaft mit Saunahäuschen im Innenhof und Dampfbad, dennoch zeugt vieles von der Vergangenheit: In der Rotunde, die bei der Eröffnung des Bades als Eingangsbereich diente, ruhen heute Badegäste nach den Saunagängen. Auch in der historischen Badehalle hat man moderne Bedürfnisse mit den Vorgaben der Denkmalpflege vereint und so entspannen die Gäste im Wasser, umgeben von alten Sprossenfenstern und einem angenehmen Oberlicht.
Im Jugendstil baden:
Merkel’sches Schwimmbad in Esslingen
Nur wenige Schritte sind es von der modernen, mit viel Holz, warmen Farben und hellen Fliesen gestalteten Saunawelt in die prächtige Vergangenheit: In der Jugendstil-Halle des Merkel’schen Schwimmbads verläuft rundherum eine Empore mit Bogenfenstern, unten säumen blau gekachelte Säulen das Becken und man badet in 34 Grad warmem Thermalwasser mit Blick auf das mit einer italienischen Küstenlandschaft bemalte Fenster. Auch das römisch-irische Dampfbad ist eine Augenweide, die Esslingen Oscar Merkel zu verdanken hat. Der Fabrikant stiftete das Bad 1907 den Bürgerinnen und Bürgern seiner Stadt. Seitdem gibt es dort für alle, die ein solches Ambiente schätzen, Wellness für die Augen. Da auch noch eine Schwimmhalle mit Sportbad aus den 1960er-Jahren angeschlossen ist, wird der Badebesuch in Esslingen zu einer Reise durch die Baugeschichte. Aufgrund von Sanierungsarbeiten ist das Merkel’sche Schwimmbad derzeit geschlossen und heißt seine Gäste voraussichtlich ab Herbst 2024 wieder willkommen.
Mit römischen Wurzeln:
Cassiopeia-Therme in Badenweiler
Die unter Glas gesicherten Überreste einer der größten Thermenanlagen nördlich der Alpen beweisen: Auch in Badenweiler gingen die Römer gerne baden. Die Überreste ihrer Leidenschaft sieht man sogar von der Cassiopeia-Therme aus, dem Ziel heutiger Erholungssuchender. Sie finden dort verschiedene Thermalbäder auf über 1.000 Quadratmetern, ein umfangreiches Wohlfühlangebot, ein mit viel Glas gestaltetes Kuppelbad und eine große Saunalandschaft. Das Markgrafenbad, das 1908 in Badenweiler eröffnet wurde, stand einst an dieser Stelle und ein klein wenig ist von ihm auch übriggeblieben: Die Deckenbemalung und die Fenster im heutigen Eingangsbereich sowie das römisch-irische Bad stammen noch aus vergangenen Kur-Zeiten.
Pressekontakt
Sannah Mattes
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