Sommerhauptstadt Europas
UNESCO-Welterbe Baden-Baden
© Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH
BW Story - Dorothee Fauth
Bedeutene Kurstadt auf heißen Quellen erbaut
Bis heute versprüht Baden-Baden einen ganz besonderen Charme. Die Kur- und Bäderstadt am Rande des Schwarzwalds gehört zu den bedeutendsten Kurstädten Europas. Noch immer gibt es zahlreiche Spuren seiner einstigen Blütezeit.
Es ist ein Paukenschlag, besser: ein optischer Trommelwirbel aus Kristall, Gold und Seide. Überraschung gelungen! Denn nichts deutet von außen darauf hin, was Besucher im rechten Flügel dieses Kurhauses mit seinen klassizistischen Kolonnaden erwartet: prunkvoll ausgestattete Räume aus drei Stilepochen. Florentiner Renaissance unter funkelnden Kristallleuchtern, glänzende Seidendamast-Tapeten im barocken Roten Saal, und im Salon Pomapdour wandert das Auge staunend an überbordendem Rokoko-Dekor entlang. Nur eins passt nicht so recht in dieses königliche Schloss-Ambiente: Spieltische, an denen gezockt wird. Poker, Roulette, Black Jack. Willkommen im schönsten Casino der Welt! Willkommen in Baden-Baden!
Seit 2021 ist die 2000 Jahre alte Kur- und Bäderstadt am Rand des Schwarzwalds UNESCO-Welterbe, zusammen mit zehn weiteren „Great Spa Towns of Europe“, darunter Bad Ems und Bad Kissingen. Schon die Römer schätzten die bis 68 Grad heißen Thermalquellen, die aus 2000 bis 3000 Metern Tiefe am Schlossberg entspringen, und bauten Bäder. Kaiser Caracalla war einer der ersten Promis hier.
Sommerhauptstadt Europas mit kosmopolitischem Glanz
Vor allem im 19. Jahrhundert blühte Baden-Baden zum mondänen Kurort auf, als die internationale Haute Volée das kleine Städtchen an der Oos für sich entdeckte. Literaten, Musiker, Industrielle, Zaren- und Königshäuser. Baden-Baden wurde Europas Sommerhauptstadt der Reichen und Wichtigen. Man badete im warmen Wasser, trank es, atmete seine Dämpfe. Doch in erster Linie ging es um sehen und gesehen werden und darum, sich zu amüsieren. Die Konzession für das Glücksspiel war daher ein Glücksfall für Baden-Baden, dessen glanzvoller Aufstieg eng mit dem Casino verbunden ist. Luxushotels entstanden für die illustren Gäste, Parks wurden angelegt, ein Theater gebaut, in dem „hübsche Actricen“ auftreten sollten.
Amüsieren können sich Besucher bis heute. Das Welterbe-Ensemble aus Badetradition, historischen Kureinrichtungen, Villengürtel und der ganz eigenen Kultur, die sich dabei entwickelte, lässt sich mit allen Sinnen entdecken und erleben. Auf eigene Faust oder im Rahmen geführter Touren – Casino inklusive. Natürlich kann man dort auch sein Glück versuchen und hoffen, dass es einem nicht so ergeht wie den russischen Literaten: Dostojewski verfiel der Spielsucht und verpfändete sogar den Ehering seiner Frau. Auch Tolstoi verzockte hier sein ganzes Geld. Rien ne va plus!
Hat man diese Parallelwelt wieder verlassen, ist die Trinkhalle nebenan mit dem 90 Meter langen Wandelgang ein guter Ort, um einmal tief durchzuatmen. Trinken soll man das Wasser aus dem Brunnen allerdings nicht mehr, da es leicht arsenhaltig ist. Eintauchen, seine Wärme auf der Haut spüren, ist die Alternative – und eine Wohltat. Also ab ins Friedrichsbad, dem wunderbaren römisch-irischen Badetempel aus jener Zeit unweit der römischen Thermen. Gebadet wird hier textilfrei und in einer abgestimmten Abfolge von warm und kalt. Das Ergebnis: die totale Entspannung. „Nach zehn Minuten vergessen Sie die Zeit und nach 20 Minuten die Welt“, schrieb der Schriftsteller Mark Twain, der laut eigenen Angaben seinen Rheumatismus in Baden-Baden gelassen hatte. „Es war wenig, aber mehr hatte ich nicht zu geben.“
So riecht, schmeckt und klingt Baden-Baden noch heute
Nach der Tiefenentspannung bringt ein Spaziergang den Kreislauf wieder auf Touren. Zum Beispiel auf der Lichtentaler Allee, der einstigen Promenade der Kurprominenz durch eine Parkanlage an der Oos. Im frühen Frühjahr kann man sich hier an einem Meer aus Krokussen erfreuen, später folgen Osterglocken, Magnolien und die Rhododendronblüte. Die Allee führt an der Gönneranlage vorbei, wo man sich im Sommer von Rose zu Rose schnuppern kann, und weiter bis zum Dahliengarten, der im Herbst ein Blütenfeuerwerk in allen Farben und Formen entzündet.
Die Parkanlage ist umgeben von eleganten Villen und Grandhotels. Eines ist das 150 Jahre alte Brenners Park-Hotel & Spa – ein Luxusressort. Doch keine Scheu, nur hereinspaziert! Im Kaminzimmer, Wintergarten oder auf der Terrasse begrüßt es täglich ab 14 Uhr Hausgäste und Besucher zum Afternoon Tea. Zum Tee aus dem Silberkännchen werden Köstlichkeiten serviert, die diese Bezeichnung wirklich verdienen: feinste Macarons, Pralinen, Scones, kleine Sandwiches und Canapées. Das hat seinen Preis. Aber wenigsten einmal lassen wir uns Baden-Baden genüsslich auf der Zunge zergehen.
Und wie klingt die Welterbestadt? Nach Musik, keine Frage. Clara Schumann spielte hier Klavierkonzerte. Johann Strauß ließ an der Kurmuschel Walzermelodien erklingen. Hector Berlioz komponierte für die Eröffnung des Theaters eigens die Oper „Béatrice und Bénédict“. Johannes Brahms, Richard Wagner, Franz Liszt – hier gab sich die musikalische Elite die Klinke in die Hand. Bis heute ist die kleine Kur- und Bäderstadt Kunst-, Sport-, Medien- und Musikstandort von Weltformat mit eigener Philharmonie und Festspielhaus.
Bevor man am Abend ein weiteres Mal abtaucht – in die Klangwelten von Konzerten und Opern – sollte man noch einmal am Kurhaus vorbeihuschen. Dann, wenn der Nachtwächter die gusseisernen Gaslaternen entzündet. Wie zu jenen Zeiten, als Baden-Baden sich anschickte, die Sommerhauptstadt Europas zu werden.
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