Über Wasser gehen
Wasser auf der Schwäbischen Alb
BW Story - Bernd Sautter
Faszinierende Quellen, Wasserfälle und Höhlen auf der Schwäbischen Alb
Am achten Tag schuf Gott die Schwäbische Alb. Er wählte poröses Gestein. So konnte das Regenwasser in die Tiefe abfließen. Das karge Land gefiel ihm. Gott leitet das Wasser durch wundervolle Höhlen an den Albrand. Dort ließ er es in fulminanten Wasserfällen und kristallklaren Quellseen wieder zum Vorschein kommen. Und Gott sah, dass es gut war.
Wir stehen gerade an der berühmtesten Quelle der Schwäbischen Alb. Schon am hellen Morgen schimmert sie blau. Aber sowas von Blau! Wir spazieren um den Blautopf und betrachten ihn aus allen Richtungen. Egal, wo man steht: Alles tiefblau im wörtlichen Sinne. In der Mitte, wo der Topf am tiefsten ist, leuchtet die Farbe besonders klar. Das hat mit dem Wasser zu tun. Je reiner das Wasser, um so deutlicher wird seine optische Eigenschaft. Wasser schluckt überall auf der Welt die roten und gelben Anteile des Sonnenlichts besser als seine blauen Anteile. Doch es gibt wenige Orte, an den es so deutlich wird wie am Blautopf. Hier sind wohl alle blau. Der Ort heißt Blaubeuren. Oben gibt es einen Blaufels, daneben die Burg Blauenstein. Wir bleiben jedoch beim Wasser.
Man sagt ja, dass man auf der Alb über Wasser gehen kann. Egal, wo man läuft: Viele Etagen darunter befindet sich ein weit verzweigtes Unterwassersystem aus unzähligen Kanälen und wasserführenden Höhlen. Dafür ist der Karst verantwortlich. So wird die riesige Gesteinsschicht genannt, aus dem die Schwäbische Alb besteht, also aus Kalk- und Gipsstein. Wo der Stein frei liegt, also von der Erde nicht bedeckt ist, verwittert er. Das Wasser wäscht den Kalk aus und bildet Kanäle, die in die Tiefe hinab führen. Darum ist die Schwäbische Alb so karg. Weil der Niederschlag schnell versickert. An den Rändern der Schwäbischen Alb kommt das unterirdische Wasser wieder zum Vorschein. Es sprudelt aus Quellseen wie dem Blautopf, geht mit spektakulär mit Wasserfällen nieder und fließt aus Höhleneingängen. Weil die Landschaft so einzigartig ist, hat die UNESCO die Alb mit einem seltenen Siegel ausgezeichnet. Die Schwäbische Alb ist ein Global Geopark.
Diesen Geopark wollen wir heute erforschen. Beim Blautopf reicht uns ein Spaziergang. Die Tiefe überlassen wir den Profis. Ins dreizehn Kilometer lange Höhlensystem kommt man nur rein, wenn man tief runtertaucht. Als Höhlenforscher-Team für einen Tag fahren wir weiter zur Sontheimer Höhle. Nur 10 Kilometer müssen wir zurücklegen – mit dem E-Bike ein Katzensprung. In diese Höhle kommen wir trockenen Fußes. Ein beindruckender Spaziergang ins Erdinnere. Schon das erste Portal ist zwölf Meter hoch. Hast Du gesehen? Fledermäuse! Jährlich überwintern rund 300 Tiere in der Höhle. Damit die Tiere Ruhe finden, ist die Höhle von November bis April geschlossen. Kurz nach der Winterruhe ist die Wahrscheinlichkeit am größten, die Tiere zu sehen. Wir haben Glück! Fledermaus-Alarm.
Unsere Kids machen den ersten Schritt zum offiziellen Höhlenforscher. Die entsprechende Sammelkarte hat der Geopark Schwäbische Alb aufgelegt. Am Eingang zur Sontheimer Höhle holen sie sich den ersten Aufkleber. Dreizehn Höhlen gibt’s insgesamt auf der Höhlenforscher-Sammelkarte. An einem Tag geht das nicht, aber eine zweite Höhle ist heute noch drin, und was für eine! Wir schnappen uns die E-Bikes und fahren Richtung Südwesten.
Wir bleiben beim Thema Wasser und machen uns auf zur einzigen Höhle Deutschlands, in die man mit dem Boot reinfahren kann. In der Nähe von Zwiefalten liegt die Wimsener Höhle. Sie ist die tiefste erforschte Wasserhöhle des Landes. Wem hier nicht der Atem stockt, wird kein Höhlenforscher mehr. Gut, dass wir mit den Rad-Klamotten bestens ausgerüstet sind. Die Höhle ist durchaus frisch, so 7°C werden es wohl sein. Und bitte sitzen bleiben. Aufstehen ist keine gute Idee, sagt der Kopf. Niedrige Passagen und hohe Hallen wechseln sich ab. Die Kids sind so beeindruckt, dass sie fast den zweiten Aufkleber vergessen, den sie für ihr Sammelheft benötigen.
Bevor wir zum Höhepunkt des Tages schreiten, vertreten wir uns kurz die Beine. Unsere Albwasser-Tour wäre ohne Wasserfall kaum vollständig. Gleich beim Höhleneingang wirft sich der Hasenbach über mehrere Kaskaden. Zugegeben: Er ist nicht der größte Wasserfall, die die Alb bietet. Aber ein idyllischer ist er allemal. Wir freuen uns auch, dass wir nicht all zu lang laufen müssen, wir haben heute genug getreten.
Der letzte Programmpunkt erscheint wie die gerechte Belohnung am Ende eines wundervollen Tages. Wir haben im Bio-Gasthof Rose direkt neben der Höhle einen Tisch reserviert. Schon bei der Suppe spüren wir, dass es eine gute Idee war. Unser Menü wird einem Probierle aus drei verschiedenen Suppen eröffnet. Als Hauptgang wählen wir das Kräuterschnitzel des Wimsenwirts. Alles aus heimischer Landwirtschaft. Alle Zutaten kommen aus maximal 20 Kilometer Umkreis. Die Tiere stammen ausschließlich aus demeter und Bioland Höfen.
Unsere Kids sind überglücklich und studieren bereits die nächsten Höhlen, die sie sehen wollen. Wir freuen uns darüber, dass wir mit unserer Essen einen Beitrag zur Landschaftspflege leisten. Schließlich sind es die Tiere und die Landwirtschaft, die die Schwäbische Alb zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Morgen geht’s mit dem E-Bike wieder zurück zum Ausgangspunkt. Wer richtig fit ist, kann die Tour an einem Tag bewältigen. Andererseits: Das Wasser hat die Schwäbische Alb schon vor 200 Millionen Jahren geformt. Wir finden: Da können wir uns mit der Besichtigung ruhig Zeit lassen. Ob die Kids einverstanden sind, wird sich zeigen. Sie wollen die nächsten Höhlen eher morgen als übermorgen erforschen.
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