Ruhe und Kraft
Energie tanken beim SUP-Yoga auf dem Bodensee
© TMBW, Foto: Anna Monterroso Carneiro
Dein Weg zu innerer Balance
Yoga auf dem Wasser
Es dämmert, als Yogalehrerin Raphaela Knoll den Schuppen mit den Stand-up-Paddleboards aufschließt. An der Surfschule im Ostbad Überlingen ist um diese Uhrzeit noch nichts los. Das Zwielicht liegt noch wie ein Schutzmantel über dem See und seinen frühen Gästen. Begleitet vom Vogelgezwitscher bringen Raphaela, Julia und Elena die Bretter zum Wasser. Anschließend paddeln sie im Sitzen hinaus auf den spiegelglatten Bodensee. Sie wollen den Tag mit einer Runde Asanas begrüßen.
So heißen im Yoga die Körperhaltungen, die du beim Praktizieren einnimmst und für ein paar Momente hältst. Morgens tut das besonders gut, weil du nach der Nacht deinen Körper erst einmal wieder reckst und streckst, damit er sich aufrichten kann. So kehrt die Beweglichkeit zurück. „Die Energie zum Fließen bringen“, nennt Raphaela Knoll das. Und sie ergänzt: „Das Gefühl der Ruhe und Dankbarkeit, das viele Menschen beim Yoga empfinden – das trägt einen oft durch den ganzen Tag. Deshalb ist Yoga morgens besonders schön.“
"Morgens ist die Stimmung auf dem See magisch."
– Raphaela Knoll, Yogalehrerin
Sonnengruß auf dem Wasser
Erst einmal werden die SUP-Boards nun an eine im seichten Ufer verankerte Insel gebunden. So können Raphaela, Elena und Julia üben, ohne vom Wind abgetrieben zu werden. Raphaela leitet den Kurs mit ruhiger Stimme an: Elemente aus dem Sonnengruß führen die drei aus, dazu viele Streckungen und Drehungen. Die Natur sorgt für eine Extraportion Glück.
Raphaela Knoll leitet in Überlingen die Schule Yoga Shala Bodensee. Neben regelmäßig stattfindenden Kursen an Land und auf dem Wasser bietet sie auch Wochenend-Workshops an. Dort erlebst du SUP-Yoga-Einheiten morgens und abends bei Sonnenuntergang. Dabei arbeitet die Yogalehrerin mit der kleinen Surfschule im Ostbad Überlingen zusammen. Deren gemütlicher Bungalow ist dann die Homebase zum Umziehen und Beisammensein nach dem Praktizieren.
Yoga
Gut für Körper und Seele
Und das ist auf dem Wasser natürlich noch einmal ganz anders als mit festem Boden unter den Füßen: Das Brett reagiert auf die kleinsten Bewegungen. Deshalb nimmst du beim Üben auf dem SUP-Board die Haltungen noch langsamer ein – um nicht ein überraschendes Bad im Bodensee zu nehmen. Gleichzeitig werden durch die Asanas auf schaukeligem Untergrund deine kleinen, tiefer liegenden Muskeln besser angesprochen. Und dann verstärkt die Natur ringsum natürlich auch noch die Glücks- und Entspannungsgefühle, die viele beim Yoga ohnehin empfinden. „Wir vertiefen beim Yoga ja auch den Atem“, erklärt Raphaela, „und bekommen ganz viel reine Seeluft in unsere Lungen. Außerdem überträgt sich spätestens bei der kleinen Schlussmeditation die Weite und die Klarheit des Sees auf die Übenden.“
Wasser und Himmel schimmern jetzt am Morgen in vielerlei Rosa-Blau-Tönen. Es geht am Morgen noch kaum Wind. Außer den drei Frauen und ein paar Wasservögeln ist in Überlingen noch niemand auf dem Wasser. Auch das Ostbad öffnet erst viel später. Die Bergkulisse und das Wasser tun Körper und Geist einfach gut. Nur leises Gelächter der Yogis unterbricht ab und zu die Stille – wenn eine der Übenden abtreibt oder das Board bei einer Rückbeugung doch mal bedenklich ins Schaukeln gerät. Einige Yogaeinheiten machen die drei nämlich auch abseits der Insel.
Anfängertauglich:
Übungen zum Start
Wenn du zum ersten Mal Yoga auf dem SUP-Board ausprobieren möchtest, empfiehlt sich laut Raphaela zum Beispiel erst einmal eine einfache Übung im Sitzen:
- Setze dich in den Yogasitz, zum Beispiel in den Schneidersitz.
- Richte deinen Rücken Wirbel für Wirbel auf, der Blick geht geradeaus.
- Schließe deine Augen, wenn das für dich möglich ist.
- Balanciere nun deinen Kopf auf der Wirbelsäule aus. Finde die eine Stelle, an der dein Kopf gar kein Gewicht mehr hat.
- Strecke nun die Arme nach oben aus, Handinnenflächen zeigen zueinander.
- Probiere, deinen Oberkörper langsam nach rechts und links zu drehen.
- Komme wieder in der Mitte an.
Auch die Haltung des Kindes, bei der du auf den Fersen sitzt und dich mit lang gestreckten Armen nach vorne beugst, bis die Stirn den Boden erreicht, ist laut Raphaela eine gute Einstiegsübung. Wenn auch das gut klappt, dann probiere den Herabschauenden Hund auf dem Brett aus. Yogahaltungen im Stehen folgen als Letztes, sie sind auf dem wackligen Brett am anspruchsvollsten.
Übrigens:
Am besten übst du, wenn es windstill und die Wasseroberfläche glatt ist. „Wegen der Thermik stehen die Chancen dafür morgens und abends am besten“, erzählt die Yoga-Lehrerin.
Unter Gleichgesinnten
Ein Festival mit ganz viel Yoga
Nicht immer ist es beim Yoga auf dem Bodensee so einsam wie an diesem Morgen. Raphaela organisiert auch jedes Jahr im Frühjahr und Sommer das Yogafestival Bodensee. Vier Tage lang machen dann Menschen aus aller Welt gemeinsam Yoga, lauschen Konzerten und Vorträgen und tanzen. Natürlich kommt dabei auch der Austausch nicht zu kurz.
„Einmal Seekind, immer Seekind“, antwortet die Yogalehrerin auf die Frage, was sie am Bodensee mag. „Ich liebe den Bodensee einfach. Und die Lichtstimmungen am Morgen und abends gefallen mir ganz besonders.”
Meistens beendet Raphaela die Kurse mit einem einfachen, wohltuenden Ritual:
- Du setzt dich im Yogasitz aufs Brett und schließt noch einmal die Augen.
- Nimm mit der Hand ein paar Wassertropfen auf und streiche mit den nassen Fingern über dein drittes Auge in der Mitte deiner Stirn.
- Nach der Lehre des Yoga steht das für die Verbindung von Körper, Geist und Seele.
Zurück am Ufer werden die drei Frauen von der Sonne begrüßt. Schnell raus aus den Neoprenanzügen - es war frisch heute früh! - und noch ein paar Schlucke Tee trinken. Julia, Elena und Raphaela sitzen mit zufriedenen Gesichtern auf den Holzstufen der Surfschul-Terrasse und genießen noch ein paar ruhige Momente. Gleich geht’s hinaus in den trubeligen Alltag.
Mehr Infos
zum Yoga: yoga-shala-bodensee.de | yogafestival-bodensee.de
Und zur Region: echt-bodensee.de
Noch mehr Tipps
Entspannende Aktivitäten auf dem Bodensee
Raphaela Knoll startet ihre Kurse an der kleinen, sympathischen Surfschule im Ostbad Überlingen. Dort kannst du auch Windsurf- und SUP-Kurse buchen und mehr über die besonderen Wassersport-Bedingungen des Bodensees lernen.
surfschulebodensee.de
Auch das Ostbad Überlingen selbst ist schön, denn dort gibt es viele alte Bäume, die dir Schatten spenden. Außerdem führt keine laute Straße vorbei. Morgens ist es dort natürlich am ruhigsten.
ostbad-ueberlingen.de
Das Café Solid Ground in der Altstadt von Überlingen serviert dir feine und faire Kaffeespezialitäten und leckere Snacks und Kuchen mit regionalen Bioprodukten.
https://solidgroundroaster.de/
Überlingen hat eine sehr lange Uferpromenade. Starte einfach in der Stadt, spaziere dann je nach Sonnenstand nach Westen oder Osten.
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