Der Bach weist den Weg
5 ruhige Spazierwege an alten Kanal- und Wassersystemen
© Stadt Ochsenhausen
BW-Story - Hirsch & Greif
Wandern entlang der Lebensadern in BaWü
Mehr als 50 barocke Stationen säumen die Route der Oberschwäbischen Barockstraße, eine der ältesten Kultur- und Ferienstraßen Deutschlands. An den Klöstern und Abteien entdeckst du nicht nur prunkvolle Architektur, sondern auch technisch ausgeklügelte Bach- und Wassersysteme. Einst waren sie die Lebensadern der Klöster. Heute verlaufen an ihren Ufern ruhige Spazierwege, zum Beispiel diese fünf:
#1 Idyllischer geht es kaum
Krummbach in Ochsenhausen
Kurz und knapp:
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Länge: 1,41 Kilometer
- Dauer: 0:25 h
- Start/Ziel: Parkplatz Krummbach
Einzelne Sonnenstrahlen dringen durch das Blätterdach der mächtigen Bäume, sanft plätschert der Bach vor sich hin. Insekten summen, die Kirchturmuhr schlägt eine neue Stunde. Zwischen den Bäumen sind die Konturen des nahen Klosters zu erahnen. Besonders idyllisch sind die von Benediktinern angelegten Kanalsysteme am Krummbach beim Kloster Ochsenhausen. Zahlreiche miteinander verbundene Wasserläufe und Weiher lieferten einst Wasser und Energie für das Kloster, das klösterliche Brauhaus und die Klostermühle. So besaß das Kloster bereits in der Renaissance eine zentrale Wasserversorgung. Gleichzeitig diente das Kanalsystem der Bewässerung, der Abwasserbeseitigung und der Fischwirtschaft. Wegen seines minimalen Gefälles ist der Kanal eine frühe Meisterleistung der Wasserbaukunst. Bis heute ist der Krummbach ein wertvolles Wasserreservoir, aus dem die Stadt Ochsenhausen einen Großteil ihres Trinkwassers bezieht – und er speist die Wärmepumpe, die im Winter die Klosterkirche heizt.
#2 Auf ruhigen Pfaden
Stiller Bach in Weingarten
Kurz und knapp:
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Länge: 6,08 Kilometer
- Dauer: 1:40 h
- Start/Ziel: Parkplatz Freibad Nessenreben
Im Herzen der oberschwäbischen Kulturlandschaft liegt Weingarten. Auf einer Anhöhe über den Dächern der Welfenstadt thront die größte Barockbasilika nördlich der Alpen, das Kloster Weingarten. Es ist seit jeher das Wahrzeichen der Stadt. Und die Mönche des Klosters waren wahre Baumeister: Sie erschufen ein etwa elf Kilometer langes Kanalsystem, mit dem sie natürlich vorkommende Bäche und Seen miteinander verbanden, aber auch neue Weiher anlegten – und das bereits im 12. Jahrhundert. Die Kanäle sind nahezu vollständig erhalten. Heute folgen ihnen lauschige Spazierwege, wie der Wanderpfad von Weingarten zum Rösslerweiher, einem der ältesten Stauseen in Europa. Dort wird bis heute Fischzucht betrieben, ebenfalls ein Relikt der Benediktinermönche von Weingarten. Wer noch mehr über das Leben der Mönche, die Entstehung des Stillen Bachs und das Leben in Weingarten erfahren möchte, kann die zweistündige Führung entlang des Kanalsystems buchen.
#3 Von Tech zu Teich
Fischweiher-Wanderung am Kloster Wald
Kurz und knapp:
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Länge: 4,94 Kilometer
- Dauer: 1:22 h
- Start/Ziel: Gemeindeverwaltung im Rathaus Wald
Als 1212 Ritter Burkhard von Weckenstein, ein Beamter des Kaisers Friedrich II., für seine beiden Schwestern Judita und Ita das Zisterzienserinnenkloster Wald gründete, standen die Ordensverantwortlichen vor einer großen Aufgabe: Sie wollten das Kloster mit ausreichend Fischen versorgen, denn einst war den Zisterzienser:innen der Verzehr von Fleisch völlig untersagt. Mit hohem technischem Sachverstand wurden insgesamt zwölf miteinander verbundene Weiher angestaut und für die Fischereiwirtschaft nutzbar gemacht – eine Meisterleistung des Mittelalters. Heute erklären Infotafeln an den noch übrig gebliebenen Weihern die Technik und die Entstehung dieses ausgeklügelten Wassersystems. Und ein gemütlicher, rund fünf Kilometer langer Rundwanderweg verbindet sie alle miteinander. Start und Ziel sind am historischen Rathaus in Wald. Und auch das Kloster selbst beeindruckt: In der barock ausgestalteten Pfarrkirche St. Bernhard zieren Malereien von Meinrad von Au und Stuckaturen von Andreas Schwarzmann Decke und Wände.
noerdlicher-bodensee.de/aktiv/wandern | Wanderung | Kloster Wald
#4 Wo einst das Mühlrad klapperte
Mühlkanal am Kloster Heiligkreuztal
Kurz und knapp:
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Länge: ca. 1 Kilometer
- Dauer: 20 min
- Start/Ziel: Pforte des Klosters Heiligkreuztal
Das ehemalige Kloster Heiligkreuztal in der gleichnamigen Ortschaft bei Altheim ist das am besten erhaltene der sechs Zisterzienser:innen-Klöster in Oberschwaben. Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der Anlage zählt das Münster mit dem um 1312 entstandenen Chorfenster, den barocken Seitenaltären, der Christus-Johannes-Gruppe und dem noch erhaltenen historischen Mühlengebäude. Die Mühle wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stillgelegt. Das Mühlrad wurde vor einigen Jahren restauriert und ist heute wieder an Ort und Stelle. Wenige Meter südlich des Gebäudes liegt der Mühlweiher. Er versorgte die Mühle zusammen mit weiteren Weihern über einen Kanal mit der notwendigen Wasserkraft. Heute dient der Mühlbach als Abfluss des Weihers. Die Wege entlang des Mühlbachs sind ruhige Pfade, auf denen man gemütlich spazieren und das geschichtsträchtige Klosterareal erkunden kann.
#5 Ein Ort voller Geschichte
Mönchsrother Pfad
Seit 1126 liegt am Zusammenfluss von Rot und Haslach die Klosteranlage Mönchsroth. Weite Teile des einst mittelalterlichen Klosters wurden bei einem Brand zerstört. Der Neubau entstand daraufhin in nur 18 Jahren im Stil des Hochbarock. Neben dem Feuer war auch das Wasser prägend für das Areal: Bis zum Jahr 1683 zog sich durch den Klosterhof ein „tieffer und wiester Graben“, durch den der Mühlenbach floss, eine Abzweigung der Rot. Er versorgte die Klostermühle mit Energie. Angetrieben wurde die Mahlmühle durch ein Mühlrad an der Nordseite des Gebäudes. Der Wasserlauf hierfür wurde von den Mönchen im 17. Jahrhundert unterirdisch durch den Klosterhof angelegt. In der Folge dieses Kanallaufs, der in die Haslach mündet, wurden innerhalb des Dorfes auch die Gerberei, die Färberei und die Sägemühle betrieben. Heute können das gesamte Areal und die anderen hochrangigen Baudenkmäler und Kunstwerke in Rot auf dem Mönchsrother Pfad erkundet werden. 23 Infotafeln erzählen unterwegs Spannendes über die einzelnen Bauwerke.
Besonderer Tipp
Die BAROCKwoche
Veranstaltungsdatum: 10. bis 18. August 2024
Ein großes Erbe an virtuoser Musik, Kunst und architektonischen Schätzen hat das Zeitalter des Barock hinterlassen. Es zeigt deutlich: Entlang der Oberschwäbischen Barockstraße wurde das Leben gefeiert! Zumindest von denen, die es sich leisten konnten. Denn die meisten Menschen führten damals als Bauern, Handwerker oder Dienstboten ein bescheidenes Leben. Wie lebten die Menschen zur Zeit des Barock? Wie war das Leben in den Klöstern Oberschwabens? Welche Musik hörten die Adligen in den Schlössern? Besondere Führungen, Konzerte in barockem Ambiente, kulinarische Ausflüge und vieles mehr lässt Besucher:innen während der jährlich stattfindenden “BAROCKwoche” hinter die reich verzierten, barocken Fassaden blicken.
oberschwaben-tourismus.de/reiseplanung/veranstaltungen/barockwoche
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