Gibt’s hier Geister?
Führung mit Gruselfaktor im Schloss Ludwigsburg
© TMBW, Foto: Isabela Pacini

Ludwigsburg in der Region Stuttgart
Nachts im Residenzschloss
Deine Schritte knarzen bei jedem Schritt auf dem Parkettboden der Ahnengalerie. Es ist dunkel hier in der Dämmerung, wenn die Kronleuchter heute Abend ausbleiben. „Schaurig schön“ heißt unsere Führung, die im Residenzschloss Ludwigsburg auf dem Programm steht. Gruselmomente inklusive. Bist du mit dabei? Stell dir vor: Du hältst eine LED-Laterne in deiner Hand. Ihr Licht flackert. An den Wänden im Schloss tauchen immer wieder die Gesichter verblichener Prinzessinnen und Herzöge auf. Du kommst an vielen Ölgemälden vorbei. Die Dunkelheit spürst du dabei manchmal fast physisch im Nacken. Der Rundgang sorgt für Gänsehaut. Immer wieder hörst du seltsame Geräusche: Hat es dort hinten am Ende des großen Raumes geknarzt? Flüstert hinter dir jemand? Und: Warum flackert deine Laterne plötzlich stärker?
Das Einzige, was dich ein wenig beruhigt: Du bist nicht alleine hier. Du lauschst den gruseligen Geschichten von Schlossführerin Kerstin Frisch im Schutz einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter. Und du merkst, diese Frau fürchtet sich nicht. Im Gegenteil, sie hat richtig Spaß im nächtlichen Residenzschloss. Gerade erzählt sie im Flüsterton, wie der württembergische Herzog Karl Alexander auf dem Alten Friedhof ganz in der Nähe den Teufel traf. Aus Versehen lud er ihn zu seinem Fest ein. Ahnst du, wie die Geschichte ausgeht? Die Nacht, in der das passierte, überlebte der Herzog nicht. Natürlich erwähnt Kerstin auch die unerklärlichen Schrittgeräusche im leeren Schlosstheater. Und das schüchterne Gespenst im Weinkeller? Geisterjäger wollen schon Kontakt zu ihm aufgenommen haben. Paul soll es heißen. Würdest du Paul gerne einmal treffen?
Das gehörte zum Schlossalltag
Rituale vergangener Zeiten
Du spürst beim Gang immer wieder ein mulmiges Gefühl im Bauch. Aber es geht hier nicht nur um Gruselgeschichten. Auch Bestattungsriten und Schönheitsrituale vergangener Zeiten sind Thema. Wusstest du, dass man schon damals nach dem Tod eines Menschen das Fenster öffnete, damit die Seele hinausgelangen kann? Und dass es bei den adligen Damen als schön galt, große Pupillen zu haben!? Also tropfte man sich Belladonna – Tollkirsche – in die Augen. Das weitet die Pupillen – fand man damals eben schön. Schau mal nach dem Porträt von Prinzessin Sophia von Thurn und Taxis in der Ahnengalerie. Da kannst du das Ergebnis begutachten: Auf dem Porträt hat sie dunkle, riesig wirkende Augen. Ausprobieren solltest du Belladonna-Tropfen aber auf keinen Fall, denn dabei kann man erblinden. Andere Schönheitsrituale klingen für heutige Schlossbesucherinnen noch abwegiger: So nahm man zum Beispiel auch das Blut junger Tiere, um Hautcremes reichhaltiger zu machen.
Fürchtet sich Guide Kerstin Frisch auch manchmal? “Selten” sagt sie und fügt hinzu:
„Noch haben wir jeden Gast hier wieder heil herausgebracht.“
– Guide Kerstin Frisch

„Hier“, das ist in diesem Fall ein stattliches vierflügeliges Schloss mit 452 Zimmern. Das kleine Jagdschloss, das hier einst stand, wurde ab Anfang des 18. Jahrhunderts sehr lange von den Herzögen von Württemberg zum Residenzschloss ausgebaut. So entstand ein Stilmix aus Barock, Rokoko und Klassizismus.
Heute sind in den glanzvollen Gebäudeteilen Museen untergebracht: Im Modemuseum ist eine Modenschau mit originaler Kleidung vom 18. bis 20. Jahrhundert ausgestellt. Das Keramikmuseum zeigt Ludwigsburger Porzellan. Und kleine Gäste haben im interaktiven Museum „Kinderreich“ ihren Spaß.
Durch die Ausstellungen geht es allerdings bei der Führung “Schaurig schön” nicht. Stationen deiner Tour sind die Grotte, der Weinkeller, die Ahnengalerie, das Schlosstheater und die Schlosskirche. In der dortigen Gruft liegen viele Herzöge und Herzoginnen. Ab 1730 wurden sie dort bestattet. Kerstin Frisch sagt das fast beiläufig. Schon ein bisschen gruselig, oder?
Es kracht in der Ahnengalerie
Gewitter über dem Residenzschloss

Guide Kerstin Frisch erzählt die alten Anekdoten augenzwinkernd. So gewinnt das Schaurige an diesem Abend doch nicht die komplette Oberhand. Im Gegenteil: Es macht Spaß, mit einer kleinen Gruppe ganz allein in diesem riesigen Schloss unterwegs zu sein.
Warum? Deine Gedanken fangen an zu wandern: Wie war das früher? War es kalt im Winter? Und auch so still wie jetzt? Oder gab es viele Bedienstete? Wie erging es den Nachwuchsherzögen und -herzoginnen? Hatten die auch Angst im Dunklen? Bestimmt.
Über dem Burghof haben sich inzwischen dunkle Wolken zusammengebraut. Und dann: Es donnert! Blitze erhellen die Schlossräume. Man könnte meinen, das hat Kerstin Frisch so bestellt. Aber die schüttelt den Kopf. Egal. Es passt einfach perfekt zur gruseligen Stimmung.
Wenn es dunkel wird...
Nachts im Monument
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Fühle dich wie ein König oder eine Königin: Wandele durch das aufwändig dekorierte und beleuchtete Schloss. Ein tolles Rahmenprogramm bringt dich in die richtige Stimmung auf der Burg Hohenzollern.
Elektronische Klänge und Feierabend-Cocktails: Bei der Dürnitz-Night-Call-Reihe stehen nächtliche Touren mit Clubfeeling an. Thematisch geht’s immer um die aktuellen Ausstellungen im Landesmuseum Württemberg.
Sting, PUR oder Deep Purple waren schon da: Lausche bei der sommerlichen Konzertreihe deinen Stars live vor der einzigartigen Schlosskulisse von Salem.
Ob es so bei den Rittern zuging? Das Ambiente ist jedenfalls stimmungsvoll. Das Kerzenlicht flackert in den uralten Gewölben. Während eines Vier-Gänge-Menüs erlebst du szenisches Theater. Abschließend folgt eine nächtliche Führung durch das Schloss Waldenburg.
Ach, wie schön ist es, in der Jetztzeit zu leben. Dieser abenteuerliche Rundgang durch die Ruine von Schloss Heidelberg entführt dich in die dunkle Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Nicht erschrecken: Kostümierte Guides erzählen ziemlich lebendig von damals.
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