Wein & Architektur in im Süden
Vinothek im
UNESCO-Weltkulturerbe
BW Story - Die Reiseschreiber
Inselwein mit schönem Ambiente
Ein guter Wein braucht die passende Umgebung. Die findet man in den Vinotheken, die das Gütesiegel „Weinsüden - Architektur“ der TMBW tragen. Dazu gehört auch die neue Vinothek des Winzervereins Reichenau, die in den Räumen des Klosters liegt.
Durch die verglaste Front der Vinothek blicken die Passanten ins Innere. Was sie dort sehen, weckt ihre Neugier: Die Winzer präsentieren ihre Weinflaschen auf schlichten Holzregalen und Tischen. Eine lange moderne Theke zieht sich über die gesamte Seitenwand. Wo sie endet, steht ein historisches Steinportal. Es wird durch ein Oberlicht angestrahlt und setzt einen Akzent in dem ruhigen Ambiente.
Im Inneren der Vinothek führt der Weg die Besucher durch das Steinportal und in den zweiten Raum. Dieser hat keine Glasfassade, denn hier steht man in 400 Jahre alten Mauern, die einst zum Kloster Reichenau gehörten. Steinbögen, Stützen und eine Decke aus uralten Holzbalken sorgen für eine besondere Atmosphäre.
Vinothek im UNESCO-Weltkulturerbe
Die Vinothek, die der Winzerverein Reichenau 2019 eröffnet hat, ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie sich ein neues Gebäude auf harmonische Weise in ein denkmalgeschütztes Ensemble einfügen und trotzdem ein Blickfang sein kann. Ihre Lage ist dabei prominent: direkt neben dem Münster St. Maria und Markus in Mittelzell auf der Insel Reichenau. Viele Besucher kommen hierher, um die Abteikirche zu sehen – und damit den Ort, an dem im 8. Jahrhundert das erste Benediktinerkloster auf der Insel Reichenau gegründet wurde. Es markiert den Beginn einer Epoche, in der die Insel zu den bedeutendsten geistlichen, wissenschaftlichen und künstlerischen Zentren in ganz Europa zählte. Die drei romanischen Kirchen, die aus dieser Zeit stammen, wurden mitsamt der Insel Reichenau deshalb im Jahr 2000 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Die Zahl der Besucher ist seitdem enorm gestiegen.
Keltern im ehemaligen Klosterkeller
Der Winzerverein Reichenau ist schon seit seiner Gründung vor über hundert Jahren mit dem Kloster verbunden: Von Anfang an kelterten die Mitglieder im Klosterkeller ihren Wein. Auch einen Verkaufsraum gab es schon in den Klosterräumen, allerdings war er sehr beengt und lag versteckt in einem der rückwärtigen Gebäude. An Weinproben und andere Veranstaltungen war dort nicht zu denken.
Nun haben die Winzer dafür Platz. Vor allem aber werden dank des neuen Standorts heute viel mehr Besucher aufmerksam auf die Vinothek. Im Inneren verbindet sich moderne Gestaltung mit historischem Ambiente – und einem Blick auf die Abteikirche. Eine stilvolle Umgebung, in der sich die Besucher über die verschiedenen Inselweine informieren, sie verkosten und natürlich auch kaufen können. Für den Winzerverein, die kleinste selbständige Genossenschaft Badens, die keinen großen Versandhandel aufbauen will und kann, ist dies besonders wichtig: Rund zwei Drittel ihrer Erzeugnisse werden direkt über die Theke verkauft, wie Manfred Krämer, Geschäftsführer des Reichenauer Winzervereins, erklärt.
Reben seit dem 9. Jahrhundert
Die Insel verdankt dem Bodensee ihr mildes Klima und war immer von der Landwirtschaft geprägt. Abt Walahfrid Strabo hat hier im 9. Jahrhundert einen Kräutergarten angelegt und mit seinem Werk „Hortulus“ eines der wichtigsten botanischen Werke des Mittelalters verfasst. Seit 818 wachsen hier auch schon Reben. Der Wein war für die Inselbewohner immer eine wichtige Einnahmequelle. Erst im 20. Jahrhundert wurden er vom Obst und Gemüse verdrängt und viele kelterten nur noch einen Hauswein für den eigenen Verbrauch.
In den vergangenen 20 Jahren ist die Rebfläche jedoch wieder auf 21 Hektar gewachsen. Rund 60 Winzer sind hier am Werk, wobei es die meisten als Hobby betreiben. Für den Ausbau hat die Genossenschaft mit Kellermeister Thomas Sättele einen Profi angestellt. Er bestimmt, wann die Lese beginnt und wer welche Trauben anliefern darf.
Wein von der glücklichen Insel
Die Hauptsorten sind Müller-Thurgau und Grauburgunder, aber das milde Klima eignet sich auch für Gutedel und Muskateller. In der neuen Vinothek hat der Winzerverein endlich genug Platz, um seine verschiedenen Weine schön präsentieren zu können. Darunter ist auch ein Spätburgunder, der im Barrique ausgebaut wurde. Die Edition trägt den Namen „Augia Felix“ und erinnert an den Abt Walahfrid Strabo, der mit den Worten „Insula felix – augia felix“ – glückliche Insel, glückliche Aue – sein geliebtes Inselkloster besungen hat. So gehen Historie und Moderne nicht nur in der Vinothek, sondern auch in der Flasche eine gute Verbindung ein.
Die Vinothek des Winzervereins Reichenau in Mittelzell wurde von der TMBW gemeinsam mit der Architektenkammer mit dem Gütesiegel „Weinsüden - Architektur“ ausgezeichnet. Das tragen auch einige weitere Vinotheken, die Besuchern eine ansprechende Architektur und ein überzeugendes Gesamtkonzept bieten und dazu noch eine Reihe weiterer Kriterien erfüllen, wie zum Beispiel regelmäßige Öffnungszeiten und kompetente Ansprechpartner.
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