Eine Bodenseeinsel ist Welterbe
Ausflug auf die Insel Reichenau
© TMBW, Foto: Mende
BW Story - Hirsch & Greif
Die Geschichte der Reichenau
Ein Weltkulturerbe ganz ohne Trubel? Kaum zu glauben, aber wahr…
Viele statten der Bodenseeinsel Reichenau nur einen flüchtigen Besuch ab. Wer sich jedoch etwas Zeit nimmt, wird das UNESCO-Welterbe von einer ganz anderen Seite kennenlernen und verstehen, warum die Bodenseeinsel seit 2000 Weltkulturerbe ist.
Im frühen Mittelalter hatte die Reichenauer Benediktinerabtei im Heiligen Römischen Reich einen gewaltigen Einfluss, auf geistiger wie auf kultureller Ebene. Religion und Kultur waren damals kaum voneinander zu trennen. Die Reichenau war ein wichtiger Mittelpunkt Europas. Das behaupten nicht nur die lokalen Historiker, sondern die UNESCO. Wir sind gespannt, was uns an diesem Originalschauplatz erwartet.
Ihren Ursprung hatte die Klosterinsel im Jahr 724. Benediktinermönch Pirmin ließ sich nieder. Warum gerade am Bodensee? Das kann man heute noch nachvollziehen: geschützte Insellage, mildes Klima, fruchtbare Böden und paradiesische Umgebung – zuweilen wie am Mittelmeer.
Ein Grund mehr, das Auto einmal stehen zu lassen und bei einer Wanderung die Insel mit ihren vielen Facetten zu erleben. Dank fruchtbarer Böden und reichen Fischgründen verdankt die Reichenau ihren Namen „Reiche Au“. Und diesen trägt sie bis heute zurecht. Wohin das Auge blickt, entdeckt es Felder und Gewächshäuser. Gegenwart und Geschichte gehen auf der Reichenau noch immer eine faszinierende Verbindung ein. Ein UNESCO-Welterbe dieser Art gibt so kein zweites Mal in Deutschland.
Sehenswürdigkeiten auf der Reichenau
Auf der Insel Reichenau stehen heute noch drei bedeutende romanische Kirchen. Die Besichtigung ist beinahe obligatorisch. In jeder Kirche schlummern bedeutende Kunstschätze und mythische Reliquien. Faszinierend! Die Gemälde zählen zum Feinsten, was Künstler im frühen Mittelalter schufen. Die Reichenauer Malschule gilt heute als die renommierteste der gesamten Epoche.
Beim Münster St. Maria und Markus duftet es nach herrlichen Wiesen- und Küchenkräutern: Auf der romanischen Rückseite der alten Abteikirche wurde ein Klostergarten angelegt. Nur ein Kräutergarten, könnte man einwenden. Aber was für einer: der älteste Kräutergärten Deutschlands. Seine Geburtsstunde war im Jahr 804. Die Tradition des Gemüseanbaus geht auf die Mönche zurück, weswegen die Reichenau als Ursprung der Gartenkultur gilt.
Die Doppeltürme der Kirche St. Peter und Paul sind schon von Weitem zu sehen. Vor rund 20 Jahren wurde der klösterliche Alltag auf der Insel Reichenau wiederbelebt, nachdem 1757 der letzte Mönch die Reichenau verlassen hatte. Das Kloster der Reichenau gehörte zu den großen geistlichen und geistigen Zentren des Frühmittelalters. Selbst der berühmte St. Galler Klosterplan entstand hier. Nun laden wieder jeden Tag um 12.15 Uhr die Benediktiner der Insel zum Stundengebet ein. Auch Reisende in Wanderkleidung sind willkommen.
Inselrundgang abseits der Touristenströme
Der Insel-Rundweg auf der Reichenau ist ungefähr zwölf Kilometer lang. Streckenweise haben ihn Wanderfans ganz für sich allein. Ab und an kreuzt er den Radweg. Die Tour verläuft abseits der Hauptstraße. Anstatt mitten in Touristenströmen, geht es ruhig entlang bunter Salatfelder am Inselufer. Fast immer ist der Weg eben und gut beschildert. Die Gefahr sich zu verlaufen ist außerordentlich gering.
Für den Insel-Rundweg sollte man sich einen schönen langen Tag Zeit nehmen. Auf dem zwei Kilometer langen Damm liegt die Pappelallee und die einzige Burg der Reichenau, die Ruine Schopflen. Auf deren Spitze ist heute noch eine Aussichtsplattform für die Vogelbeobachtung zu finden.
Übrigens:
Auf Radfahrfans kommen auf der Reichenau auf ihre Kosten. Neben dem Fahrradrundweg gibt es ein ganzes Netz idyllischer Radfahrmöglichkeiten zwischen Gemüsefeldern und Rebhängen ohne spürbare Steigungen.
Aussichtspunkte auf der Reichenau
Der Aussichtspunkt Hochwart in der Mitte der Insel bietet einen einzigartigen 360-Grad-Blick. Von dort aus kann man die gesamte Insel und die weite Landschaft des Bodenseeraums überblicken. In alten Zeiten war der Aussichtspunkt ein Spähposten des Feldschützen gegen den Traubenklau.
Hier oben steht auch ein Teehäuschen, in dem heute ein Café und eine Keramikwerkstatt untergebracht sind. An schönen Tagen stehen über die gesamte Kuppe verteilt Tische, an denen man sich mit einem Stück Kuchen und einem Cappuccino entspannen kann. Eine malerische Umgebung.
Übrigens:
Diese Umgebung hat im 19. Jahrhundert auch einem jungen französischen Adligen gefallen. Übermütig schwamm er vom Schweizer Ufer, wo auf dem Arenenberg sein Familienschloss stand, hinüber zur Reichenau. Später sollte er unter dem Namen Napoleon III. der letzte Kaiser von Frankreich werden.
Wissenswertes über die Insel Reichenau
Die Pappelallee auf dem Damm, über die wir die Reichenau erreichen, wurde erst 1838 angelegt. Die Reichenau ist also die größte Insel im Bodensee. Zur Gemeinde Reichenau gehören auch Festlandgebiete zwischen Konstanz und Radolfzell.
Wo eine reichhaltige Historie ist, findet sich stets eine reichhaltige Speisekarte. Das Motto lautet ‚frisch auf den Tisch‘. Die Köstlichkeiten stammen aus dem See oder direkt von den Feldern der Reichenau. Begleitet werden die regionalen Delikatessen am besten mit einem guten Inselwein.
Die Insel Reichenau ist bequem mit dem ÖPNV, Auto, Fahrrad oder zu Fuß über den Damm erreichbar. Wenn die Insel zu Fuß oder mit dem Rad erkundet werden soll, lohnt es sich, bereits vor der Insel beim Kreisverkehr oder den Parkplätzen beim Bahnhof zu parken. So kann man die Pappelallee auf sich wirken zu lassen. Ansonsten gibt es auch genügend gebührenpflichtige Parkplätze auf der Reichenau.
Von Radolfzell und Mannenbach in der Schweiz verkehren regelmäßig Fähren zur Insel Reichenau. So kommt auf jeden Fall Urlaubsflair auf. Zwischen dem Ort Mannenbach und der Reichenau fährt nach Möglichkeit auch die Solarfähre. So wird die Anreise schon bei der Anreise zu einem Erlebnis.
Der Eintritt der Insel Reichenau ist kostenfrei.
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