Hopfenanbau am Bodensee

Zu Besuch auf dem Hopfengut No 20

Hopfengut No20 Brauerei | © Hopfengut No20
Eine Reise in die Welt des Hopfens

BW Story - Claudia List

Eine Reise in die Welt des Hopfens

Die Region nördlich des Bodensees bietet beste Bedingungen für den Hopfenanbau. Einer der vielen Betriebe, die in Tettnang am Werk sind, ist das „Hopfengut No. 20“: Mit eigenem Museum, Brauerei, Gasthof und Führungen bietet es eine interessante und sinnenfreudige Reise durch die Welt des Hopfens an.

Ein Mann und eine Frau stehen lachend vor einer hohen Hecke.
Das Geschwisterpaar Lukas Locher und Charlotte Müller führt das "Hopfengut No. 20" in vierter Generation. | © CRM, Christiane Würtenberger
In einem Raum der Brauerei Hopfengut stehen zwei Braukessel, ein Holzfass und Säcke mit Zutaten für das Bier brauen.
Die Führungen durch die Brauerei Hopfengut No20 sowie die Brauseminare sind sehr beliebt. | © Hopfengut No20
Die Pflückmaschine verarbeitet den geernteten Hopfen.
Mit der Pflückmaschine wird die Hopfenernte im "Hopfengut No. 20" in Tettnang eingefahren. | © Claudia List
In einer Trocknungsanlage wird der geerntete Hopfen getrocknet.
Die Dolden werden im Hopfengut No20 schnell gepflückt und getrocknet. | © Claudia List
Auf einem Holzfass stehen drei mit unterschiedlichen Sorten gefüllte Biergläser. In einem Regal im Hintergrund stehen weitere Bierflaschen.
Im Shop des Hopfengut No20 können die Bierspezialitäten auch verkostet werden. | © Hopfengut No20
Zwei Personen halten zwei gefüllte Biergläser mit der Aufschrift Hopfengut aneinander.
Das Bier verköstigen, wo der Hopfen zuhause ist: beim Hopfengut No20 in Tettnang am Bodensee. | © Hopfengut No20

Die Bretter auf der Besuchergalerie vibrieren. Mit lautem Getöse setzt sich unten in der Halle die große Pflückmaschine in Gang. Die Hopfenranken werden eingehakt und eine nach der anderen über ein Gestänge nach oben gezogen. Dann wandern die grünen Girlanden hinein in die rotierenden Walzen, die mit Stahlfingern die Dolden pflücken. Ketten drehen sich, dicke Rohre schlingen sich um die Maschine, an deren Ende die hellgrün leuchtenden Dolden auf einem Förderband herauskommen.

Über einem Hopfenfeld verläuft in luftiger Höhe ein Steg auf dem einige Personen stehen.
Auf dem Hopfengut No20 erfahren Interessierte auf einem Hopfensteg in luftiger Höhe viel über den Hopfenanbau. | © Hopfengut No20

Hopfenbauer in vierter Generation

Während der Erntezeit läuft die Maschine auf Hochtouren – und manchmal bis spät in die Nacht. „Die Dolden müssen schnell gepflückt und getrocknet werden, sonst färben sie sich braun und sind unbrauchbar“, sagt Stefan Arnegger. Er führt regelmäßig auf dem „Hopfengut No. 20“ Gäste übers Gelände. Die erfahren von ihm viel Wissenswertes über die Pflanze und ihren Anbau. Und das auf so unterhaltsame Weise, dass ihm nicht nur Bierfans gerne zuhören.

Die Führungen sind beliebt und kaum ist die eine zu Ende, wartet schon die nächste Gruppe.  Man könnte glauben, das Hopfengut sei ein reiner Schaubetrieb mit Museum, einem Hopfensteg in luftiger Höhe, Brauseminaren und anderen Veranstaltungen. Doch weit gefehlt. „Wir sind in erster Linie Hopfenbauern – und das in der vierten Generation“, sagt Charlotte Müller, die das „Hopfengut No. 20" gemeinsam mit ihrem Bruder Lukas Locher führt.

Fruchtbare Böden und mildes Klima

Rund 40 Hektar bewirtschaften sie in verschiedenen Lagen. Direkt an ihrem Haus beginnen die ersten Hopfenfelder, über die sich ein dichtes Netz aus Drähten spannt. Stefan Arnegger, der selbst Hopfenbauer ist, startet dort seine Tour und erzählt von der Pflanze: Dass ihr Wurzelstock 60 Jahre alt werden kann. Dass jede im Frühjahr ihren eigenen, über acht Meter langen Draht als Rankhilfe bekommt – pro Hektar sind das 3500 bis 4000 Drähte. Und dass jeder Draht oben von Hand angebunden werden muss. Dazu rollen die Leute auf einer Hebebühne über den Acker. „Schwindelfrei und seefest müssen die sein“, sagt Arnegger und lacht, „da schwankt der Boden am Abend weiter, aber nach ein, zwei Bier geht’s wieder!“

Man kann dem Hopfen beim Wachsen zusehen: Er schafft bis zu 30 Zentimeter am Tag – schneller ist nur noch Bambus. Wenige Tage nach der Sommersonnenwende hört das Wachstum auf und er beginnt zu blühen. Die Ernte beginnt in Tettnang dann auch immer um den 25. August herum. Die Fachleute müssen den richtigen Zeitpunkt abpassen, denn ernten sie zu früh, haben die Dolden noch kein Aroma. Sind sie zu spät dran, wird das Aroma zwiebelig. „Und das will kein Brauer in seinem Bier!“, sagt der Guide.

Ein Mann steht neben einer Hopfenpflanze.
Stefan Arnegger führt regelmäßig auf dem „Hopfengut No. 20“ Gäste übers Gelände. | © Claudia List
Nahaufnahme einer Hopfenpflanze.
Die Hopfenpflanze schafft bis zu 30 Zentimeter am Tag und wird das 'grüne Gold' genannt. | © Claudia List

Intensiver Duft der Dolden

Zur Erntezeit geht’s rund in der Region, in der über 120 Hopfenbetriebe zusammen 1500 Hektar Land beackern. Die Voraussetzungen sind ideal: „Hopfen wächst zwar überall“, räumt Arnegger ein, „aber nicht mit dem Ertrag und dem besonderen Aroma wie bei uns.“ Die Wurzeln der Pflanze sind zwei bis vier Meter lang. Sie brauchen tiefe, fruchtbare Böden, wie es sie um Tettnang herum gibt – und ein mildes Klima mit viel Regen in den Sommermonaten. Vorwiegend werden alte Tettnanger Landsorten angebaut, ein Drittel machen die neuen Aromasorten aus. „Über 80 Prozent unseres Hopfens wird in alle Welt exportiert“, erzählt Arnegger stolz über das Spitzenprodukt.

Von der Pflückmaschine wandern die grünen Dolden direkt für drei bis vier Stunden zum Trocknen in die Darre. Stefan Arnegger steigt mit seiner Gruppe über eine Holztreppe ein Stockwerk höher, wo sie warme Luft und ein intensiver süßer Duft empfängt. Die trockenen Dolden, die dort liegen, fühlen sich federleicht und wie Papier an, das in der Hand raschelt und leicht zerbröselt. Ein klebriges Gefühl bleibt zurück: Das kommt vom Lupulin, das die Bitter- und Aromastoffe enthält, die man zum Brauen braucht.

Ernte endet mit der Hopfensau

Wie das funktioniert, kann man ebenfalls im Hopfengut sehen: Am Eingang zum Museum, das mit hübschen Exponaten von der Geschichte des Hopfenanbaus erzählt, steht eine kleine Brauanlage. Regelmäßig stellt Braumeister Fritz Tauscher dort seine Spezialitäten her, wie das „Lager“, das mit einer alten Tettnanger Landsorte sowie den Sorten Blanc und Melon gehopft ist. Man kann sie vor Ort probieren oder im Gasthaus bestellen, das nur ein Stockwerk tiefer liegt. 

Vor dem Hopfengut fährt schon wieder ein Traktor vorbei, auf dessen Anhänger sich die frisch geernteten Ranken türmen. Bald sind alle Felder kahl. Als noch von Hand geerntet wurde, gab es einen Brauch: Die Helferin, die die allerletzte Ranke geschnitten hat, wurde zur Hopfensau gekürt. Heute ernten Maschinen, doch im Hopfengut gibt es immer noch eine Hopfensau. Das ist allerdings kein Mensch, sondern ein Bier, das aus den Dolden der letzten Ranken gebraut wird.

In einem Innenraum der Brauerei sind in einem Wandregal viele Flaschen und andere Bierutensilien zum Verkaufen ausgestellt. Auf einem Tisch in der Mitte stehen weitere Bierflaschen.
Die Spezialitäten der Brauerei Hopfengut No20 gibt es direkt im Shop zu kaufen. | © Hopfengut No20
Mehr zur Tour

Übersicht

Mehr zur Tour

Die Region nördlich des Bodensees rund um Tettnang gehört zu den fünf Hopfenanbaugebieten in Deutschland und liegt am südlichsten. Ein Hopfenpfad führt rund um Tettnang auf die Spuren des „grünen Golds“. Er führt auch am Hopfengut No. 20 vorbei. Dort können Gäste an Führungen, Braukursen und vielen weiteren Veranstaltungen teilnehmen, einkehren und das Museum besuchen.

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Spezialmuseum Tettnang

Hopfengut N°20 - Das Museum

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