Mit den Wölfen heulen
Ein Familienabenteuer im Wildpark Bad Mergentheim
© TMBW, Foto: Gert Krautbauer

Den Tieren ganz nah
Führung im Wolfsgehege
“Heult mal wie die Wölfe“, ruft Tierpfleger Marco, „dann werden sie neugierig und antworten euch vielleicht.“ Das lässt sich die zehnjährige Kloa nicht zweimal sagen. Gemeinsam mit ihrem Vater Sokol und Mutter Klodjana jault sie laut auf. Und macht so lange weiter, bis auf einmal, in der Ferne, ein erster Wolf antwortet. Dann ein zweiter, ein dritter. Schließlich stimmt das ganze Rudel ein und ein lang gezogenes Heulen erfüllt die Luft. Die Familie macht bei der Spezialführung „Wolfsgeheul“ mit, die der Wildpark Bad Mergentheim auf Anfrage anbietet. Dabei kann man die Wölfe bei einer Fütterung beobachten und sie anschließend gemeinsam zum Heulen animieren. Jetzt tauchen die Tiere langsam zwischen den Bäumen auf. Ein Wolf nach dem anderen schleicht sich auf die Lichtung. Und auf einmal ist die ganze Wiese voller Wölfe, die miteinander rangeln und um die Wette laufen.
Gerade hat Marco erklärt, dass Wölfe eigentlich sehr scheue Tiere sind und meist mehr Angst vor Menschen haben als andersherum. „Kommt ein neuer Tierpfleger das erste Mal ins Gehege, zieht sich das Rudel zunächst auf die andere Seite des Areals zurück.“ Nur weil ein Graben und ein Holzzaun Familie und Tiere trennen, trauen sich diese näher heran. Vielleicht hat auch das gemeinsame Heulen ihr Interesse geweckt. Und sicher tut der Futtereimer mit Fleischbrocken sein Übriges, den Marco gerade ins Gehege gebracht hat. Den kennen die Wölfe schon. Sie kommen schnell angerannt, um sich ihren Anteil zu sichern.
Übrigens:
Du kannst den Wölfen auch tagsüber bei einer Fütterungsrunde mit den Tierpfleger:innen begegnen. Dabei geht es dann auch noch zu vielen anderen Tieren, wie etwa Geiern, Luchsen, Braunbären oder Wildschweinen.
Tiere sehen und lernen
Erlebnisresort Wildpark
Das Rudel im Wildpark Bad Mergentheim ist das größte in Europa. Etwa 30 Tiere leben hier in einem großen Freigehege. Auch die anderen Arten im Park haben viel Platz in ihren Arealen. Neben den Wölfen leben noch 70 andere Tierarten auf den über 35 Hektar des Wildparks. Unter anderem siehst du hier, mit etwas Glück, Braunbären, Elche, Biber, Seeadler und Bussarde. Besonders schön ist, dass du den Tieren auf Augenhöhe begegnest. Ganz ohne Gitterstäbe und Maschendrahtzäune. Durch die Haltung in den großen Freigehegen haben die Tiere genug Raum für eine naturnahe Lebensweise und können sich auch vor den Besuchern zurückziehen, wenn sie das wollen. Gleichzeitig lernst du hier auch eine Menge. Denn der Wildpark versteht sich als Naturbildungszentrum und möchte den Gästen Wissen über die Lebensweise, aber auch die Gefährdung des Lebensraums vieler Tiere vermitteln.
Auch nach der Wolfsgeheul-Führung mit Fütterung bleibt es spannend. Denn Kloa und ihre Familie übernachten heute bei den Wölfen. Also fast: Ein gemütliches Tiny House – der Wolfswagen – steht am Rand des Geheges, mit einer großen Glasscheibe zwischen Mensch und Tier. Zwei Erwachsene und zwei Kinder haben hier genug Platz zum Schlafen. Nur auf gelegentliche Ruhestörung durch heulende Wölfe sollte man gefasst sein, aber das ist ja Teil des Abenteuers.
Übrigens: Wolfsgerangel
Ein Wolfsrudel wird üblicherweise von einem Leitwolf und einer Leitwölfin angeführt. Umgangssprachlich auch gerne Alphawolf genannt. Sie gibt dabei vor, was das Rudel machen soll. Er ist dann dafür zuständig, den Plan umzusetzen.
Mit den Wölfen einschlafen
Übernachten im Tiny House
Kloa macht es sich gleich gemütlich auf dem großen Bett und schaut aus dem Fenster zu den Wölfen. Und die schauen zurück, neugierig auf die Gäste so nah an ihrem Zuhause. Vor dem Zubettgehen gibt es noch Abendessen und Lagerfeuerstimmung an der Feuerstelle neben dem Wolfswagen. Die Flammen lodern und knistern. Immer wieder knacken die Holzscheite und Kloa fachsimpelt mit ihrem Vater über Superkräfte. „Willst du lieber unsichtbar sein, oder fliegen können?“, fragt sie. Sokol meint, es wäre doch spannend, mit Tieren sprechen zu können und die Wölfe zu fragen, was sie von den eigenartigen Zweibeinern halten, die heute mit ihnen um die Wette geheult haben.
Übrigens: Übernachtungen sind sehr gefragt!
Wenn du selbst im Wolfswagen übernachten willst, musst du etwas Geduld mitbringen. Er ist weit im Voraus ausgebucht. Es lohnt sich aber, gelegentlich auf der Website des Wildparks vorbeizuschauen, um früh mitzubekommen, wenn neue Termine verfügbar sind.
Mehr Infos:
Zum Wildpark: wildtierpark.de
Und zur Region: liebliches-taubertal.de
Spannende Tierwelten
Weitere Tierparks in Baden-Württemberg
Wildparks sind ein wunderbarer Ort, um heimischen Wildtieren zu begegnen und mehr über ihre Lebensweise zu lernen. Zudem dienen sie der Forschung. Viele Wildparks sind auch involviert in Schutz- und Auswilderungsprogramme. Ein gutes Beispiel ist der Alternative Wolfs- und Bärenpark Schwarzwald bei Bad Rippoldsau-Schapbach. Derzeit sind dort neun Bären sowie drei Wölfe und zwei Luchse zu Hause. In der 10 Hektar großen Freianlage haben die Tiere genug Platz, sich auch mal zurückzuziehen.
Bärenpark Schwarzwald
Im Wildpark Pforzheim gibt es Wisente zu bestaunen – das sind die europäischen Verwandten der berühmten nordamerikanischen Bisons. Darüber hinaus lernen Besucher hier mehr über Elche, Otter und Wildschweine und einige weitere Tiere. Ganze 60 vorwiegend einheimische Tierarten leben im naturnah gehaltenen Wildpark Tripsdrill bei Cleebronn: vom Wolf und Luchs bis Fischotter und Rotmilan. Bei einer abendlichen Tour mit einem Tierpfleger bekommst du einen Einblick in ihre Lebensweise.
Wildpark Pforzheim
Wildtierparadies Tripsdrill
Auf freier Wildbahn
Tipps für Tierbeobachtungen bei Dämmerung
Aber auch außerhalb von Gehegen, in freier Wildbahn, kannst du zahlreiche Tiere beobachten. Eine besonders gute Zeit dafür ist, wie bei den Wölfen, die Dämmerung.
Bei Dämmerung gehen zum Beispiel die Fledermäuse auf Jagd. Im Odenwälder Freilandmuseum bei Walldürn-Gottersdorf kannst du dich auf die Spur der scheuen Flugsäugetiere begeben. Im Rahmen der internationalen “Bat Night” am letzten Augustwochenende kannst du mit einem Fledermausexperten auf einen Abendspaziergang gehen. Mit etwas Glück beobachtest du die scheuen Tiere während ihres Jagdflugs.
Ein Konzert der besonderen Art findet in der Dämmerung im Schaichtal bei Schönbuch statt. Bei einer geführten Fahrradtour mit einem Förster geht es vorbei an zahlreichen kleinen Seen und Tümpeln, in denen die Froschmännchen ihre lauten Rufe zum Besten geben. Die Führung zum Froschkonzert findet immer zur Paarungszeit im Juni statt. Besonders schön sind zu dieser Zeit auch die Orchideenwiesen, die in voller Blüte stehen.
Majestätische Hirsche in freier Wildbahn beobachten, das kannst du mit etwas Glück im Hochschwarzwald: Försterinnen und Wildpädagogen begleiten dich zu einer Beobachtungshütte für Rotwild. Dort hältst du nach Hirschen Ausschau, siehst eventuell auch Rehe, Hasen oder Füchse. Außerdem erzählen die Guides während der geführten Rotwildpirsch auf der etwa 2,5 Kilometer langen Tour viel darüber, wie Wildtiere bei uns im heimischen Wald leben.
Eines gilt bei der Beobachtung von Tieren immer:
Respektiere die Natur, halte etwa genug Abstand und erschrecke die Tiere nicht. Dann fühlen diese sich ungestört und du kannst sie bei ihrem natürlichen Verhalten beobachten. Halte dich auch immer an die Hinweise von Guides oder von Info-Schildern. Mehr Tipps hierzu findest du in unserem Outdoor-Knigge.
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