Ein Prosit auf den Paradiesvogel

Gewächse der Burg Schaubeck im Bottwartal

Der Graf und seine Gewächse

BW Story - Die Reiseschreiber

Der Graf und seine Gewächse

Felix Graf Adelmann lebt auf einer richtigen Burg. Dorthin lädt der Winzer aus dem württembergischen Kleinbottwar auch seine Gäste ein und lässt sie von seinen Weinen probieren.  Dazu gibt’s köstliche Leckereien und ein paar ebenso köstliche Geschichten.

Pfau Anton war der Stolz der ganzen Familie. Ein exzentrisches Federvieh, das gut sichtbar durch den Garten von Burg Schaubeck spazierte. Der unbestrittene Herr des Schlossparks, bis ihn eines schlimmen Tages der Fuchs holte. Nun lebt er nur noch in Erzählungen fort sowie in einem Wein, der seinen Namen trägt: „Pfau Anton IV“, eine Rotwein-Cuvée, dem gefiederten Liebhaber von Musik, Autos, Hühnern und Wein gewidmet. So steht es auf dem Etikett.

Wer eine Weinprobe bei „Graf Adelmann“ in Kleinbottwar bucht, bekommt reihenweise solche Geschichten. Der Schlossherr (40) liebt es zu plaudern und zu scherzen. Seine Gäste zu unterhalten, statt ihnen nur trockenes Weinwissen zu präsentieren. Eh man sich’s versieht, sind drei Stunden um, in denen man nicht nur etwas gelernt hat, sondern auch ausgiebig gelacht.

Außenaufnahme der Burg Schaubeck

800 Jahre Weinbautradition

Vor knapp zehn Jahren hat Felix Graf Adelmann das VDP-Weingut in Württemberg von seinem Vater Michael übernommen. Als 30-Jähriger kehrt er dorthin zurück, wo er einst geboren wurde: nach Burg Schaubeck im Bottwartal, einem Anwesen mit 21 Hektar Rebland, das die Familie seit 1914 bewirtschaftet. Die Burg ist noch älter, die Weinbautradition dort fast 800 Jahre alt.

Doch der Vater ruht sich nicht auf der Vergangenheit aus, blickt lieber in die Zukunft und gehört 1981 zu den Pionieren des Barrique-Ausbaus in Deutschland. „Ein Wein im Eichenfass, das galt damals noch als Fehler“, sagt Sohn Felix, dem diese Unangepasstheit von Anfang an imponiert. Terroir ist eben nicht alles und auch die Rebsorte nicht der Weisheit letzter Schluss. Den Faktor Mensch, den halten sie im Hause Adelmann besonders hoch, und so sind sie als Weinbauern fast ebenso eigenwillig, wie ihr Pfau, der durch ihren Hof stolziert.

 

Cuvées sind seine große Liebe

Jeden Monat gibt es eine Wein- und Kellerführung bei den Adelmanns. Dazu steigt er mit seinen Gästen erst einmal tief in die Katakomben hinab. Zwischen modernen Stahltanks und Holzfässern steht Felix Adelmann und plaudert aus dem Nähkästchen. Der Vater lässt ihn machen und ausprobieren, die Liebe zu den Cuvées teilen beide, immer wieder sind sie erstaunt, wie wenig experimentierfreudig die heimischen Winzer doch sind.

Der Graf redet nicht streng nach Konzept. Assoziiert frei, lässt Zwischenfragen zu, sogar die, warum im Weinkeller ein Bierfass steht. „Weil ein Mitarbeiter hier Craftbeer braut,“ sagt er und versichert der staunenden Runde, dass „entgegen aller Gerüchte Winzer eben auch gern Bier trinken“.

In einem Keller lagern viele Holzfässer mit Wein.
Ein gedeckter Tisch mit Tellern und Weingläsern. Eine Person schenkt gerade in ein Glas Rotwein ein.
Felix Graf Adelmann sitzt an einem Tisch, vor ihm steht ein Glas Wein.
Eine lange gedeckte Tafel für eine Weinprobe.

Der Graf gibt launige Kommentare

Wein allerdings trinken sie noch etwas lieber und so ist Teil zwei der Veranstaltung auch der Verkostung jenes edlen Rebensaftes gewidmet, dem sich die Adelmanns mit so großer Hingabe widmen.

In einem Nebengebäude des Schlosses ist fürstlich eingedeckt, vor einem Kamin und unter einem gusseisernen Leuchter dürfen die Gäste Platz nehmen. Ein Muskattrollinger-Rosé-Sekt hat sie beim Hereinkommen erfrischt, nun geht es in der ersten Runde an die Weißweine.

Der Graf sitzt am Kopf der Tafel, garniert jeden Gang mit ein paar Erläuterungen und persönlichen Kommentaren. Der Löwe ist das Wappen der Familie, der „Weiße Löwe“ eine Mixtur aus Riesling und Grauburgunder.  Zum Wohl, es lebe die Cuvée, danach folgt ein sortenreiner Süßmund Riesling, eine der großen Lagen des Hauses Adelmann.
 

Alles Bio – aber es schmeckt trotzdem

Seit 2018 ist der Betrieb komplett auf Bio umgestellt. „Es schmeckt aber trotzdem,“ fügt er mit süffisantem Lächeln noch schnell hinzu und ist dann auch schon beim Rotwein angekommen. Der Spätburgunder Rosé eröffnet den Reigen und zugleich das Büfett, denn nun darf auch gegessen werden. Es gibt frisches Brot, Käse, Trauben, Salami und Schinken, gefolgt von einem Lemberger, der zu den Hauptsorten der Adelmanns zählt.

Zum Schluss kredenzt der Schlossherr noch eine kräftige Rotwein-Cuvée sowie einen exquisiten HADES-Merlot. „HADES“ steht für die Anfangsbuchstaben der fünf Weingüter, die sich vor über 30 Jahren dem Barrique-Ausbau verschrieben haben: Hohenlohe, Adelmann, Drautz-Able, Ellwanger, Sonnenhof.

Sie machen noch immer zusammen Weine, tauschen sich aus, leben den Innovationsgeist ihrer Väter. Stolz gibt Felix Graf Adelmann eine leere Flasche mit einem schwarzen Totenkopf-Etikett herum, eine Trockenbeerenauslese mit dem Titel „Pik-Ass“ und 16,5 Prozent Alkohol, zum stolzen Preis von 89 Euro. Das war ein Ding! Leider jedoch ausverkauft, aber die nächste Runde ist schon in Planung.

Auf einem Tisch mit einer roten Tischdecke stehen einige Flaschen Wein.

Pfau Anton auf dem Etikett

Die letzte Runde des Weinabends gehört der Vinothek. Im malerischen Innenhof der Burg liegt sie, leicht beschwingt kann man sich nun der Frage widmen, welchen der edlen Tropfen man mit auf den Heimweg nehmen möchte. „Pfau Anton IV“ wäre eine Möglichkeit, er macht sich auch als Titelfigur auf dem Etikett hervorragend. Ein Prosit auf den Paradiesvogel sowie auf die gräfliche Familie, die ein Herz für Tiere und für gute Weine hat.

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