Gehen ist Magie

Besinnungsweg auf der Schwäbische Alb

Eine Frau steht zwischen zwei Skulpturen. Die Skulpturen bestehen jeweils aus einzelnen langen Röhren, die sich in der Mitte treffen.
Kraft tanken auf der Ehinger Alb

BW Story - Cross Media Redaktion

Kraft tanken auf der Ehinger Alb

Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss? In der heutigen Zeit viel zu selten. 
Immer mehr Menschen spüren in ihrem Alltag ein deutliches Unbehagen, oft verursacht von Leistung und Termindruck. In dieser Situation wird 
Wegfahren zum Ausweg. Tatsächlich hat das Reisen in diesem Wunsch 
seinen Ursprung. Es geht um Erfüllung. Am Beispiel des Pilgerns wird es deutlich. Blendet man das religiöse Ziel aus und konzentriert sich auf die Reise an sich, bleibt genau das übrig: Der tiefe Wunsch nach einer einmaligen Erfahrung, die einen viel weiterbringt als nur an ein geografisches Reiseziel. Diese Erfahrung bietet die Schwäbische Alb. Das mag abwegig klingen, ist es aber überhaupt nicht.

Alle, die sich auf Slow Motion freuen, finden auf der Südseite der Alb einen ganz besonderen Weg. Vor nicht allzu langer Zeit hätte man die Gegend als „Middle of Nowhere“ bezeichnet. Aber die Sichtweise hat sich verändert. Heute gilt die Ehinger Alb im besten Sinne als ursprünglich. Eine Landschaft mit vielen Aussichten: auf die Alpen einerseits, ins Innere des Lebens andererseits. Eine ideale Region, um einen Vorschlag zur Entschleunigung anzubieten: einen Besinnungsweg. Es handelt sich dabei um einen rund fünfzig Kilometer langen Rundweg. Der lange Weg geht auf eine Initiative der Gemeinden in der Region zurück. Ein eigens ins Leben gerufener Förderverein hat ihn konzipiert und realisiert. Der Deutsche Wanderverein hat ihn längst als Qualitätsweg zertifiziert. Aber vielleicht führt das offizielle Wander-Plakettchen gedanklich auf die falsche Fährte. Es geht nicht um klassisches Wandern. Es geht um Entschleunigung – und das ist eine Kunst.

Ein schnell fließender Fluss in einem Wald.
Eine Frau läuft lächelnd durch eine Blumenwiese mit weißen Blumen.
Nahaufnahme eines Stück Holzes auf dem eine Schnecke sitzt.
Auf zwei Stelen sind zylinderförmige bunte Informationstafeln angebracht.

Das übliche Tempo, das viele Wandersleute aufnehmen, wenn sie sich mit ihrer super atmungsaktiven Outdoor-Ausrüstung auf den Weg machen, ist eigentlich zu schnell. Auch manchen Pilgern ist eine gewisse Zügigkeit zueigen, die der Einkehr zuweilen im Wege steht. Darum führt der Besinnungsweg einmal rund herum. Er hat kein Ziel. Der Weg ist das Ziel. Spaziertempo reicht völlig. Es geht darum sich Zeit zu lassen – und zwar sehr bewusst. Auf dem Weg über die schöne Alb wird man von zahlreichen Vorschlägen begleitet, über die es sich möglicherweise lohnt nachzudenken.

Eine Frau wandert auf einem Weg durch den Wald.
Auf einer Wiese stehen einzelne Sitzplätze aus Holz in einem Kreis. Auf einem Stuhl sitzt eine Frau. Im Hintergrund sind viele Bäume.

Ohne es zu wollen, ist die Idee des Besinnungswegs dicht am Ursprung des Reisens. In dem die Reisenden ihre Position verändern, schaffen sie in selbem Atemzug einen Anlass, sich selbst zu verändern. Manchmal nur ein wenig, manchmal ein wenig mehr. Auf der Reise lässt sich das Tempo des Alltags drosseln, ohne jemanden zurückzulassen. Einige Tage Pause. Mal tief durchatmen – im wörtlichen Sinn und im übertragenen Sinn. Neudeutsch spricht man von einem „Reset“. In dem man Landschaften und Kultur kennen lernt, erschließt man sich neue Quellen der Inspiration. Reisende eröffnen sich neue Horizonte, neue Perspektiven und neue Anregungen für sich selbst. Wer in diesem Sinne zur Luftveränderung aufbricht, braucht keine spektakulären Reiseziele. Vielmehr bieten sich ursprüngliche Landschaften von leiser Schönheit an. Die Schwäbische Alb ist seit jeher prädestiniert dafür. Dort wird das Leben zum langen ruhigen Weg. Entschleunigung ist eine Kunst.

Eine Person läuft unterhalb riesiger Felsen auf einem Weg.
Eine Frau sitzt inmitten einer Blumenwiese und genießt den Duft der Blumen.

Den Begriff Kunst darf man ruhig wörtlich nehmen. Auf angenehm unspektakuläre Weise handelt es sich um ein Gesamtkunstwerk. Auf dem Besinnungsweg wurden verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Sie sollen die Wahrnehmung schärfen. Möglicherweise nicht nur die Schritte lenken, sondern auch die Gedanken. Die einzelnen Passagen des Weges verfügen über besondere Höhepunkte. So führt der Lebens-Horizont-Weg zu einer bemerkenswerten Statue, die der Künstler „Enger und weiter Horizont“ getauft hat. Die Installation symbolisiert den Lebensweg der Menschen: Erst eingeschränkt durch den Alltag und dann himmelsoffen und befreit. Geformt sind die Horizonte aus 92 Aluminiumrohren. Sie sind 16 Meter lang, 6 Meter hoch und erinnern an die Schwingen eines Adlers. Die Statue ist typisch für den Weg. Kunst, aber niemals künstlich. Stets im Einklang mit der Natur.

Eine Frau steht zwischen zwei Skulpturen. Die Skulpturen bestehen jeweils aus einzelnen langen Röhren, die sich in der Mitte treffen.

Um die Natur richtig zu genießen, wird zur Langsamkeit geraten. Die Wege sind so angelegt, dass sich jeder seinen Start- oder Endpunkt aussuchen kann. Nichts ist vorgeschrieben. Wer mag, kann in Themenwege abbiegen. Sie heißen „Durch Wald und Flur“, „Unser tägliches Brot“ oder „Ausblick und Natur“. Im Biosphären Informationszentrum in Dächingen und in vielen Gaststätten kann man eine Karte kaufen. Sie hilft, den richtigen Weg zu finden. Der Gedanke hinter der Navigation mit der guten Landkarte ist leicht nachzuvollziehen: Eine Karte in Papierform erspart das Handy. Nichts soll die gute Besinnung stören. Der Brummton des Handys schon gar nicht.

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Mittel
  • 56 km
  • 15:10 h
  • 978 m
  • Langer Qualitätsweg
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