BW Stories - Cross Media Redaktion
Außergewöhnliche Bauwerke mit widersprüchlicher Vita
Große Bauwerke sind Teil unserer Kultur – und dies nicht nur für heutige, sondern auch für künftige Generationen. Sie sorgen für Zündstoff und Begeisterung. Wir stellen euch hier neun Gebäude vor, die heftige Diskussionen auslösten. Und dazu gibt es unsere Aussichtstipps, von denen sich die Bauwerke oft in voller Pracht bewundern lassen.
1. Baden-Baden
Museum Frieder Burda
Der New Yorker Architekt Richard Meier hat Kultstatus. Er hat bereits das Getty-Center in Los Angeles und das Museum für zeitgenössische Kunst in Barcelona entworfen. Das Museum Frieder Burda reiht sich in die Erfolgsgeschichte ein. Seinen weißen Bau an der Lichtentaler Allee vergleicht der Meister mit einer „transparenten Villa“.
Private-Public-Partnership (PPP). Die Verknüpfung von Mäzenatentum und staatlicher Kunstförderung sorgte für Zoff. Die gläserne Brücke zwischen Kunsthalle und Burda-Museum wurde zum Symbol der Querelen.
Weltweite Strahlkraft besitzt das Museum heute. Gäste kommen nicht nur wegen der Kunst, sondern auch wegen der Architektur. Sie ist großzügig, aber nicht protzig und hat eine einladende Atmosphäre.
☀ Aussichtspunkt
Die Aussichtsplattformen der Ruine des Alten Schlosses Hohenbaden bietet immer wieder neue Blickwinkel. Zahlreiche Treppen und Wege machen Lust auf eine Erkundungstour. Dabei haben Gäste stets den großartigen Blick auf Baden-Baden und die Umgebung.
2. Freiburg
Unibibliothek (UB)
Die Unibibliothek (UB) ist ein Hingucker. Die Stadt spiegelt sich in ihrer Fassade. Die Unibibliothek in Freiburg liegt wie ein geschliffener schwarzer Diamant zwischen Stadttheater, dem alten Kollegiengebäude und dem Synagogenplatz. Und Freiburg darf sich freuen. Die Stadt ist bekannt für ihre mittelalterlichen Münsterromantik. Aber jetzt hat Freiburg sogar einen gelungenen Bilbao-Effekt.
Doch Vorsicht - Blendungsgefahr! Das Gebäude sieht schillernd aus, hat aber seine Schattenseiten. Lacht in Freiburg die Sonne, kann es gefährlich werden. Dann bringt ihr Licht die futuristische Glasfassade zum Strahlen. Es werden dabei nicht nur Autofahrer geblendet. Da hilft nur eins: Vorhang runter.
Das Herz der Uni schlägt wieder. Alle Ebenen der UB sind perfekt durchdacht. 1200 Arbeitsplätze verfügen über Sicherheitsschlösser für Laptops und gutes Licht. Im Lounge-Bereich stehen Designersessel. Lernen kann so schön sein.
☀ Aussichtspunkt
Das Freiburger Wasserschlössle liegt oberhalb des Stadtteils Wiehre im Sternwald. Eigentlich ist es nur ein riesiger Wasserbehälter – zugegeben mit eindrucksvoller Fassade. Oben angekommen, haben Besuchende einen wunderbaren Blick auf die Altstadt und die Unibibliothek.
3. Heidelberg
Bahnstadt Heidelberg
Das Projekt ist spektakulär. Mitten in Heidelberg entstehen Wohnungen und Arbeitsplätze für über 10 000 Menschen. Als größte Passivhaussiedlung der Welt hat die Bahnstadt in Heidelberg Modellcharakter weit über Deutschland hinaus.
Die Häuser haben einen um 50 bis 80 Prozent niedrigeren Energiebedarf als herkömmliche Bauten. Das nachhaltige Stadtentwicklungsprojekt hat ein kompliziertes Belüftungssystem. Dafür braucht es keine klassische Heizung. Im Alltag könnte es für die Bewohner und Bewohnerinnen dadurch Probleme geben. Beim Lüftten die Fenster auffreißen kann beispielsweise kontraproduktiv sein.
Vielfältige Gebäudetypen: Die Bahnstadt liegt auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände. Sie bietet viel Wohnraum und Wohnlösungen. Diese sind so individuell, wie die Menschen, die dort leben.
☀ Aussichtspunkt
Die Heiliggeistkirche ist die größte und bedeutendste Kirche Heidelbergs. Sie steht im Herzen der Altstadt auf dem Marktplatz, nahe der Alten Brücke. In 38 Metern Höhe befindet sich eine Besucherplattform. Von dort haben Gäste einen atemberaubenden 360-Grad-Rundblick. Man blickt auf die Dächer der Stadt, die Rheinebene und zum Schloss.
4. Heilbronn
experimenta
Schön verdreht. Der experimenta Bau ist eine Skulptur aus Glas und Stahl. Prägnantes Element ist die „Raum-Spirale“. Diese zieht sich auf fünf Ebenen durchs Gebäude und verbindet die einzelnen Bereiche.
Von der Dachterrasse haben Gäste einen fantastischen Blick auf das ehemalige Bundesgartenschaugelände. Und wo früher Konkurrenz war, herrscht heute Einigkeit. Die experiemnta und die vergangene BUGA bringen Heilbronn noch heute zum Leuchten.
XXL-Experimentierwelt. Die experimenta ist Deutschlands größte Talentschmiede überhaupt. Zu den Highlights zählen neun Labore, ein Science Maker Space, vier Themenwelten, vier Talentschmieden, eine Experimentalbühne und eine Sternwarte. Der Science Dome ist die Kuppel der Superlative.
☀ Aussichtspunkt
Der Wein Panorama Weg am Wartberg führt mitten durch die Heilbronner Weinberge. Er ist ein großes Freilandmuseum über den Heilbronner Weinbau. Hier gibt es auf sechs Kilometern 24 Stationen mit Infotafeln. Immer wieder finden sich ein fantastischer Panoramablick auf die Stadt.
5. Karlsruhe
Platz der Grundrechte
Recht und Gerechtigkeit, was bedeuten sie für den Einzelnen, was für die Demokratie? Auf 48 Schildern installierte der Künstler Jochen Gerz prägnante und zugleich höchst unterschiedliche Aussagen zum Thema.
Meinungsfreiheit. Die Arbeit des Künstlers ist unumstritten. Bei den Standorten der Metallstelen gibt es allerdings unterschiedliche Meinungen. Laut „Arbeitsgemeinschaft Karlruher Stadtbild e. V.“ und der Fraktion der Grünen würden sie den Blick vom Marktplatz auf das Schloss verstellen. Außerdem würden sie den Radverkehr behindern.
Das ungewöhnliche Kunstwerk ist ein Geschenk zum 50-jährigen Bestehen des Bundesverfassungsgerichts. Aufgabe der Schilder ist es, ein sperriges Thema für die breite Öffentlichkeit erlebbar zu machen. Und damit wird der Platz der Grundrechte seinem Namen gerecht.
☀ Aussichtspunkt
Auf dem Gipfel des Turmbergs steht die gleichnamige Ruine. Von deren verbliebenen Turm haben Gäste eine wunderbare Aussicht auf die Stadt. Wer nicht auf den Berg hinauflaufen möchte, nutzt die Standseilbahn aus dem Jahre 1888.
6. Mannheim
Neue Kunsthalle
Stadt in der Stadt lautet das Konzept der neuen Kunsthalle. Es ist zugleich Einladung in eine weitläufige, helle Architektur. Um das 22 Meter hohe, lichtdurchflutete Atrium gruppieren sich dreizehn Ausstellungskuben auf drei Ebenen.
Mit dem Metallgewebe an der Außenfassade kann sich jedoch nicht jeder anfreunden. Der „Kunsttempel“ bilde einen zu starken Kontrast zum Jugendstilensemble rund um den Wasserturm. Andere schätzen die Zurückhaltung des Gebäudes. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.
Dank spannender Sichtachsen können sich Gäste durch den spektakulären Bau treiben lassen. Ihr Weg führt über Galerien, Brücken und Terrassen. Es finden sich zahlreiche Räume, in denen die Kunst präsentiert und nicht zuletzt zelebriert wird.
☀ Aussichtspunkt
Den besten Blick über die Stadt hat man vom Fernmeldeturm. Mit seinen 218 Metern Höhe ist er einer der höchsten seiner Art in Deutschland. Auf 121 Metern befindet sich die Aussichtsplattform. Highlight ist aber das Skyline-Restaurant. Es befindet sich vier Meter oberhalb der Plattform und dreht sich einmal pro Stunde um die eigene Achse.
7. Pforzheim
Technisches Rathaus
Architektur des Wiederaufbaus. 1957 entwarf Architekt Hans Schürle das Technische Rathaus in Pforzheim. Heute zählt der Bau zu den besten 50er-Jahre-Bauten der Stadt.
Bürgerengagement zahlte sich aus. Das Gebäude sollte einem Shopping-Center weichen. Die Kosten für eine Renovierung erschienen der Verwaltung zu hoch. Deshalb propagierte sie einen Abriss. Bürger und Bürgerinnen warfen den Verantwortlichen vor, sie würden damit „ihr Tafelsilber in der Tonne entsorgen“. Das zeigte Wirkung.
Im Zweiten Weltkrieg verlor Pforzheim 80 Prozent seiner Gebäude im Zentrum. Statt auf historische Rekonstruktionen setzte man auf Neubauten. Deshalb ist die Stadt von einer 50er-Jahre-Architektur geprägt.
☀ Aussichtspunkt
Auf der Büchenbronner Höhe nahe Pforzheim steht der 26 Meter hohe Metallturm. Er bietet mutigen Gästen einen tollen Ausblick auf die Stadt mit dem Technischen Rathaus.
8. Stuttgart
Stadtbibliothek
Schöner Lesen. Von außen wirkt die Stadtbibliothek wie ein schlichter Würfel. Innen jedoch erstrahlt es ganz in Weiß. Der Aufbau erinnert an eine Pyramide. Bücher und Gäste bringen Farbe und Leben in den Bau.
Während der Bauphase gingen die Meinungen in der Bevölkerung stark auseinander. Viele sprachen von „Bücherknast“ oder „Stammheim II“. Heute zählt die Stadtbibliothek zu den ganz Großen ihrer Zunft. Laut der amerikanischen Wochenzeitschrift „Time“ gehört sie zu den 20 schönsten der Welt. Übrigens als einzige in Deutschland. Nicht nur Bücher-, auch Architektur-Fans sind begeistert.
Über neun Stockwerke erhebt sich das Bauwerk des Kölner Architekten Eun Young Yi in den Himmel. Auch bei Dunkelheit verzaubert das Juwel am Mailänder Platz. Dann leuchtet seine Fassade in tiefblauem Glanz.
☀ Aussichtspunkt
Der Birkenkopf ist 511 Meter hoch und damit der höchste Hügel im inneren Stadtgebiet. Im Volksmund nennt man ihn auch Monte Scherbelino. Seinen Spitznamen verdankt er den Trümmern, die nach dem Zweiten Weltkrieg hier aufgeschüttet wurden. Noch heute sind auf dem Gipfel Fassadenreste zerstörter Gebäude zu erkennen.
8. Ulm
Stadthaus
Tradition trifft Moderne. Das dreistöckige Stadthaus befindet sich in direkter Nachbarschaft zum spätgotischen Ulmer Münster. Die “Bau-Skulptur” ist makellos, geometrisch und weiß verputzt. Menschen aus aller Welt begegnen sich hier.
Über 100 Jahre rang Ulm um die Gestaltung des Münsterplatzes. Der Bauplatz galt als „einer der heikelsten in der Bundesrepublik“. Als sich die Stadt 1986 für den Entwurf des New Yorkers Richard Meier entschied, brach ein Sturm der Entrüstung los. Die Kathedrale sollte den Platz doch weiterhin allein dominieren. Ein Stadthaus wäre allerdings ein weiteres bauliches Highlight.
Nach 25 Jahren ist das Stadthaus zu einem internationalen Markstein moderner Architektur geworden. Und es ist aller Bedenken zum Trotz aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Der Bau des Hauses war die Initialzündung für die Umgestaltung der Neuen Ulmer Mitte.
☀ Aussichtspunkt
Gute zwölf Kilometer lang ist der Festungsweg. Dieser beinhaltet den inneren Zirkel der Neu-Ulmer und Ulmer Bundesfestungsanlagen. Immer wieder laden tolle Ausblicke auf die Städte zum Verweilen ein. Nebenbei erfahren Besucherinnen und Besucher auf Tafeln viel über die Geschichte der Zweilandstadt.