Knackiges Vergnügen
Apfelanbau am Bodensee
© Deutsche Bodensee Tourismus GmbH
BW Story - Hirsch & Greif
Äpfel - mehr als süße Früchtchen
Der Apfel ist das beliebteste Obst der Deutschen. Er gehört zum Bodensee, wie die Kirschtorte zum Schwarzwald. Die Bodenseeregion ist das zweitgrößte Obstanbaugebiet in Deutschland. Seit mehr als 1.000 Jahren wachsen hier die Apfelbäume – damals in den Gärten der Wohlhabenden. Ab dem 18. Jahrhundert wandelte sich der Bodenseeraum zur Anbauregion. Friedrich der II. verordnete den Apfelbaum-Anbau quasi von oben herab. Heute werden etwa 20 verschiedene Apfelsorten am Bodensee angebaut. Das warme Klima des Voralpenlandes bietet dem Rosengewächs ideale Bedingungen. Sonne fast das ganze Jahr. Dadurch schmecken sie nicht nur hervorragend, sie sind auch gesund und löschen den Durst.
Der Apfel besteht zu 85% aus Wasser. Die restlichen 15% haben es in sich: über 30 Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Die Fruchtsäure wirkt positiv auf die Mundflora. Regelmäßiger Apfelkonsum regt die Fettverbrennung an und trägt zum Wohlbefinden bei.
Die Erntezeit der Bodensee-Äpfel beginnt schon Anfang August, mit frühen Sommerapfel-Sorten. Im September und Oktober ist Haupterntezeit der Herbstäpfel. Etwa 1.400 Bauern ernten jährlich etwa 250.000 Tonnen Äpfel am Bodensee. Durch Lagersorten wie Jonagold, Elstar, Idared und Gala gibt es Bodensee-Äpfel das ganze Jahr in guten Lebensmittelmärkten.
Tipp:
Die nördliche Bodenseeregion gilt als ausgezeichnetes Wander- und Radelrevier. Für die Verpflegung unterwegs ist gesorgt. Die meisten Obstbauern haben kleine Probierstände eingerichtet.
- Im Lateinischen heißt der Apfel „Malus“ – das Böse. Diese Bezeichnung verdankt der Apfel der biblischen Vertreibung aus dem Paradies.
- Die Vorfahren des Apfels kamen aus Asien über alte Handelsstraßen nach Süd- und Osteuropa.
- Bei den Griechen galt der Apfel als Aphrodisiakum.
- Für Kelten stand der Apfel symbolisch für Tod und Wiedergeburt, für Germanen war er ein Symbol für Unsterblichkeit.
- Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation symbolisierte der Apfel die Weltkugel. Er wurde als sogenannter Reichsapfel bei Krönungszeremonien vom Herrscher in der linken Hand gehalten.
Apfelwochen am Bodensee
Die Bodenseeregion wird das ganze Jahr vom Apfel geprägt. Ein Highlight sind die alljährlichen Apfelwochen im Herbst. Alles dreht sich um Apfelerlebnisse. Es gibt geführte Radtouren durch die Plantagen. Äpfel werden bei Showvorführungen zu Saft und Edelbrand verarbeitet. Die Gastronomie kredenzt leckere Apfel-Menüs. Über 60 Restaurants, Hofläden und Hotels setzen den Apfel in Szene. Zahlreiche Verkostungen und Führungen offenbaren das Geheimnis des Apfels.
Lebensfreude pur
Zur Erntezeit gibt es am deutschen Bodenseeufer allen Grund zum Feiern. In den rund 25 teilnehmenden Orten dreht sich dann alles um das Kernobstgewächs. Die ortsansässigen Obsthöfe und Traditionsbetriebe verwöhnen Gäste und Einheimische gleichermaßen.
Tipp:
Insbesondere während der Erntezeit gibt es zahlreiche Hofcafés in der Region. Bei Aktivitäten im Bodensee-Umland sollte man sich einen genussvollen Stopp nicht entgehen lassen. Traumhafte Blicke auf die Streuobstwiesen und den Bodensee sind inklusive.
Wer Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit legt, ist bei den Hofläden am Bodensee richtig. Diese stehen hier im Vordergrund. Die Bauern sind mit der Region verwachsen. Sie gehen ihrer Berufung mit Leidenschaft nach. Und das schmeckt man auch. Ob Obst pur oder in Form von hausgemachten Obstbränden, Apfelchips, Apfelkonfitüren und vielem mehr. Die Äpfel sind einfach lecker und eignen sich hervorragend für ein Mitbringsel.
Dessertklassiker: Apfelküchle
Apfelküchle sind ein Klassiker der badischen und schwäbischen Küche. Und sie sind kinderleicht nachgebacken.
Zu Beginn waren die Apfelküchle eine Leckerei für den “Schmotzigen Doschdig”. Der Schmotzige markiert den traditionellen Beginn der schwäbisch-alemannischen Fasnet. “Schmotzig” steht im alemannischen und schwäbischen Dialekt für “fettig”. An diesem Tag wurden besonders gerne fettgebackene Speisen wie Berliner, Fasnetsküchle und Apfelküchle gegessen. Schon bald wurde das Rezept auch außerhalb der Fasnachtssaison zubereitet. Heute ist es eine klassische badische und schwäbische Gebäckspezialität. Und zurecht ein beliebtes Dessert bei kleinen und großen Schleckermäulchen.
Daraus besteht das perfekte Apfelküchle
Wichtig für ein wohlschmeckendes Apfelküchle ist natürlich der richtige Apfel. Traditionell werden gerne verschiedene alte Apfelsorten verwendet. Eine beliebte Wahl war hier die Sorte Boskop, da diese besonders lange lagerfähig war. Heute werden säuerliche Apfelsorten wie Braeburn oder Elstar, bevorzugt. Der Apfel wird entkernt und in Scheiben geschnitten. Diese Scheiben werden anschließend in Teig getaucht. Auch hier gibt es viele Varianten. Der Klassiker ist ein Pfannkuchenteig, seltener wird auch Hefe- oder Bierteig verwendet. Ausgebacken werden die Apfelküchle in einem hoch erhitzbaren Fett wie beispielsweise Butterschmalz. Serviert werden die Apfelküchle am besten noch warm mit Zimt und Zucker und einer hausgemachten Vanillesauce. Im badischen begleiten sie auch gerne eine deftige Kartoffel- oder Gemüsesuppe.
Verschiedene Nachforschungen haben ergeben, dass das Apfelküchle tatsächlich vor einigen hundert Jahren im Süden Baden-Württembergs erfunden wurde. Heute kennt man das Gericht in ganz Europa und sogar in den USA. Diese Verbreitung war zunächst den Schwabenkindern zu verdanken. Die Schwabenkinder waren Kinder von Bergbauernfamilien aus Tirol, Liechtenstein, Vorarlberg und der Schweiz. Sie wurden im Frühjahr als Saison-Arbeitskräfte nach Württemberg, Baden und Bayern geschickt. Bei ihrer Rückkehr in die Heimat brachten sie unter anderem die Apfelküchle als einfaches und nahrhaftes Rezept mit. Heute kennen die Schweizer sie unter dem Namen “Öpfelchüechli”. In Teilen Österreichs sind sie als “Apfelkiachl” bekannt.
für 4 Personen, ergibt ca. 12 Küchle
- 100 g Dinkelmehl Typ 630 oder Weizenmehl Typ 405
- 2 EL Zucker
- 1 gute Prise Salz
- 150 ml Milch
- 2 Eier
- 3 große Äpfel, z.B. Bio Elstar aus Baden-Württemberg
- Butterschmalz zum Ausbacken
für die hausgemachte Vanillesoße:
- 125 ml Milch
- 125 g Sahne
- 3 EL Zucker
- 1 Prise Salz
- Mark einer Vanilleschote
- 15 g Stärkemehl
- 1 Eigelb
Zum Anrichten:
- Zimt & Zucker, gemischt
- Vanillesauce
- Minze
Zubereitung
- für die Apfelküchle: aus Mehl, Zucker, Salz, Milch und Eiern einen dickflüssigen Teig anrühren, ca. 20 Minuten ruhen lassen
- die Äpfel schälen und das Kerngehäuse entfernen, Äpfel in ca. 1,5 cm dicke Scheiben schneiden
- Butterschmalz in einer Pfanne schmelzen lassen
- die Apfelscheiben durch den Teig ziehen und in Butterschmalz bei mittlerer Hitze von beiden Seiten goldbraun ausbacken
- Zimt & Zucker vermischen und die warmen Apfelküchle darin wenden
- für die Vanillesoße: das Stärkemehl mit 5 EL der Milch mit einer Gabel glattrühren
- restliche Milch, Sahne, Zucker und Salz in einen Topf geben und unter Rühren aufkochen
- die angerührte Stärke hinzugeben und weiterrühren – einmal aufkochen lassen, dann den Topf von der Hitze ziehen
- das Eigelb hinzugeben und etwa eine halbe Minute kräftig mit dem Schneebesen durchrühren, bis die Sauce andickt und die gewünschte Konsistenz hat
- mit den warmen Apfelküchle servieren, dazu passt etwas frische Minze.
Guten Appetitt!
Übrigens: Auf dem Foodblog von trickytine gibt es zudem das Rezept für leckere Apfelstrudel Zimtschnecken.
Das Rezept hat Christine Garcia Urbina alias trickytine für uns entwickelt. Auf ihrem Blog und Instagram gibt es mehr Rezepte & kulinarische Reiseberichte der Stuttgarter Foodbloggerin.