Felsentour und Kanufahrt
Aktivwochenende im Donaubergland
© TMBW, Foto: Dietmar Denger
BW Story - Hirsch und Greif
Wandern und Kanu fahren entlang der oberen Donau
Sie mündet in Rumänien ins Schwarze Meer. Sie ist 2850 Kilometer lang. Sie fließt durch 9 Länder. Doch selbst Weitgereiste behaupten: Die schönsten Abschnitte der Donau liegen in Baden-Württemberg. Dort, wo der Fluss jung ist. Dort, wo man Donauwellen der anderen Art entdeckt. Willkommen zum Wellenreiten, zu einer Aussichtstour über welliges Profil und einer Kanutour, bei der man kaum paddelt. Ideal für aktive Menschen und für Familien mit Kids. Los geht’s!
Felsen, Aussichten Und Eine Burg rund um Beuron
Tag 1: Unterwegs auf dem Premium-Wanderweg „DonauWelle Eichfelsen-Panorama“
8.30 Uhr:
Habt ihr das frühe Frühstück auch schon verdaut? Wie überall im Süden geht der Trend klar zum zweiten Espresso. Das Café Drahtesel am Kloster Beuron ist spezialisiert auf Gäste, die viel vorhaben. So wie wir. Heute sammeln wir Höhenmeter. Langsam, aber trittsicher. Der Drahtesel bleibt zu Hause. Wir laufen. Die innere Gangschaltung steht auf Genussmodus. Die DonauWelle Eichfelsen-Panorama, einer von sechs Premiumwanderwegen im Donaubergland, führt über 15 Kilometer, 550 Höhenmeter und alle Postkarten-Aussichtspunkte. Dieser zweite Espresso gibt uns Schwung. Die erste Steigung ist in Sichtweite.
8.45 Uhr:
Geht gut los. Bereits nach 50 Metern die erste Sehenswürdigkeit. Das „Gutachten Beweise der Stift Beuronischen Reichsunmittelbarkeit“ dokumentiert: Schon vor Jahrhunderten stand eine filigrane Holzbrücke an dieser Stelle. Aber wir halten uns mit Brückenbaukunst nicht lange auf. Im ungetrübten Morgenlicht sind Aussichten am schönsten. Also auf geht’s! Dort, wo’s nach oben geht, dorthin führt unser Weg. Wegmarkierung: Donauwellen.
9.45 Uhr:
Wow! Nicht zu viel versprochen. Der Blick ist atemberaubend. Wir haben den ersten Gipfel bezwungen, ganz ohne Seil und Steigeisen. Jetzt stehen wir auf dem Spaltfelsen. Ein paar Meter vor der Kante reicht völlig. Beuron liegt senkrecht unter uns. Welch ein klares Licht! Wir können fast die Inschriften auf den Grabsteinen im Klosterfriedhof entziffern aus 200 Metern Höhe. Und erst der Panoramablick! Von oben betrachtet scheinen die Felsen noch imposanter als von unten. Besser kann’s nicht werden.
10.00 Uhr:
Oder doch? Kaum ein paar Ecken später stehen wir am nächsten Abgrund. Also der nächsten Aussicht. Die Bezeichnung „Rauher Stein“ halten wir für deutlich untertrieben. Was ein Fels! Welch ein Blick! Wir schauen über zwei bis dreieinhalb Donauschlaufen hinweg. Mal ehrlich: Die Bezeichnung „Schwäbischer Grand Canyon“ ist kein bisschen übertrieben.
10.30 Uhr:
Klein, aber oho, dieser putzige Irndorfer Felsengarten. Und so praktisch. Vieles, was blüht, wurde mit einem Namensschild versehen. Besser als in unserer App zur Pflanzenbestimmung. Was uns davon abhält, länger zu bleiben, ist die nächste Aussicht mit Postkarten-Panorama. Der Eichfelsen befindet sich 786 Meter über Meereshöhe. Majestätisch. War hier die Donau-Monarchie? Wir sind auf Augenhöhe mit zwei Burgen. Eine davon hört auf den Namen Wildenstein. Da wollen wir hin. Also steil runter zur Donau und auf der anderen Seite wieder hoch. Flach ist für Anfänger. Die schrägen Wurzeln sind praktisch. Wie Treppenstufen.
12.00 Uhr:
Das haben wir uns verdient: die Burgschenke Wildenstein. Schöner kann man sich eine Burg aus dem Mittelalter kaum malen. Dort vorne eine beherrschende Aussicht – und vor unserer Nase ein leckerer Imbiss, bei dem wir uns kaum beherrschen können. Eine Mittagspause wie bestellt. Appetit wäre vorhanden.
13.15 Uhr:
Luchs, du hast die Gans gestohlen. Am Parkplatz studieren wir das Leben der Luchse. Die Infotafeln räumen mit zahlreichen Irrtümern über die unbekannte Tierart auf. Furchtlos gehen wir auf den zweiten Teil der Tour. Wie gut, dass es abwärts geht.
14.00 Uhr:
So geht Abenteuer. Unser Rückweg wird schmal und schmäler. Er führt auf halber Hanghöhe entlang. Unten die Donau, oben der Fels. Extrem beeindruckend, aber anspruchsvoll. Bei jedem Schritt genau auf den Weg achten. Anders formuliert: Aussicht genießen nur im Stehen.
15.00 Uhr:
Zurück am Kloster Beuron. Um den Tag rundzumachen, besuchen wir das Haus der Natur im alten Bahnhof Beuron. Dort gibt’s interessante Naturpark-Infos und leckeren Naturpark-Apfelsaft. Gerade richtig für uns. Dann streifen wir umher und schauen auf die Speisekarten der drei Restaurants. Bin gespannt, was wir aussuchen. Ich würde ja überall was finden.
16.30 Uhr:
Quizfrage: Wer übernachtet in einem Fass? Richtige Antwort: Diogenes und wir! Diogenes ist lange her. Wir tun es heute. Die Schlaffässer im Camp im Donautal gibt’s seit 2019. Wir haben sie rechtzeitig gebucht. Jetzt beziehen wir unser Komfortfass für die Nacht. Das hat nichts zu tun mit dem griechischen Philosophen, von dem erzählt wird, dass ihm mit seiner asketischen Lebensweise ein schlichtes Fass als Unterkunft gereicht hätte. Wir liegen in riesigen, ultrabequemen Wohlfühlbetten. Alles um uns herum ist fassrund und duftet lieblich nach unbehandeltem Kiefernholz. Sogar Fliegengitter haben die Schlaffässer, gar nicht unwichtig am Fluss. Hier ist an alles gedacht.
17.00 Uhr:
Die Vorfreude erhöhen wir stilecht durch ein Getränk mit Schaumkrone – natürlich ebenfalls vom Fass. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass die Region für ihr köstliches Bier bekannt ist. Der Sage nach soll die Braukunst in Klöstern erfunden worden sein. Passt doch. Also zum Wohl! Auf einen wundervollen Tag, auf Beuron und alle seine Fässer!
Highlights des Tages
Durch den Schwäbischen Grand Canyon
Tag 2: Kanutour im Donautal
8.00 Uhr:
Der Pegel am Kloster Beuron zeigt deutlich mehr als 53 Zentimeter. Wie eigentlich immer. Gut so. Der Kanutour steht nichts im Weg. Los geht’s in Hausen im Tal, gleich bei Beuron. Nicht weit weg. Aber erstmal ein gutes Frühstück – und einen zweiten Espresso. Schließlich hat er sich gestern bewährt. Unbedingt dran denken: Sonnen- und ggf. Mückenschutz auftragen.
10.00 Uhr:
Wandersandalen sind megapraktisch. Die können nass werden. Am Startpunkt werden wir fachmännisch eingewiesen. Das Wenige, das wir dabeihaben, kommt in einen wasserdichten Sack. Proviant haben wir ebenfalls an Bord. Wir legen die Schwimmwesten an und starten flussabwärts. Fahrtrichtung Rumänien. Wir wollen bis Gutenstein kommen, das sind 11 Kilometer. Hört sich stolz an, geht aber leicht mit der Strömung. Wellengang? Na ja, sagen wir mal: sehr sanfter Wellengang mit starker Tendenz zu überhaupt keinem.
10.30 Uhr:
Das Wichtigste beim Paddeln auf der Donau: Schauen! Es gibt ja so viel zu entdecken. Zum einen die imposanten Felsen, übrigens aus einer völlig anderen Perspektive als gestern. Zum anderen die Natur. Ganz ruhig paddeln, nicht zu laut platschen. Und schnell schauen, wo die Geräusche herkommen. Manch seltene Tiere sind hier zu Hause, Eisvogel, Wasseramsel und Biber könnte man sehen, wenn man ruhig ist und schnell genug in die richtige Richtung schaut. Ist das spannend!
11.30 Uhr:
Die reine Paddelzeit bis Gutenstein beträgt rund drei Stunden. Wir halten uns gerne an den Grundsatz von Churchill: No sports! Stichwort: Genussmodus. Wir paddeln brav in der Mitte des Flusses, damit wir die Tiere nicht stören, die im Uferbereich brüten. Präzise formuliert: Wir paddeln kaum. Die Strömung treibt uns von allein voran. Das Paddel setzen wir nur, um Richtung zu machen. Die Sonne steht höchst senkrecht. Warm wird’s. Vielleicht ein zweites Mal die Sonnencreme aus dem Sack holen. Beine hoch, dabei aber das Paddel nicht verlieren. Hach … gibt’s was Schöneres, als sich mitten auf der Donau treiben zu lassen? Wundervoll!
12.00 Uhr:
Die obere Donau gilt als eine der schönsten Flusswanderstrecken Deutschlands – und wir wissen, warum. Die Umstiegsstellen sind bestens markiert. Das Wehr Neumühle ist die erste Hürde, um die wir das Kanu tragen. Danach paddeln wir ein wenig forscher. Der Magen knurrt bereits. An der Ausstiegsstelle Thiergarten paddeln wir vorbei. Aus appetitlichen Gründen. Inzwischen sind wir Kanu-Routiniers. Wir manövrieren um den beeindruckenden Rabenfelsen herum. Ein Schild mit Messer und Gabel dient als Zwischenziel. Dort vorne ist es!
12.45 Uhr:
Willkommen im Gutshof Käppeler. Eine wundervolle Gartenwirtschaft. Die kleine Kapelle da hinten gilt als kleinste Basilika nördlich der Alpen. Modelleisenbahnen ausgenommen. Der zweite Teilabschnitt unserer Strecke ist nur noch kurz. Aber er wird zusätzlich durch den Blick hoch zum Schloss Gutenstein verkürzt. Wir winken – und es wird zurückgewunken.
14.30 Uhr:
Ein guter Grund, um wiederzukommen! Vielleicht hätten wir uns mehr Zeit nehmen sollen für die gesamte Strecke bis Sigmaringen. Das holen wir ein andermal nach. Für heute geben wir in Gutenstein unsere Ausrüstung und das lieb gewonnene Kanu ab. Der Bus bringt uns zurück nach Beuron.
15.30 Uhr:
Wir reisen nicht aus Beuron ab, ohne die namensgebende Klosterkirche gesehen zu haben. Also betreten wir zum Abschluss die Abteikirche St. Martin. In Demut und tiefer Dankbarkeit. Ein eindrucksvoller Bau – selbst dann, wenn man sich mit sakralen Bauwerken nicht so gut auskennt. Kerze anzünden! Das ist ein Ritual. Danke, dass wir die schöne Natur im Herzen des Donauberglandes erleben durften.