7 große Meilensteine

Weltkulturerbestätten der UNESCO

Das Felsmassiv Hohlenstein am Neandertalerweg im Lonetal gehört zum Welterbe.
40.000 Jahre Menschheitsgeschichte: von der Steinzeit bis in die Moderne

BW-Story - Hirsch & Greif

40.000 Jahre Menschheitsgeschichte: von der Steinzeit bis in die Moderne

Von Eiszeitkunst bis zum Neuen Wohnen: 
Wer sich im Süden auf eine Zeitreise begibt, kann über 40.000 Jahre Geschichte erleben. Denn Dank seines vielfältigen historischen und kulturellen Erbes ist Baden-Württemberg reich an Kulturdenkmälern. Sieben der mehr als 50 UNESCO-Welterbestätten in Deutschland finden sich zwischen Bodensee und nördlichem Baden-Württemberg. 

Sie spannen einen historisch weiten Bogen von den Höhlen der Eiszeitkunst und steinzeitlichen Pfahlbauten über den römischen Grenzwall des Limes und die Klosteranlagen auf der Reichenau und in Maulbronn bis zur Bäderkultur in Baden-Baden und den Wohnhäusern des Architekten Le Corbusier in Stuttgart.    

Eine Reise zu den Weltkulturerbe-Stätten in Baden-Württemberg
Eiszeit-Funde auf der Schwäbischen Alb

1.Lone- und Achtal

Eiszeit-Funde auf der Schwäbischen Alb

Eingang einer Höhle. Durch das Loch im Felsen scheint die Sonne herein. Vor dem Höhleneingang stehen Bäume.
Die Vogelherdhöhle auf der Schwäbischen Alb gehört seit 2017 zum Weltkulturerbe der UNESCO. | © Schwäbische Alb Tourismus, Günther Bayerl
Auf einer Metallstele liegt oben ein nachgebildeter kleiner Mammut aus Stein. Der Hintergrund ist schwarz.
Das Mammut aus der Vogelherdhöhle ist einer der ältesten Funde. | © Christina Bleier für Archäopark Vogelherd
Loch in einem großen Felsen als Eingang der Nebelhöhle in Sonnenbühl.

Die Nebelhöhle in Sonnenbühl ist eine der ältesten und schönsten Schauhöhlen in Süddeutschland.

Menschen machen Kunst, auch schon vor 40.000 Jahren war das so. In den sechs seit 2017 zum Welterbe zählenden Höhlen im Lonetal und im Achtal lebten vor etwa 35.000 bis 40.000 Jahren Menschen, die dort einzigartige Zeugnisse menschlichen Kunstschaffens hinterließen. Nach jahrzehntelanger Forschung konnten Archäologinnen und Archäologen rund 50 kleine Skulpturen aus Mammutelfenbein und acht Flöten aus den Höhlen vorlegen. Die Fundstücke gehören zu den ältesten Belegen figürlicher Kunst und den weltweit ältesten Musikinstrumenten. Zu sehen sind die Kunstwerke der Eiszeit in verschiedenen historischen Museen in Baden-Württemberg: Das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren beherbergt neben anderen Originalfunden die „Venus vom Hohle Fels“. Im Museum der Universität Tübingen kann unter anderem das 40.000 Jahre alte Vogelherdpferd bewundert werden. Die Vogelherdhöhle selbst ist Teil des Archäoparks Niederstotzingen. Und im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart sind ein Löwenköpfchen aus der Vogelherdhöhle sowie eine Mammutfigur und eine Knochenflöte aus dem Geißenklösterle beheimatet.

welt-kultursprung.de

Fromme Insel am Bodensee

2. Reichenau

Fromme Insel am Bodensee

Luftaufnahme der Klosterinsel Reichenau
Seit 2000 ist die Klosterinsel Reichenau Weltkulturerbe der UNESCO. | © TMBW, Foto: Raatz
Luftaufnahme der Klosteranlage Reichenau. Die Anlage ist von Wohnhäusern umgeben und im Hintergrund ist der Bodensee.

Die Klosteranlage Reichenau hatte im frühen Mittelalter einen großen Einfluss im Heiligen Römischen Reich. 

| © TMBW, Foto: Oliver Raatz
Der Klostergarten mit unterschiedlichen Pflanzbeeten in denen verschiedene Kräuter angebaut werden. Im Hintergrund stehen große Bäume und das Kloster Reichenau.

Der Klostergarten der Insel Reichenau ist immer einen Besuch wert. 

| © TMBW, Foto: Oliver Raatz

Nach dem Ende der Römerzeit verbreitete sich in Europa mit dem Christentum die Kultur der abendländischen Klöster. Auf der Insel Reichenau im Bodensee ist eines der bedeutendsten Zeugnisse des frühmittelalterlichen Mönchtums erhalten. Gleich drei Kirchen aus dem 9. bis 11. Jahrhundert ermöglichen eine Vorstellung vom Klosterleben der Benediktiner und von der religiösen Kunst in der Zeit der Karolinger und Ottonen: Neben der Abteikirche St. Maria und Markus (Reichenau-Mittelzell) und der Kirche St. Peter und Paul (Reichenau-Niederzell) beeindrucken bis heute vor allem die gut erhaltenen Wandmalereien der Georgskirche (Reichenau-Oberzell), die aus der Zeit um das Jahr 1000 stammen. Einen Überblick über die Kunst- und Kulturgeschichte der Klosterinsel bietet das auf drei Standorte verteilte Museum Reichenau. Die UNESCO nahm die Klosterinsel im Jahr 2000 in ihre Welterbeliste auf.

welterbe-reichenau.de  | museumreichenau.de

Le Corbusiers Häuser

3. WeissenhofsieDlung Stuttgart

Le Corbusiers Häuser

Ein modernes weißes Haus ist beleuchtet bei Dämmerung.
Die Le Corbusier Häuser in Stuttgart gehören seit 2016 zum UNESCO Weltkulturerbe. | © TMBW, Gregor Lengler
Zwei moderne weiße Häuser mit Flachdächern.
Die Stuttgarter Weißenhofsiedlung ist der Beginn einer neuen Architekturepoche. | © Weißenhofmuseum, Brigida Gonzalez

Wer hätte geahnt, dass die Werkbund-Ausstellung von 1927 in Stuttgart-Weißenhof der Beginn einer neuen Architekturepoche markieren würde? Stuttgart war in den 1920er-Jahren eines der Zentren des Neuen Bauens in Deutschland. Die Weissenhofsiedlung auf dem Killesberg zeigt bis heute anschaulich, wie die führenden Architekten der Moderne damals das Wohnen veränderten. Wer durch die 1927 im Rahmen einer Werkbund-Ausstellung errichtete Siedlung spaziert, läuft an Bauten namhafter Architekten wie Ludwig Mies van der Rohe oder Hans Scharoun vorbei. Zu den bekanntesten Häusern der Weissenhofsiedlung zählen die beiden Wohnbauten des schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier. Gemeinsam mit weiteren Bauwerken Le Corbusiers in insgesamt sieben Ländern gehören die Stuttgarter Häuser seit 2016 zum UNESCO-Welterbe. Eines der beiden Wohnhäuser ist öffentlich zugänglich: Neben einer Ausstellung über die Geschichte der Siedlung erzählen originalgetreu rekonstruierte Innenräume davon, wie sich Le Corbusier das Wohnen der Zukunft vorgestellt hatte.

weissenhofmuseum.de

Alles wie einst

4. Kloster Maulbronn

Alles wie einst

Außenansicht des Klosters Maulbronn.

Das Kloster Maulbronn gilt als die am vollständigsten erhaltene Klosteranlage des Mittelalters nördlich der Alpen.

| © TMBW
Durch ein einige hohe alte Fenster scheint die Sonne. Vor dem Fenster steht ein großer Baum.

Im Kloster Maulbronn sollen die berühmten Maultaschen erfunden worden sein. 

Luftaufnahme des Klosters Maulbronn.
Das ehemalige Zisterzienserkloster Maulbronn ist beriets seit 1993 Weltkulturerbe der UNESCO. | © TMBW

Von den frühesten Zeugnissen mönchischen Lebens zu einem idealtypischen Kloster des hohen Mittelalters ist es in Baden-Württemberg nicht weit. In der Nähe von Karlsruhe steht mit dem ehemaligen Zisterzienserkloster Maulbronn die wohl intakteste mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen. An kaum einem anderen Ort lässt sich das Alltagsleben der Mönche besser nachvollziehen als in dieser gotischen Anlage, die bereits seit 1993 auf der Welterbeliste steht und schon häufig als Kulisse historischer Filme diente. Nach der Auflösung des Klosters im Zuge der Reformation wurde in Maulbronn eine Klosterschule eingerichtet, aus der so berühmte Schüler wie Johannes Kepler und Hermann Hesse hervorgingen. Sie besteht bis heute.

kloster-maulbronn.de

Das Leben der Vorfahren

5. Pfahlbauten am Bodensee

Das Leben der Vorfahren

Luftaufnahme der Pfahlbauten bei Nacht am Bodensee. Die kleinen Bauten sind beleuchtet.
Die Pfahlbauten am Bodensee gehören seit 2011 zum Weltkulturerbe der UNESCO. | © TMBW
Am Ufer des Bodensees liegen die Pfahlbauten. Durch einen Holzsteg sind die Bauten miteinander verbunden.

Das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen zeigt frühzeitlichen Häuserbau.

| © TMBW
Im Bodensee liegen die Pfahlbauten Unteruhldingen.

Während der Jungsteinzeit wurden die ersten Jäger und Sammler sesshaft.

| © TMBW, Mende

Während der Jungsteinzeit wurden die Jäger und Sammler sesshaft und gründeten die ersten dauerhaften menschlichen Siedlungen. Seit 2011 werden die steinzeitlichen Pfahlbausiedlungen in sechs Alpenländern als grenzüberschreitendes Weltkulturerbe geführt. Mit den archäologischen Fundplätzen am Bodensee und in Oberschwaben liegen einige der am besten dokumentierten Siedlungen dieser Zeit in Baden-Württemberg. Im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee lässt sich das Leben in der Steinzeit auf anschauliche Weise nachvollziehen. Neben den Ufersiedlungen des Bodensees sind auch am Federsee in Oberschwaben gut erhaltenen Spuren der Pfahlbauten konserviert. Das Federseemuseum Bad Buchau erschließt die historischen Funde, bietet während der Grabungssaison (Juli bis September) Führungen zu den Ausgrabungsstätten an und erlaubt einen Blick über die Schultern der Archäologinnen und Archäologen.

pfahlbauten.de | federseemuseum.de

Quellen des Wohlstands

6. Kurstadt Baden-Baden

Quellen des Wohlstands

Vor dem Kurhaus in Baden-Baden laufen ein Mann und eine Frau. Das Kurhaus ist weiß und hat vor dem Eingang viele hohe Säulen.
Kurhaus in Baden-Baden ist ein beliebter Ausflugsort. | © TMBW, Düpper
Luftaufnahme eines kleinen runden Pools in der Friedrichsbad Therme mit kunstvoll verzierten Wänden.
Das Friedrichsbad gehört zu den Thermalbädern in Baden-Baden. | © CARASANA Bäderbetriebe GmbH

Als die europäische Bäderkultur zwischen 1700 und den 1930er-Jahren ihre Blütezeit erlebte, entwickelte sich Baden-Baden zur bedeutenden Kurstadt. Bereits die Römer nutzten die zwölf Thermalquellen der Stadt an der Oos. Seit dem 18. Jahrhundert setzte eine bauliche Entwicklung ein, die Baden-Baden bis heute als Ort der Heilung und Kultur definiert. Das damals von der Altstadt getrennte neue Kurviertel beherbergt unter anderem das Friedrichsbad, das bei seiner Eröffnung 1877 als modernstes Bad Europas galt. Das Kurhaus mit dem Casino brachte der „Sommerhauptstadt Europas“ einst den Ruf als weltweit bedeutendstes Spielebad ein. Baden-Baden prägte eine Atmosphäre, in der Künstlerinnen und Künstler Inspiration fanden. Noch heute gehören Musik und Theater fest zum Kulturleben der Stadt, während die Tradition der Badekuren in den historischen wie modern interpretierten Thermaleinrichtungen fortlebt. 2021 ernannte die UNESCO Baden-Baden und zehn weitere Orte aus sieben Ländern als „Bedeutende Kurstädte Europas“ zum Welterbe.

baden-baden.com

Vom Alltag der Römer

7. Der Limes - Grenzen des Römischen Reiches

Vom Alltag der Römer

Links steht eine Statue, die ihren Arm nach oben hält. Die Statue blickt hinab auf die römische Grenze, den Limes. Im Hintergrund steht das Museum und ein großer Baum.
Der Limes war einst die Grenze des Römischen Reiches. In Aalen gibt es tiefere Einblicke in den Alltag der Römer. | © Stadtverwaltung Aalen | Fotograf Ulrich Sauerborn
Zwei Frauen und ein Mann sitzen auf einer Mauer aus Stein. Sie reden alle zusammen und schauen das Kastellgelände mit den Ausgrabungen an.
Im Limesmueum in Aalen haben Gäste einen guten Blick über das Kastellgelände. | © Stadtverwaltung Aalen | Schwäbische Alb Tourismus | Fotograf Thomas Rathay

Gemeinsam mit dem Hadrianswall in Großbritannien gehört der Limes seit 2005 zur grenzüberschreitenden Welterbestätte „Grenzen des Römischen Reiches“. Im nördlichen Baden-Württemberg verläuft ein 164 Kilometer langer Abschnitt dieses größten archäologischen Bodendenkmals in Europa. Sein Verlauf durch die waldreichen Landschaften der Naturparke Neckartal-Odenwald und Schwäbisch-Fränkischer Wald sowie durch Hohenlohe lädt dazu ein, den Besuch des Limes mit einer Wanderung oder einer Tour auf dem Limes-Radweg zu verbinden. Neben zahlreichen Rekonstruktionen und Museen entlang des Grenzwalls befindet sich das zentrale Limes-Informationszentrum Baden-Württemberg in Aalen. Hier bekommen Interesserte anhand 1.500 Originalfunden einen tollen Einblick in den römischen Alltag.

liz-bw.de

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