Baden-Baden war seit dem 13. Jahrhundert von einer Stadtmauer umgeben. Am Römerplatz führte die vom Murgtal kommende Straße durch das Gernsbacher Tor in die Stadt. Im aufstrebenden Weltbad wurde zu Beginn der 1830er Jahre auf dem verfüllten Stadtgraben eine um die Stadt führende Promenade, benannt nach Großherzogin Sophie von Baden, angelegt. Entlang des mit Kastanien bepflanzten repräsentativen Boulevards entstand, dem Stadtmauerverlauf folgend, eine geschlossene urbane Bebauung.
Die Ostseite des Platzes, benannt nach dem Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt,wird von einem 1842/43 in der Art eines toskanischen Stadtpalastes der Frührenaissance errichteten staatlichen Verwaltungs- und Justizgebäude begrenzt. Die Pläne lieferte der Architekt Friedrich Theodor Fischer (1803 - 1867), Leiter der Oberbauinspektion Karlsruhe. Von 1924 bis 1971 war hier die Polizeidirektion Baden-Baden untergebracht. Auf die einstige Funktion des 2008 erweiterten Gebäudes verweisen die beiden weiblichen Statuen, die das Eingangsportal rahmen: die Personifikationen von Justitia/Gerechtigkeit (li.) und Lex/Gesetz (re.).
Die Mitte des Platzes ziert seit 1985 ein von Friedrich Schinkel entworfener klassizistischer Brunnen. Am südlichen Zugang zum Willy-Brandt-Platz erinnert ein Gedenkstein an die Judenverfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus. Nach der Reichspogromnacht mussten sich am 10. November 1938 morgens vor der Polizeidirektion die zuvor verhafteten jüdischen Männer zu einem Zug formieren, der durch die Innenstadt zur Synagoge führte.